So schmutzig spielte Ferrari in Jerez 1997

Norberto Fontana enthüllt mit fast einem Jahrzehnt Verspätung, wie Ferrari das WM-Finale 1997 gegen Jacques Villeneuve manipulieren wollte

(Motorsport-Total.com) - Um das WM-Finale von Jerez 1997 ranken sich zahlreiche Legenden: Angefangen bei drei zeitgleichen Fahrern auf Pole Position über die Kollision zwischen Michael Schumacher und Jacques Villeneuve bis hin zur Absprache zwischen Williams und McLaren gab es damals fast zu viele Ungereimtheiten, als das man noch an pure Zufälle glauben könnte.

Titel-Bild zur News: Norberto Fontana

Norberto Fontana wurde von Ferrari gebeten, in den WM-Kampf einzugreifen

Über die meisten der Vorfälle von jenem Wochenende kann im Nachhinein sowieso nur spekuliert werden - und was haften blieb, war ohnehin vor allem Schumachers schmutziger Rammstoß in der dadurch legendär gewordenen Dry-Sack-Kurve: Der Ferrari-Pilot wäre bei einem Ausfall von ihm und Villeneuve Weltmeister gewesen, rammte seinen Konkurrenten daher einfach ohne Erfolg und wurde später nachträglich aus der Weltmeisterschaft ausgeschlossen.#w1#

Fontana-Interview sorgt für Schlagzeilen

Unabhängig davon wurden zwischen Ferrari und Williams damals zahlreiche strategische Spielchen gespielt, von denen man die meisten inzwischen längst vergessen hat. Einer kann sich aber sehr wohl noch daran erinnern: Norberto Fontana, seinerzeit Sauber-Pilot und folglich mit Ferrari-Motoren unterwegs. Der Argentinier, der nur bei vier Formel-1-Rennen am Start war, gab nun in seiner Heimat ein viel beachtetes Zeitungsinterview.

"Wir saßen im Motorhome, es waren noch zwei oder drei Stunden bis zum Rennen", erinnerte sich der heute 31-Jährige an jenes Wochenende zurück. "Dann kam Jean Todt herein. Er sagte: 'Es ist eine strikte Anweisung von Ferrari, dass Villeneuve blockiert werden muss, wenn er hinter euch auf der Strecke auftaucht!'" Angeblich soll Todt sogar angedeutet haben, dass man auch gegen eine Berührung nichts einzuwenden hätte.

Mit Todt sprach Fontana nie wieder

Fontana gab ferner zu Protokoll, dass er sein damaliges Verhalten heute bereut, obwohl er Villeneuve eigenen Angaben nach "nur drei bis vier Kurven" lang aufgehalten hat. Allerdings stößt ihm nach wie vor sauer auf, dass Ferrari vor dem Rennen aktive Mithilfe von Sauber verlangt, sich danach aber nie bedankt habe: "Mit Jean Todt", so der Ex-Sauber-Pilot, "habe ich nie wieder ein Wort gesprochen." Das wäre auch schwierig gewesen, denn Fontana fuhr in Jerez seinen letzten Grand Prix...

"Mit Jean Todt habe ich nie wieder ein Wort gesprochen." Norberto Fontana

Inwieweit die Aussagen des Argentiniers ernst zu nehmen sind, sei dahingestellt, man darf jedoch davon ausgehen, dass in den nächsten Wochen und Monaten viele Ex-Wegbegleiter von Schumacher an die Öffentlichkeit gehen werden, um dessen Weste zu beschmutzen. Was davon wahr ist und was nicht, wissen ohnehin nur einige wenige Beteiligte, weshalb es dem Leser selbst überlassen ist, sich von derartigen Geschichten ein Bild zu machen.