Sebastian Vettel: Dachte kurz, ich kriege Hamilton noch

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel ist mir seinem zweiten Platz in Sotschi rundum zufrieden - Nach schleppendem Start findet er die richtige Strategie

(Motorsport-Total.com) - An der silbernen Spitze und Rennsieger Lewis Hamilton konnte Sebastian Vettel beim Grand Prix von Russland nicht rühren. In einem ereignisreichen Rennen gelang dem Ferrari-Piloten in Sotschi aber der zweite Platz und der neunte Besuch auf dem Podium in der Formel-1-Saison 2015. Der viermalige Weltmeister macht eine kluge Strategie und einen sich steigernden SF15-T dafür verantwortlich und schnappt sich zusätzlich den zweiten Rang in der Gesamtwertung von Nico Rosberg. Teamkollege Kimi Räikkönen konnte nur mit seiner Kollision Schlagzeilen machen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Applaus auf dem Podium: Sebastian Vettel gibt sich fair geschlagen Zoom

"Ich denke, es war ein sehr gutes Rennen", so Vettel nach dem Rennen. "Das Auto war fantastisch und wurde immer besser. Irgendwann dachte ich sogar, es gäbe eine kleine Chance, Lewis noch einzuholen. Aber er hat seine Pace kontrolliert und am Ende wahrscheinlich gar nicht mehr gepusht. Es ist ein großartiges Ergebnis, auch wenn es nett gewesen wäre, beide Autos auf dem Podium zu haben."

Vettel war von Startplatz vier ins Rennen gegangen und nicht gleich ins Rollen gekommen. "Ich kam nicht gut weg und hatte durchdrehende Räder", gibt er zu. "Dadurch habe ich ein paar Positionen verloren." Er fiel hinter Räikkönen zurück, dem er aber stets auf den Fersen bleiben konnte. "Ich kam schleppend ins Rennen, aber nach dem zweiten Safety-Car konnte ich profitieren und Kimi überholen. Das war sehr eng, aber es hat gerade so gereicht. Danach konnte ich Jagd auf Valtteri (Bottas, Williams; Anm. d. Red.) machen. Ich denke, wir waren heute einfach einen Tick schneller."

Reifenvorteil gegenüber Bottas

Während der zweiten Safety-Car-Phase zwischen den Runden 12 und 17 (die erste hatte es schon zu Beginn des Rennens gegeben), blieben die führenden Autos überraschend alle draußen und kamen nicht zum Reifenwechsel - auch Bottas und Vettel fuhren weiter. Beim Williams rächte sich diese Taktik, als er mit schwächer werdenden Pirellis an Pace verlor und in Runde 27 schließlich reinkommen musste.

Bottas kam im Gedränge wieder heraus, Vettel konnte seinen Stopp hingegen bis Runde 31 herauszögern und Zeit auf den Finnen gut machen. Nach seinem eigenen Reifenwechsel lag er vor ihm. "Es war ein großartiger Stopp, aber auch eine tolle Strategie", beurteilt er die Situation. "Nach dem Stopp war es dann wichtig an Perez vorbeizukommen - zu der Zeit wusste ich noch gar nicht, wie wichtig."

Das Manöver gegen den Force India gelang ihm bereits in Runde 32. Perez war später derjenige, der Bottas und Räikkönen erst aufhielt, sie dann überholen lassen mussten und nach deren Kollision doch noch den dritten Platz erben konnte. Für Vettel war derweil der Weg frei, um die Lücke auf Hamilton schließen. Diese konnte er von zwischenzeitlich über 12 auf immerhin 5,953 Sekunden am Ende schmelzen lassen.

Fahrer-WM noch offen, Teamwertung gegessen

Mit seinem vierten Podest in Folge nennt der Ferrari-Pilot nach 15 von 19 Rennen nun 236 WM-Punkte sein eigen. Damit hat er 66 weniger als Hamilton, aber nun auch 7 mehr als Rosberg und außerdem noch immer die rechnerische Chance auf den Titel. "Solange die Chance da ist, muss man daran glauben, sonst verschwendet man seine Zeit", sagt Vettel angriffslustig. "Wir werden alles versuchen, aber es wird natürlich schwierig werden. Es sind noch ein paar Rennen zu fahren und sie sind in einer sehr guten Form."

"Die Zahlen zeigen, dass Seb es schaffen kann", fügt Teamchef Maurizio Arrivabene noch hinzu. "Aber das sind nur die Zahlen. Wir müssen bescheiden und Rennen für Rennen konzentriert bleiben. Dann werden wir sehen. Den Zahlen nach ist noch alles offen."

Eine Teamorder zwischen Vettel und Räikkönen hat das Team im Übrigen noch nicht in Betracht gezogen. Das machten das heiße Duell, das sich beide in Sotschi zwischenzeitlich geleistet haben und bei dem Räikkönen gar von der Strecke abkam, deutlich.


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Russland


Durch Räikkönens 30-Sekunden-Strafe, die er für sein Manöver gegen Bottas bekam, konnte er nur vier zu Vettels 18 Sotschi-Punkten für das Team beitragen. Da Mercedes mit nur noch vier Rennen zu fahren in der Konstrukteurswertung jetzt genau 172 Punkte vor Ferrari liegt, geht der Team-Titel in diesem Jahr erneut an die Silberpfeile. "Zurzeit liegen sie noch weit vorn", kommentiert Vettel mit dem Blick auf 2016. "Ich denke, wir tun gut daran, uns auf uns selbst zu konzentrieren und Schritt für Schritt ranzukommen."