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  • 29.01.2010 10:42

  • von Stefan Ziegler

"Schumis" Aberglaube: Kein Amulett, kein Problem?

Michael Schumacher gilt als überaus präziser und ausdauernder Arbeiter, doch etwas Kraft zieht der Rekordchampion auch aus seinem Aberglauben

(Motorsport-Total.com) - Als der Perfektionist Michael Schumacher zum Saisonende 2006 die WM-Bühne der Formel 1 verließ, rechneten die wenigsten Beobachter damit, den Rekordchampion noch einmal in einem Grand Prix zu erleben. Im März 2010 ist es schließlich aber doch soweit: Im neuen Mercedes-Team gibt "Schumi" sein mit großer Spannung erwartetes Comeback. Mit am Start ist dann auch sein Aberglaube.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher vertraut mitunter auf die Kraft seiner diversen Glücksbringer

Noch bevor Schumacher die ersten Kilometer in seinem künftigen Arbeitsgerät zurückgelegt hat, meldete sich schon einmal die abergläubische Ader des 41-Jährigen: Nicht die Startnummer vier soll auf seinem Rennwagen prangen, sondern die drei - die eigentlich für Teamkollege Nico Rosberg vorgesehen war. "Ross weiß eben, dass ich ungerade Startnummern lieber mag", sagt "Schumi".#w1#

Diese Vorliebe, der Rosberg übrigens ohne großes Federlesen seinen Segen gab, kommt freilich nicht von ungefähr: Sämtliche seiner sieben WM-Titel holte Schumacher ausnahmslos mit ungeraden Startnummern - einmal sogar mit der drei, die ihn auch in diesem Jahr wieder begleiten wird. An der Nummer vier klebt hingegen ein kleiner Rennsportmakel: Noch nie wurde ihr Pilot Formel-1-Champion.

Vielleicht hat sich Schumacher auch aus diesem Grund die ungerade Startnummer gewünscht, spielen für den in der Schweiz wohnhaften Rennfahrer doch gewisse Kleinigkeiten eine große Rolle. So sieht man den früheren Ferrari-Piloten beispielsweise niemals von der rechten Seite aus ins Cockpit einsteigen - wenn Schumacher in seinen Rennwagen klettert, dann stets nur von Links.

Alonso: Die meisten Fahrer sind abergläubisch

Diese Art von Aberglaube ist im Motorsport übrigens kein Einzelfall: Auch Ex-Champion Lewis Hamilton beginnt seinen Arbeitstag immer gleich. Für den britischen Rennfahrer ist es von größter Bedeutung, sich zuerst mit dem rechten Fuß in die Fahrerzelle seines Boliden zu manövrieren. Eine Marotte, wie sie viele andere Weltmeister ebenfalls kennen. Auch Fernando Alonso ist abergläubisch.

"Wie die meisten Fahrer eben", meint der neue Ferrari-Pilot und erklärt sein Handeln: "Wenn ich ein gutes Rennen hatte, versuche ich den Ablauf beim nächsten Mal genauso zu wiederholen." Schumacher geht indes noch einen Schritt weiter und will sich bei seiner Rennvorbereitung nicht nur auf verschiedene Rituale beschränken. Der Deutsche hat immer einige Glücksbringer mit dabei.

Michael Schumacher

Das Armband ist bei Michael Schumacher stets am Start - auch an der Rennstrecke Zoom

Sind diese einmal nicht auffindbar, wird der oftmals als "Roboter" betitelte Schumacher schnell einmal etwas unruhig - wie zum Beispiel beim Großen Preis von Bahrain 2004, als sich das Amulett, das ihm seine Frau Corinna geschenkt hat, einfach nicht finden ließ. "Ich habe vor dem Rennen festgestellt, dass ich mein Amulett im Hotel vergessen habe", berichtet Schumacher von seinem Malheur.

Amulett und Armband als Wegbegleiter

"Dann ist jemand schnell losgeflitzt und hat es besorgt. Das war vielleicht das Ausschlaggebende", so der 41-Jährige. Das Rennen hat Schumacher - Aberglaube hin oder her - jedenfalls für sich entschieden und sicherte sich wenige Monate später auch seinen siebten und bis dato letzten WM-Titel in der Formel 1. Dabei wurde "Schumi" aber nicht nur von seinem Amulett begleitet.

Das Handgelenk des deutschen Rennfahrers ziert seit geraumer Zeit ein Glücksarmband, das er ebenfalls von seiner Ehefrau bekommen hat. Dieses Schmuckstück brilliert durch einen Platinverschluss, den Wert von 1.600 Euro sowie durch weißes Elefantenhaar. Diese besonderen Tiere gelten als Boten des Glücks. Schumacher überstand damit seinen Crash in Silverstone 1999.

Michael Schumacher

Auch beim GP2-Test im Januar 2010 stieg Schumacher immer von Links ins Auto ein Zoom

Ob nun das Armband helfend eingegriffen hat oder vielmehr die Reifenstapel und das Monocoque des Ferrari-Fahrzeugs, liegt vermutlich im Auge des Betrachters. Magierin Leah Levine ist jedenfalls davon überzeugt, dass sich Schumacher gewisser Amulette bedient, "um sich mit den spirituellen Kräften des Universums zu verbinden", wie sie bereits vor Jahren gegenüber dem 'Express' zu Protokoll gab.

Glücksbringer sind kein Gaspedal-Ersatz

Sei es nun der Haifischzahn an einer Kette, die rosa Bürste seiner Tochter oder das Amulett seiner Frau - deutlich prominenter zu sehen ist zweifelsohne der Drache auf Helm und Mütze des Rennroutiniers. "Eine Zeitung in China hat das für mich als Symbol für Kraft und Stärke gewählt", sagt Schumacher über seinen besonderen Helmschmuck und fügt an: "Es hat mir einfach gefallen."

Und für diesen erlesenen Geschmack erntet der Mercedes-Fahrer viel Lob: "Bei der Verschiedenheit der Symboliken, die Michael Schumacher in sein Leben integriert und offen zeigt, erkenne ich, dass er etwas davon versteht", sagt Magierin Levine. "Er ist kein Trendsetter, sonst würde er kein simples Lederband tragen, sondern eine Goldkette", so die Buchautorin und Hobby-Astrologin weiter.

Michael Schumacher

Wieder da: Auch der "Schumi"-Drache gibt in diesem Jahr sein Formel-1-Comeback Zoom

Vielleicht kommt es aber einfach auch nur auf das gekonnte Gasgeben an. Sebastian Vettel, selbst ein Anhänger von Münzen im Schuh und Figürchen in der Tasche, bringt es auf den Punkt: "Ich glaube nicht, dass ich durch Glücksbringer eine Kurve mit zehn km/h schneller fahren kann, dass das reine Magie ist. Aber der Glücksbringer verdrängt Zweifel, die man vor dem Rennen noch hat."