• 04.02.2011 19:22

  • von Britta Weddige

Senna: "Ich will zeigen, was ich kann"

Bruno Senna will als Ersatzfahrer bei Renault weiter in der Formel 1 Fuß fassen - Lieber diese sichere Option, als weiter Lotterie zu spielen

(Motorsport-Total.com) - Als Renault in Valencia den R31 enthüllt hat, richteten sich einige verwunderte Blicke auf die Ersatzfahrer neben den Stammpiloten Robert Kubica und Witali Petrow. Da stand Bruno Senna, dessen Formel-1-Karriere viele nach seinem Aus bei HRT schon für beendet erklärt hatten. Sein Name war auch in den Spekulationen darum, wer bei Renault einen Job ergattern könnte, nicht gefallen.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Bruno Senna hofft, dass der Job bei Renault ihm neue Chancen eröffnet

Mit seinen 27 Jahren rückt der Neffe von Ayrton Senna nun wieder zurück ins zweite Glied. Aber er ist froh, überhaupt noch in der Königsklasse dabei zu sein. Und da die Plätze für Stammfahrer mehr als beschränkt sind, war die Rolle des Ersatzfahrers bei Renault Sennas beste Option. Und diese Option möchte er nun so gut wie möglich nutzen. Der Brasilianer wird in dieser Saison bei allen Rennen vor Ort sein, da er erster Reservist ist, falls Kubica oder Petrow ausfallen. Zudem kann er in einem älteren Formel-1-Renault testen, um seine Fahrpraxis zu behalten.

Und was Senna auch noch wichtig ist: Er hat nun erst einmal ein bisschen Planungssicherheit. Der Brasilianer hat bewegte Jahre hinter sich. Er entschied sich spät, Rennfahrer zu werden. 2004 fuhr er seine ersten Rennen in der Formel BMW, es folgte die Formel 3 und zwei Jahre später, 2007 die GP2. Ende 2008 konnte er sich Hoffnungen machen, bald Rubens Barrichello bei Honda zu ersetzen. Doch dann stieg Honda aus, aus dem Team wurde Brawn.

Senna hoffte weiter auf das Cockpit und verzichtete deshalb auf ein Angebot von Addax, in der GP2 auf Titeljagd zu holen. Aber Barrichello blieb, und als dies entschieden wurde, war es für Senna zu spät, sich etwas anderes zu suchen. Stattdessen fuhr er 2009 im Oreca-Sportwagen. 2010 gelang ihm bei HRT endlich der Sprung in die Formel 1. Doch das Newcomerteam fuhr hinterher, Erfolgserlebnisse blieben aus.

"Diese Chance bei Renault ist eine tolle Art, den Dingen wieder eine neue Dynamik zu geben. Manchmal geht diese Dynamik verloren, wenn man zu oft das Falsche macht. Das war es dann. Aber ich denke, dass wir noch ein paar Möglichkeiten haben", sagt Senna gegenüber 'Autosport'. "Es kann eine große Lotterie sein, je nachdem wohin man geht. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren ziemlich viel gepokert. Manchmal muss man sich für die sichere Option entscheiden. Hier dreht sich alles um Sicherheit."

"Wir haben in den vergangenen beiden Jahren ziemlich viel gepokert." Bruno Senna

Der Brasilianer ist zwar in seinem Alter kein "Jungstar" mehr, aber er arbeitet hart dafür, sich weiter zu entwickeln und auf die aufzuholen, die schon als Teeanager in Formel-Rennern über die Rennstrecken heizten. Wir man zusammen mit Ingenieuren einen Rennwagen entwickelt, hat er sich im Sportwagenprogramm von Oreca angeeignet. Alles Weitere ist reine Erfahrungssache.

"Ich bin mir sicher, dass ich in Sachen Erfahrung noch aufholen muss", räumt Senna ein. "Im vergangenen Jahr gab es ein paar Situationen, in denen ich bei Entscheidungen zu Reifen oder ähnlichem hätte besser agieren können. Aber ich habe mich enorm verbessert und war am Jahresende wesentlich schneller und konstanter." Dazu gibt er zu bedenken, dass es seine Karriere in den vergangenen Jahren an Konstanz gemangelt hat. "Ich war zwei Jahre in der Formel 3, zwei Jahre in der GP2 und danach bin ich von einem Job zum anderen gezogen. Sobald ich ein kontinuierliches Programm habe, kann ich mich sicher sehr gut entwickeln", meint Senna.

Gelernt hat er auch bei HRT, obwohl es rein sportlich für einen aufstrebenden Piloten alles anderes als ein erfüllendes Jahr war. Die Performance der Autos war nicht gut, dazu kamen technische Probleme, die manchmal dafür sorgten, dass auch gute Leistungen vorzeitig ein Ende fanden. So wie in Monaco, wo Senna auf Platz zwölf liegend mit Hydraulikschaden ausschied. Aber Senna konnte sich damit vertraut machen, wie die Formel 1 funktioniert.


Fotos: Präsentation des Renault R31


Zudem sieht er sich durch die vergangenen beiden Jahren auch mental gestärkt. Er habe Zeiten hinter sich, die manchmal sehr schwierig waren. Aber aufgegeben habe er nie, selbst wenn seine Situation alles andere als ermutigend war. Und dass er es nun nach den Pleiten, die er erlebt hat, als Ersatzfahrer zu einem Topteam wie Renault geschafft hat, ist für Senna "schon wie ein großer Sieg."

"Wenn ich den Job gut machen kann, dann bekomme ich hier vielleicht eine Chance." Bruno Senna

Jetzt will er die Chance, die sich bei Renault bieten könnte, nutzen. "Wir haben uns alles sehr genau überlegt", sagt Senna. "Wir haben uns jede Möglichkeit angeschaut, die sich geboten hat. Eric Boullier hat sehr viel Vertrauen in mich, denn er hat mich in der GP2 gesehen und weiß, was ich kann. Er hat mir die Chance gegeben, ein Teil hiervon zu sein. Und hoffentlich kann ich das Auto fahren, um zu zeigen, was ich kann. Ich bin sicher: Wenn ich den Job gut machen kann, dann bekomme ich hier vielleicht eine Chance."