• 27.10.2005 11:26

  • von Fabian Hust

"Schumi": Es gab Jahre, die mental auslaugender waren

Michael Schumacher über eine denkwürdige Saison, der Kampf im Mittelfeld und seine Hoffnungen auf das kommende Jahr

(Motorsport-Total.com) - Hinter Michael Schumacher liegt eine denkwürdige Saison. Nachdem der Ferrari-Pilot ein Jahrzehnt mit Titelchancen am Start war, fiel der Deutsche in diesem Jahr massiv zurück, hatte schon frühzeitig keine Chance mehr auf die WM-Krone, wohingegen er in den Jahren zuvor den Sack schon früh zumachen konnte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher befürchtet, dass auch das Jahr 2006 schwierig wird

Selbst in seiner ersten Ferrari-Saison 1996, als Motoren noch in der Einführungsrunde in die Luft flogen oder er beim Herausfahren aus der Boxengasse seine Antriebswelle verlor, erzielte der Kerpener drei Siege, in diesem Jahr war es nur der eine Triumph beim unwirklichen Großen Preis der USA, der Michael Schumacher wohl den dritten Platz in der Fahrerwertung gerettet hat. Ansonsten wäre er vermutlich hinter die Teamkollegen der beiden Titelanwärter zurückgefallen.#w1#

"Ich kann wirklich behaupten, dass wir viel härtere Jahre hatten." Michael Schumacher

Nur "in gewisser Weise" lässt Michael Schumacher die Aussage im Raum stehen, dass es die härteste Saison für ihn gewesen ist, seitdem er für Ferrari fährt, aber auch nur dann, wenn man sich lediglich die Ergebnisse anschaut, was er nicht tut: "Ich kann wirklich behaupten, dass wir viel härtere Jahre hatten - jene, bevor wir die Weltmeisterschaft schließlich gewannen", so der 36-Jährige in einem Interview mit 'Autosport-Atlas'. "Sie mögen in Bezug auf die reinen Zahlen erfolgreicher gewesen sein, aber sie waren mental viel auslaugender."

Schumacher schwante früh Böses

Der siebenfache Weltmeister gibt zu, dass er schon vor dem Saisonstart wusste, dass es wohl nicht sein Jahr werden würde. Und auch an die Einführung des F2005 - man war mit dem modifizierten Vorjahresauto in die Saison gestartet - knüpfte er nicht viele Hoffnungen, da ihm klar war, dass man einen großen Schritt nach vorne machen musste: "Aber ich kannte das Auto von den Testfahrten und wusste über die Probleme bescheid, die wir ab und zu hatten."

Michael Schumacher

Für Schumacher kamen die Probleme mit dem F2005 nicht überraschend Zoom

Dass dann in den ersten paar Rennen Probleme auftraten, wunderte den 84-fachen Grand-Prix-Sieger dann auch nicht weiter: "Ich wusste ja davon. Sie waren in den ersten Rennen keine Überraschung, denn wir haben gehetzt, um das Auto verwenden zu können."

Imola war der letzte Hoffnungsfunken

Doch nach dem Rennen in Imola, als er Fernando Alonso beinahe den Sieg abgejagt hätte und das schnellste Auto im Feld hatte, schöpfte der damals noch amtierende Weltmeister frische Hoffnung: "Wir waren überzeugt davon, dass wir den Kern unseres Haftungsproblems in einer solch langen Saison mit viel harter Arbeit finden würden."

Fernando Alonso vor Michael Schumacher

Einzig in Imola konnte Michael Schumacher mit der Konkurrenz mithalten Zoom

Das gelang bekanntlich nicht, wobei Schumacher darauf besteht, dass er diesen Mangel nicht ausschließlich den Reifen zuschreibt: "Das haben wir so nie gesagt. Vielleicht waren wir alle in Bezug auf die Herangehensweise an die neuen Regeln etwas zu konservativ."

Trotz aller Probleme haben Michael Schumacher in diesem Jahre viele Rennen große Freude bereitete, "auch wenn ich um Punkte anstatt um Siege kämpfen musste. Alles in allem würde ich nicht sagen, dass ich dieses Jahr schlechter gefahren bin als letztes Jahr, auch wenn die Ergebnisse das vielleicht vermuten lassen."

"Manchmal konnte man sehen, wie müde die Jungs sind, aber sie haben nie aufgegeben." Michael Schumacher

In einer Saison, in der Ferrari vergeblich versuchte, den Anschluss an die Konkurrenz nach Jahren der Dominanz wieder zu finden, hat der Rennfahrer sein eigenes Saisonhighlight: "Manchmal konnte man sehen, wie müde die Jungs sind, aber sie haben nie aufgegeben, haben einfach weiter gearbeitet, auch wenn die Testergebnisse nicht besonders ermutigend waren. Dies zu sehen, das war mein persönliches Highlight eines Jahres wie 2005."

Er habe in der Formel 1 großartige Zeiten erlebt und gehe davon aus, dass er in Zukunft noch einmal in den Genuss dieser Erfolge kommen kann. Niemand könne ihm die Erfolge der Vergangenheit wegnehmen und er habe schon immer gewusst, dass es nicht ewig so erfolgreich weitergehen würde: "Wir wollen ganz klar dieses Jahr zu einer Ausnahme werden lassen. Ich weiß, dass das sehr hart werden wird und ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit sagt, dass dies sehr unwahrscheinlich ist, aber hey, das ist eine Herausforderung!"