Smedley: "Einer muss die Verantwortung übernehmen"

Rob Smedley will es mit Williams zurück an die Spitze schaffen und ist glücklich darüber, dass er in seiner neuen Funktion so eine große Verantwortung tragen darf

(Motorsport-Total.com) - Fast zehn Jahre war Rob Smedley ein Teil der Ferrari-Familie, seit Anfang dieser Saison arbeitet der 40-Jährige nun für Williams. Als Leiter der Fahrzeug-Performance hat er dort eine große Verantwortung, will in dieser Rolle allerdings nicht den Diktator spielen, sondern von der Erfahrung seiner Kollegen profitieren, um das Team so gemeinsam wieder zurück an die Spitze zu bringen.

Titel-Bild zur News: Rob Smedley

Rob Smedley ist mit seiner neuen Position bei Williams sehr zufrieden Zoom

"Wir sind alle an der Entscheidung beteiligt. Nur weil ich die Verantwortung trage, heißt das nicht, dass ich nur dasitze und die Leute herumkommandiere", erklärt Smedley und ergänzt: "Wir sind ein Team und haben in gewissen Bereichen eine Menge Erfahrung." Denn nicht nur Smedley hat seine langjährige Formel-1-Erfahrung mit nach Grove gebracht, mit Felipe Massa und Pat Symonds kamen unter anderen ein weiterer gestandener Fahrer und Ingenieur.

"Es geht darum, mithilfe der Informationen, der Erfahrung, der Intelligenz und dem Wissen deiner Leute die beste Entscheidung zu treffen", erklärt Smedley, fügt allerdings hinzu: "Trotzdem muss letztendlich eine Person die Verantwortung übernehmen. Es ist nicht gut, wenn du nur sagst: 'Er hat dies falsch gemacht, er hat das falsch gemacht. Er war nicht gut heute und ich stehe über allen und bin nicht verantwortlich.'"

"Es ist ein fortlaufener Prozess"

"Ich bin ziemlich glücklich, dass ich die Verantwortung für die Ereignisse übernehmen kann. Wie zum Beispiel in China, als wir den Boxenstopp vermasselt haben." Da patzte die Crew beim Reifenwechsel, was Massa einen möglichen Podiumsplatz kostete. Anschließend stellte sich Smedley umgehend vor sein Team und nahm die Schuld dafür auf sich.

Insgesamt ist 2014 ein deutlicher Aufwärtstrend bei Williams erkennbar, der in Spielberg seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Dort holte Valtteri Bottas Rang drei und damit den ersten Podiumsplatz für das Team aus Grove seit über zwei Jahren. Smedley ist das allerdings noch lange nicht genug, er möchte mit Williams wieder dorthin zurück, wo das Team in den Neunzigerjahren war: an die Spitze.

"Wie ich schon mehrfach sagte, liegt nichts im Argen", berichtet Smedley und erklärt: "Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern, aber sobald man einmal das Level erreicht hat, wo man gerne sein möchte, setzt man sich ein Ziel für die nächste Woche und die übernächste. Es ist ein fortlaufender Prozess."


Fotos: Williams, Großer Preis von Großbritannien


"Wenn man sich die Teams ansieht, die in der Vergangenheit den Sprung nach oben geschafft haben, dann blickt man natürlich auf Red Bull. 2009 hatten sie ein sehr gutes Auto, aber sie haben operativ einige Fehler gemacht. Im Jahr davor hatten sie kein besonders gutes Auto. Oder nehmen wir Mercedes und ihre Honda- und Brawn-Tage. Sie haben operativ auch einige Fehler gemacht."

Der lange Weg an die Spitze

Mittlerweile seien die Silberpfeile aber auch in dieser Hinsicht deutlich stabiler. Smedleys Fazit lautet daher: "Du musst einen Prozess durchlaufen, wenn du zu einem Weltklasseteam werden möchtest, und das machen wir gerade." Wie lange dieser Prozess dauern wird, das verrät Smedley nicht. Zum Vergleich: Red Bull holte knapp sechs Jahre nach seinem Formel-1-Einstieg den ersten Titel, bei Mercedes könnte es nun im fünften Jahr klappen.

"Es ist schwierig zu sagen, was man morgen, nächste Woche oder in einem Monat erreichen möchte", erklärt Smedley und ergänzt: "Man muss darauf achten, was einen wirklich nach vorne bringen wird, wo man im Rennen viele Punkte verliert. Die nimmt man sich zuerst vor, denn das sind normalerweise die peinlichsten. Die musst du erst einmal in den Griff bekommen, bevor du dir andere Dinge anschaust."

"In diesem Prozess setzen wir uns zusammen und reden ganz rational darüber. Ich spreche täglich mit Pat Symonds und wir entscheiden, wo wir hingehen möchten und wo wir uns verbessern müssen, was dringend ist und was man auch auf das nächste Jahr verschieben kann. Dieser Prozess ist nicht einfach und sehr dynamisch."

"Wir durchlaufen einen Prozess, der teilweise auch schmerzhaft sein kann." Rob Smedley

"Wenn sich die Richtung ändert, dann muss man sozusagen auch den Kurs des Schiffs anpassen und sich vielleicht auf etwas konzentrieren, das vor einem Monat noch nicht ganz oben auf der Liste stand. Wenn deine Richtung stimmt, dann werden die Dinge früher oder später funktionieren. Es geht aber nicht von heute auf morgen, wir durchlaufen einen Prozess, der teilweise auch schmerzhaft sein kann."