• 08.07.2003 16:25

  • von Marco Helgert

Silverstone: Noch mehr Probleme

Silverstone bangt noch immer um das Formel-1-Rennen und verlangt mehr Unterstützung - andere Strecken werden verkauft

(Motorsport-Total.com) - Die Serie der Hiobsbotschaften für die englische Traditionsrennstrecke in Silverstone reißt einfach nicht ab. Zu Beginn des Jahres wurde es bereits angekündigt, doch nun ist es offiziell: Brands Hatch Circuits Ltd. ? vormals Octagon Motorsports ? möchte die Rennstrecken Brands Hatch, Oulton Park, Snetterton und Cadwell Park wieder verkaufen. Die Mutterfirma Interpublic verabschiedet sich damit aus dem Motorsport. Silverstone wird gehalten, zumal es einen Vertrag mit dem BRDC gibt.

Titel-Bild zur News: Silverstone

Die Strecke in Silverstone steht vor massiven Problemen und verlangt Hilfe

Ein Verkauf allein wäre nichts Negatives, zumal Brands Hatch Circuits Ltd. ohnehin in der Kritik steht, die Strecken können aber unter einem neuen Eigentümer auch anderen Zwecken dienen, beispielsweise als Industrie- oder Wohnanlagen. Ein Sprecher von Jones Lang LaSalle, die den Verkauf lenken, bestätigte jedoch, dass man versuche, einen Investor zu finden, der weiterhin Rennen ermöglicht.

Damon Hill und Nigel Mansell sollen helfen

Derweil wehrt sich der BRDC (British Racing Drivers' Club) noch immer gegen die Kritik, die ihm widerfährt. Von den finanziellen Mitteln soll vieles nicht in die Streckenverbesserung von Silverstone geflossen sein. Seit Jahren hat sich an der Piste nur sehr wenig getan. Martin Brundle, Vorsitzender des BRDC, übte nun auch Kritik an zwei prominenten Fahrerkollegen: Damon Hill und Nigel Mansell.

"Damon und Nigel hätten bei der Kampagne helfen können ? man sollte nicht immer auf Silverstone herumhacken, sondern helfen", erklärte Brundle. "Der BRDC war für uns da, als wir aufstrebende Fahrer waren. Einige haben die Ehre und die Lobhudelei gerne angenommen, und nun ist die Zeit gekommen, etwas davon zurückzuzahlen."

"Es ist eine Enttäuschung, dass nicht mehr Hilfe aus diesem exklusiven Klub kommt, von anderen Formel-1-Fahrern, die viel von diesem Sport profitiert haben", fuhr der 44-Jährige fort. "Ein Grand Prix in Großbritannien ist nicht garantiert ? nichts ist für ewig. Wir können uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, wenn wir nichts tun, dann werden wir das Rennen verlieren."

Springt die britische Regierung als Geldgeber ein?

Gerade die Kritik von Bernie Ecclestone, welcher dem BRDC Geldverschwendung vorwarf, hat Brundle hart getroffen. "Es scheint sehr einfach zu sein, den britischen Grand Prix und Silverstone aus dem Kalender zu werfen ? es ist fast zu einem Volkssport geworden. Aber jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er das möchte oder nicht. Wenn man alles glaubt, was man liest, dann ist Silverstone eine Peinlichkeit, und dieser Meinung bin ich nicht."

Die Formel 1 wird sich auch in den nächsten Jahren immer weiter globalisieren, europäische Rennstrecken bangen um ihre Formel-1-Rennen. Mit Bahrain und China werden 2004 zwei neue Rennen in den Kalender aufgenommen werden. "All diese neuen Strecken wurden mit Geld der Regierungen gebaut", erklärte Brundle. "Ich sage nicht, dass es bei uns auch so sein sollte, ich möchte nur klarstellen, dass wir damit konfrontiert werden."

Eine Entscheidung der Regierung wird in den nächsten Wochen fallen, doch auch in Großbritannien muss gespart werden, wenngleich andere Sportarten, wie zum Beispiel Kricket, weiter unterstützt werden. "Ich denke, dass auch die Industrie helfen wird. In welcher Form und in welchem Umfang wird sich aber noch zeigen müssen. Die Formel 1 bringt viel Geld in die Kassen, aber niemand sonst investiert etwas. Genau das versuchen wir jetzt. Der BRDC könnte mehr tun, aber wer sonst tut überhaupt etwas?"