• 21.06.2006 11:12

"Silberpfeile" wollen sich weiter steigern

An eine Wiederholung des Vorjahressieges in Kanada glaubt nicht einmal das McLaren-Mercedes-Team selbst - Leistungssteigerung soll erkennbar sein

(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr lag Kimi Räikkönen vor dem Kanada-Grand-Prix 22 Punkte hinter Fernando Alonso in der Weltmeisterschaft zurück. Nach dem Rennen in Montréal sah die Situation wieder weit besser aus: Der Finne gewann auf der Île Notre-Dame, Alonso fiel aus. In diesem Jahr aber ist der Kampf um den Titel schon fast außer Reichweite. Dennoch wollen Räikkönen und Juan-Pablo Montoya zumindest eine gute Figur abgeben.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Vorjahressieger Kimi Räikkönen möchte in Kanada zumindest auf das Podest

"Die langen Geraden in Montréal, auf denen wir Geschwindigkeiten von rund 325 km/h erreichen, münden in sehr langsame Kurven. Deshalb kommt es hier mehr als auf anderen Rennstrecken auf eine optimale Balance an", erklärte der Finne. "Denn wenn man am Kurvenausgang nicht voll beschleunigen kann, verliert man auf den Geraden eine Menge Zeit."#w1#

"Wegen der hohen Geschwindigkeiten fahren wir auf dem 'Circuit Gilles Villeneuve' mit wenig Abtrieb. Den geringen Grip des Belages gleichen wir mit einer weicheren Michelin-Reifenmischung wieder aus. Das ist in Montréal möglich, weil es hier keine schnellen Kurven gibt, in denen die Reifen hohen Fliehkräften ausgesetzt sind. Da die Leitplanken teilweise sehr nahe an der Strecke stehen, muss man sehr präzise fahren."

Montoya, im Vorjahr disqualifiziert, freut sich auf das Rennen in Montréal. "Der 'Circuit Gilles Villeneuve' stellt von allen Rennstrecken im Formel-1-Kalender die höchsten Anforderungen an die Bremsen", erklärte er. "Wir werden deshalb mit größeren Kühlluftöffnungen fahren. Mit veränderter Gewichtsverteilung und Aerodynamik können wir die Bremsleistung zusätzlich verbessern."

"Daneben kommt es hauptsächlich auf guten Topspeed an, dann hat man zum Beispiel am Ende der langen Geraden vor der Schikane eine Überholmöglichkeit. Ich fahre sehr gern in Montréal", so der Kolumbianer weiter. "Die Strecke liegt nahe an der Stadt und die Stimmung hier ist fast wie bei einem Volksfest."

Auf das erste Rennen in Nordamerika bereitete sich das McLaren-Mercedes-Team mit Testfahrten in Le Castellet vor. "In der vergangenen Woche haben wir drei Tage in Paul Ricard getestet", erklärte McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh. "Dabei sind Kimi, Pedro (de la Rosa) und Gary (Paffett) insgesamt über 2.600 Kilometer gefahren. Wir haben noch nicht das Maximum aus dem MP4-21 herausgeholt und testen deshalb intensiv weiter. Das ganze Team arbeitet konzentriert, damit wir zu unseren Gegnern aufschließen."

Ein Aufwärtstrend sei aber bereits erkennbar. "Die Startposition in der ersten Reihe und der Podiumsplatz in Silverstone zeigen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen", ist Whitmarsh überzeugt. "Der kanadische Grand Prix beansprucht das Material sehr stark und besonders wichtig ist die Bremskühlung. Durch die Insellage der Rennstrecke gibt es hier wechselweise Gegen- und Rückenwind. Dabei eine gute Abstimmung zu finden ist eine schwierige Aufgabe für Ingenieure und Fahrer."

"Die Strecke auf der Île Notre-Dame ist kein permanenter Rennkurs und stammt, genauso wie das imposante Ruderbecken hinter dem Fahrerlager, aus der Zeit, als in Montréal 1976 die Olympischen Sommerspiele stattfanden", erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Weil auf dem Kurs selten gefahren wird, gibt es wenig Grip. Für die Bremsen und deren Kühlung ist diese Strecke die anspruchvollste, was mit steigender Spritladung natürlich noch verstärkt wird. Zwei Drittel einer Runde wird mit Vollgas gefahren, etwas weniger als zuletzt in Silverstone also."

"Wir müssen alle hart arbeiten, um aus eigener Kraft wieder so siegfähig wie im letzten Jahr zu werden, fünf Podiumsplätze in bisher acht Rennen spiegeln nicht wieder, was in der Mannschaft steckt und was wir uns vorgenommen haben", fuhr er fort. "Diese Steigerungen sind nicht von heute auf morgen zu vollziehen, aber sie werden in einem überschaubaren Zeitraum vollzogen sein."