Singapur: Für Vettel zählt der Sieg - noch nicht der Titel
Einen besseren Platz für Sebastian Vettels vorzeitigen Titelgewinn kann es kaum geben: In Singapur hat er seinen ersten WM-Matchball
(Motorsport-Total.com/SID) - Die Felgen poliert, die Wagen kontrolliert, die Box installiert: Bis tief in die Nacht putzte sich Red Bull in Singapur für den ersten Matchball von Weltmeister Sebastian Vettel heraus und checkte dabei jedes Detail - bei den abgeschlagenen Verfolgern waren da schon die Boxentüren zu. Symptomatischer ging es am Mittwochabend, vier Tage vor dem Nachtrennen auf dem Stadtkurs von Singapur nicht.

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Sebastian Vettel jubelte zuletzt in Monza und will nun auch in Singapur siegen
Sebastian Vettel kennt eine WM-Feier unter Flutlicht schon. Was ihm im vorigen Jahr beim Herzschlag-Finale in Abu Dhabi gelang, kann der Weltmeister schon am Sonntag viel entspannter wiederholen. Das einzige komplette Nachtrennen der Formel 1, das Chef-Promoter und Vettel-Fan Bernie Ecclestone gerne als das neue Kronjuwel seiner Königsklasse sieht, wäre die perfekte Bühne für Vettels zweite Titel-Show. Im 14. von 19 Rennen (73,7 Prozent) könnte Vettel seine Saison krönen und die schnellste Weltmeisterschaft seit Michael Schumachers Rekord von 2002 (11. von 17 Rennen, 64,9 Prozent) feiern.
Der souveräne Spitzenreiter selbst schaut nicht auf die WM-Wertung oder Rechenspiele. Vettel will am Sonntag im Lichtermeer von Singapur nur eines: zum ersten Mal auf dem Stadtkurs gewinnen. "Singapur ist für alle von uns was Besonderes. Das einzige echte Nachtrennen. Ich liebe die Strecke, eine der anspruchsvollsten überhaupt. Sie ist sehr herausfordernd. Es wird ein langes Rennen, sehr heiß", sagt Vettel.
Sein Teamchef Christian Horner traut ihm den Sieg natürlich zu, weil Vettel durch den Last-Minute-Titel des Vorjahres nach Meinung des Briten noch stärker geworden ist. "Da passt einfach alles zusammen. Sebastian zeigt in diesem Jahr eine phänomenale Konstanz, er arbeitet auf einem sehr, sehr hohen Level", sagt Horner.¿pbvin|512|4099||0|1pb¿
In Singapur hatte Vettel im Vorjahr - nach einem kleinen Fehler im Qualifying - Pole-Position und Sieg Ferrari-Pilot Fernando Alonso überlassen müssen, was ihn offenbar immer noch ein bisschen wurmt. "Letztes Jahr waren wir schon ganz nah dran. Wir hatten auf jeden Fall den Speed, zu gewinnen, aber es halt leider nicht ganz gereicht", sagt Vettel: "Vielleicht klappt es ja dieses Mal. Es ist ein schöner Grand Prix und der Sieg es wäre schon was Spezielles." Wie schon seine Premieren-Erfolge in Monte Carlo und Spa sowie der - nicht wirklich erwartete - erste Red-Bull-Triumph zuletzt in Monza.
Setzt der Heppenheimer seinen Plan in die Tat um, liegt es an Alonso, McLaren-Pilot Jenson Button und Vettels Teamkollegen Mark Webber, die Krönungszeremonie zumindest noch ein bisschen zu verzögern. Der Spanier Alonso, der vor 2010 in Singapur auch schon bei der Premiere 2008 nach dem inszenierten Unfall seines damaligen Renault-Kollegen Nelson Piquet gewonnen hatte, müsste dafür Dritter werden, Button oder Webber auf Platz zwei landen.
Was nach Meinung des früheren Formel-1-Piloten Christian Danner nicht passieren wird. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sebastian in Singapur gewinnt und deswegen Weltmeister wird. Zurzeit läuft es so rund bei ihm", sagt Danner, der die erfolgreiche Titelverteidigung noch höher bewerten würde als die erste WM, "weil das Feld in diesem Jahr von den Fahrzeugen her sehr ausgeglichen ist". Bei den Konkurrenten meint Danner auch schon Resignation ausgemacht zu haben.
"Rennfahrer sind zwar allesamt Alpha-Tiere, aber auch Realisten. Die gesamten Verfolger wissen, dass die WM verloren ist. Die gehört Sebastian", sagt Danner. "Er ist so dermaßen weit vorne, eine Klasse für sich." Vettel selbst, der der jüngste zweimalige Weltmeister und erst der neunte Champion wäre, der seinen Titel erfolgreich verteidigt, sieht sich selbst "in einer sehr guten Position, die wir uns auch verdient haben, weil wir sehr hart gearbeitet und wenig Fehler gemacht haben." Vettel: "Jeder würde gerne mit uns tauschen."

