• 15.07.2007 17:15

  • von Barbara Welsch

So macht Bridgestone (Reifen-)Druck

Hintergrund: Wie Bridgestone sicherstellt, dass der Reifenluftdruck während eines Formel-1-Rennens möglichst konstant bleibt

(Motorsport-Total.com) - Reifen können die Luft nicht von alleine halten. Dies ist erst in Kombination mit einer entsprechenden Felge möglich. Ein stabiler Reifendruck ist für jeden Reifen wichtig. Bei einem Formel-1-Reifen jedoch muss angesichts der hohen Geschwindigkeiten und Belastungen sicher gestellt sein, dass möglichst keine Luft entweichen kann.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Ein Bridgestone-Mitarbeiter bei der Arbeit im Fahrerlager der Formel 1

"Es gibt viele Stellen, an denen Luft entweichen kann", erläutert Kees van de Grint, Einsatzchef bei Bridgestone. "Schlechter Sitz auf der Felge, Montagefehler, die Form oder Gegenstände, die in den Reifen eingedrungen sind, sind mögliche Ursachen. Wir tun unser Bestes, um mögliche Fehlerquellen auf ein Minimum zu beschränken."#w1#

Heikles Aufziehen auf die Felge

Und der Holländer erklärt weiter: "Das Aufziehen des Reifens auf die Felge ist eine schwierige Aufgabe, weil dabei leicht der Reifenwulst beschädigt werden kann. Kommt es dort zu minimalen Beschädigungen und wird der Ingenieur nicht informiert, dass der Reifen ausgetauscht wird, kann Luft entweichen. Bei 300 km/h können die Konsequenzen ziemlich drastisch sein."

In der Formel 1 muss jeder seine beste Leistung bringen und jedes Teil muss ganz bestimmte Anforderungen erfüllen. Bridgestone montiert die Reifen auf die Felgen, die von den einzelnen Teams geliefert werden. Die Felgen stammen von verschiedenen Herstellern, daher stellt jede von ihnen eine besondere Herausforderung dar.

"Eine Felge ist nicht gleich eine Felge in der Formel 1", erläutert van de Grint. "Sie ist Teil des Autos und dient gleichzeitig zur Verbesserung der Bremskühlung und Aerodynamik. Zudem spielt ein möglichst geringes Gewicht in diesem Bereich eine große Rolle. Die Felgen sind extrem dünn. Ich kann mich an eine Situation erinnern, bei der ein Fahrer ein Bremsproblem hatte und die Temperaturen in der Folge so stark anstiegen, dass die Felge fast geschmolzen ist. Die Felge ähnelte danach mehr einem Ei, so dass die Luft entweichen konnte."

In den Felgen befindet sich eine Bohrung für das Ventil, das zum Auffüllen, Leeren und Ändern des Luftdrucks dient. Auch dort kann Luft entweichen. Das Ventil selbst muss so konzipiert sein, dass keine Luft entweichen kann, und auch eine Ventilkappe ist ein wichtiger Faktor.

Dies bestätigt auch der Einsatzchef: "Eine Ventilkappe ist bei den Geschwindigkeiten absolut wichtig - auch bei Straßenautos übrigens. In der Formel 1 liegt dies im Verantwortungsbereich der Teams. Das klingt sehr einfach, aber bei dem Stress an einem Rennwochenende wird das schon manchmal vergessen. Das kann zum Beispiel in der Startaufstellung passieren, wenn nach der Überprüfung des Luftdrucks in der Hektik vergessen wird, die Kappe wieder aufzuschrauben."

Oftmals Schäden durch Wrackteile

Hauptursachen für einen Verlust des Reifendrucks sind jedoch - abhängig vom verwendeten Reifenfüllgas - Gegenstände, die den Reifen durchdringen und so einen Plattfuß auslösen können. "Leider liegen immer irgendwelche kleinen Trümmer auf der Strecke, die den Reifen aufschlitzen können", so van de Grint. "Für mich spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um einen Nagel oder ein Karbonteil handelt. Der Reifen ist beschädigt und verliert Luft. In diesem Fall ist die Ursachenforschung für uns allerdings recht einfach."

Ein Verlust des Reifenfülldrucks führt immer zu Problemen, weil die Reifen für einen bestimmten Luftdruck ausgelegt sind und sehr hohen Belastungen ausgesetzt sind. "Ist der Reifendruck zu gering, kann die Karkasse aufbrechen, was für uns nur sehr schwer zu entdecken ist. Wir hatten so einen Fall in Barcelona, wo der Reifendruck bei einem Auto ständig abnahm und schließlich zu einer Zerstörung des Reifens führte", erklärt der Bridgestone-Einsatzchef.

Und er fährt fort: "Zum Glück verfügen alle Teams über Reifendrucksensoren, so dass sie das Auto rechtzeitig in die Box holen können. Ansonsten können wir anhand der aufgezeichneten Daten das Problem analysieren und abwarten, ob sich der Reifendruck wieder stabilisiert, erhöht oder sogar weiter abnimmt. Auf diese Art und Weise können wir versuchen zu verstehen, warum der Fehler aufgetreten ist."

Es gibt also viele mögliche Ursachen für einen Verlust des Reifendrucks, und bei über 2.000 Reifen, die Bridgestone zu jedem Rennen mitbringt und Tausenden von Runden bei hoher Geschwindigkeit während eines Rennwochenendes ist es ein Wunder, dass nicht mehr Luft entweicht.