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Smith: "Unser Wagen ist KERS-kompatibel"
Design-Direktor Mark Smith von Force India über die Herausforderungen des neuen Reglements, die Testbeschränkungen und den Einsatz von KERS
(Motorsport-Total.com) - Force India wird 2009 einmal mehr mit Adrian Sutil und Giancarlo Fisichella an den Start gehen - aber zugleich mit einem rundum veränderten technischen Paket. Statt Ferrari-Motoren kommen künftig Mercedes-Aggregate zum Einsatz und die Getriebeeinheit wird ab sofort aus dem Hause McLaren geliefert. Im Teaminterview erklärte Force Indias Design-Direktor Mark Smith, wie die der Rennstall die Neuerungen implementieren konnte und ob das Team 2009 KERS an Bord haben und nutzen wird.

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Mark Smith rechnet fest damit, dass die Renn-Freitage fleißig genutzt werden
Frage: "Mark, abgesehen von den Aerodynamikregeln - was sind die großen Unterschiede für Force India im Vergleich zu 2008?"
Mark Smith: "Aus der Sicht von Force India ist natürlich die große Veränderung, dass wir den neuen Motor von Mercedes-Benz beziehen und das Getriebe von McLaren. Als wir diese Partnerschaft am 10. November offiziell gemacht haben, mussten wir unsere Pläne recht deutlich anpassen. Es ist nicht damit getan, neue Teile zu bekommen und diese dann einfach einzubauen."#w1#
Straffer Zeitplan bei Force India
"Das Getriebe hatte zum Beispiel leicht andere Aufsätze bei der Aufhängung und als wir die Hinterrad-Aufhängung austauschten hatte das natürlich auch Auswirkungen auf die Front. Außerdem mussten wir den Tank abändern und das Kühlsystem. Das sind zwar alles an sich große Veränderungen, aber keine solchen Unterschiede wie Tag und Nacht, wie man sie bei der Aerodynamik sehen kann."
Frage: "Wie du schon sagtest: Der Deal wurde im November bekannt gegeben. War die größte Herausforderung dabei der Zeitplan?"
Smith: "Einen neuen Motor und ein neues Getriebe einzupassen ist eigentlich kein wirklich großes Problem - tatsächlich erwies sich der Zeitplan als der größte Faktor. Bis dahin waren wir mit unseren Vorbereitungen für 2009 schon sehr weit fortgeschritten und mussten dann alles an die neuen Zulieferer anpassen. Damit hätte man normalerweise im August begonnen, also mussten wir alles in fünf Monate pressen. Alle haben richtig hart geschuftet, damit das klappt und wir letztendlich ein besseres Paket erhalten. Die Veränderungen sind also eher positiv als negativ."
Frage: "Was genau beinhaltet die Partnerschaft mit McLaren-Mercedes?"
Smith: "Wir haben bei der Verkündung unseres Deals betont, dass es dabei um die Lieferung von Motoren, Getrieben, Hydrauliksystemen und KERS für Force India geht."
Frage: "Wird Force India KERS in diesem Jahr einsetzen?"
Smith: "Unser Wagen ist KERS-kompatibel. Ob wir das System einsetzen oder nicht, wird gemeinsam von Force India, McLaren und Mercedes entschieden."
Acht Testtage für Sutil und Fisichella vor Saisonbeginn
Frage: "In diesem Jahr kehren die Slicks zurück. Hat das einen Einfluss auf das Design?"
Smith: "Wenn eine neue Reifenmischung zum Einsatz kommt, dann hat das ganz klar einen Einfluss - vor allem, wo wir auf Slicks nicht so viele Erfahrungen sammeln konnten. Es gibt eine Reihe von Lösungen, die man am Sturz oder der Aufhängung anbringen kann. Außerdem kann man auch die Aufhängungsgeometrie verändern. Momentan sind wir allerdings auf die Informationen von früheren Tests angewiesen - oder eben auf die Daten, welche uns Bridgestone zur Verfügung stellt. Diese kleinen Dinge können recht tiefgreifende Auswirkungen haben."

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Giancarlo Fisichella drehte am 1. März in Jerez die ersten Testrunden im VJM02 Zoom
Frage: "Hatten die neuen Partnerschaften einen sichtbaren Einfluss auf eure Belegschaft? Habt ihr das Team in irgendeiner Weise restrukturiert?"
Smith: "Sämtliche Vorteile haben wir bislang noch gar nicht ausmachen können, denn wir haben mit dem neuen Wagen die ganze Zeit Vollgas gegeben. Bisher war allerdings alles sehr positiv. Die Beziehung war hervorragend und wir sind gut vorangekommen, wenn man die Zeitspanne bedenkt, in der wir nun zusammenarbeiten. Für Gesprächsstoff sorgte vor allem, wie wir die Entwicklung angehen, wie wir neue Elemente ausprobieren wollen und wie wir deutliche Verbesserungen einführen können. Dieser Prozess verläuft aber bestens."
Frage: "Aufgrund der recht späten Präsentation wird die Testarbeit wichtiger denn je sein. Wie lauten die Planungen?"
Smith: "Wir werden acht Testtage haben und zusätzlich zwei Shakedowns. Der erste Shakedown hat schon am 25. Februar in Silverstone stattgefunden und hat uns erlaubt, größere Baustellen zu erkennen und die Systeme zu checken. Beim Test in Jerez wird es darum gehen, das Abtriebsniveau des Wagens kenne zu lernen und ein Feedback zur Fahrbarkeit zu erhalten. Nach diesen Testfahrten werden wir dann sehen, wo wir stehen und können uns etwaigen Problemen widmen, um rechtzeitig vor Melbourne ein Setup festzulegen. Dann werden wir vom 9. bis zum 12. März noch in Barcelona unterwegs sein.
Testprogramm umfasst nur das Nötigste
Frage: "Könnte das späte Debüt zum Problem werden?"
Smith: "Idealerweise würde man mehr Tests haben wollen, aber das ist nicht weiter dramatisch. Einer der größten Nachteile wird hingegen sein, dass wir die Haltbarkeit einzelner neuer Teile nicht kennen. Normalerweise würden wir im Rahmen der Wintertests viel mehr Kilometer mit diesen Elementen abspulen, um sie unter Rennbedingungen zu testen. Aber da wir nur acht Tage Zeit haben, können wir das nicht machen. Daher werden wir den Versuchen auf dem Prüfstand sowie den Grands-Prix-Freitagen erhöhte Aufmerksamkeit zukommen lassen."
Frage: "Wird das Testverbot die Entwicklung von Teams wie Force India behindern, die ihr Auto erst spät vorgestellt haben?"
Smith: "Dadurch, dass wir keine Testfahrten haben, wird unser Leben nicht gerade leichter. Man sollte aber niemals in die Situation kommen, wo man ein Teil auf das Auto packt und Zweifel daran hat. Dafür würde man eigentlich einen Test haben wollen, um eher die Zuverlässigkeit und die Haltbarkeit zu überprüfen, als die reine Funktionalität."
"Das bedeutet also, dass wir in Punkte Zuverlässigkeit viel klüger agieren müssen und auch, dass die Freitage künftig wertvoller denn je sein werden. Ich denke, wir werden viel richtige Action erleben - zum Beispiel Setuparbeiten, Entwicklungsfahrten und viele abgespulte Kilometer statt nur einigen Runden für Reifenvergleiche. Das wird die Wochenenden sicherlich viel aufregender machen."

