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Schumacher: "Wir sind immer noch sehr zuversichtlich"
Der Ferrari-Pilot im ausführlichen Interview unter anderem über das Urteil des Berufungsgerichts, Sebastian Vettel und den Kampf um den Titel
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie war dein Urlaub?"
Michael Schumacher: "Schön. Wir haben die zwei Wochen genossen und die Zeit mit Training und Ausruhen verbracht."

© xpb.cc
Michael Schumacher mit Medienbetreuerin Sabine Kehm
Frage: "Hätte es noch ein wenig länger gehen können oder bist du froh, dass es nun wieder ins Auto geht?"
Schumacher: "Nein, es ist mir schon wichtig, dass es jetzt wieder weitergeht. Es hätte speziell nach Ungarn gleich weitergehen können."
Frage: "Es wird ja viel darüber diskutiert, wer es am Ende packen wird - Fernando oder du. Wie siehst du das?"
Schumacher: "Ich kann nur hoffen, dass es für uns positiv ausgehen wird. Was soll ich ansonsten sagen?"#w1#
Frage: "Fernando ist davon überzeugt, dass er im Moment das bessere Paket hat. Was sagst du dazu?"
Schumacher: "Ja, das ist schön für ihn."
Schumacher ist nach wie vor optimistisch
Frage: "Es sind noch zehn Punkte Rückstand, holst du das auf oder nicht?"
Schumacher: "Wir sind guter Dinge, absolut. Wir haben in den letzten Rennen gezeigt, wie stark wir sein können. Im Regen waren wir nicht unbedingt konkurrenzfähig, das muss man auch sehen. Als die Strecke abgetrocknet war, sind wir dann wiederum sehr stark gewesen."
"Es waren unterschiedliche Zeitpunkte, zu denen wir unsere Qualitäten zeigen konnten. Alles in allem gehe ich davon aus, dass wir ein starkes Paket haben, wenn normale Rennbedingungen vorherrschen, und damit unsere Möglichkeiten bekommen werden."
Schumacher vom "Schwingungstilger-Verbot" nicht überrascht
Frage: "Hat dich das Urteil des Berufungsgerichts in Paris überrascht?"
Schumacher: "Nicht wirklich, nein. Wir hatten Anfang des Jahres einen Flügel, der ganz klar innerhalb des Reglements war, trotzdem dann abgelehnt wurde. Ähnlich war es mit dieser Sache wohl auch. Manchmal muss man eben unschöne Entscheidungen hinnehmen, so wie wir dies tun mussten."
Frage: "Wie weit hilft das Urteil Ferrari im Kampf um den Titel?"
Schumacher: "Das ist schwierig einzuschätzen. Wenn sie nicht von dem System überzeugt sind, dann hätten sie es wohl kaum eingebaut. Budapest war eine Strecke, wo man hätte erwarten können, dass dieses System sehr effizient ist."
"Wenn man sich das Qualifying anschaut, dann würde ich nicht behaupten, dass Renault wie in manch anderem Rennen im Qualifying hinter McLaren lag, wie zum Beispiel in Hockenheim, sondern dass sie im Michelin-Lager mehr oder weniger bei der Musik waren."
"Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass man nicht unbedingt auf dem Stand stehen bleibt, wenn man etwas nicht mehr verwenden darf. Sondern man passt dann gewisse Dinge an oder verändert sie und macht dann dadurch wieder Fortschritte."
Frage: "Warst du über den Zeitpunkt des Urteils überrascht, wie lange das Auto während der Saison als legal erklärt wurde?"
Schumacher: "Ich möchte da nicht involviert werden."
Frage: "Warum sind die Dinge in den Regeln der Formel 1 nicht einfach schwarz und weiß?"
Schumacher: "Ja, das fragt man sich leider manchmal auch selbst. Sie sind vielleicht einfach zu kompliziert. Die Regeln werden von vielleicht zehn Leuten geschrieben und dann versuchen 100, irgendwelche Schlupflöcher zu finden."
Schumacher rastet nicht, also rostet er auch nicht...
Frage: "Wie schwierig ist es nach so einer Pause, sich wieder zu konzentrieren?"
Schumacher: "Es ist ja nicht so, dass wir zweieinhalb Wochen auf der faulen Haut liegen und dann plötzlich wach werden. Ich habe eine Woche Urlaub genossen, in der ich mich zurück gelehnt habe, dann ging das Training wieder los, ziemlich intensiv. Das Gokart ist natürlich aus der Garage geholt und auch aktiviert worden."
Frage: "Bist du lieber der Jäger oder das Wild, das erledigt werden soll?"
Schumacher: "Wenn ich die Möglichkeit habe, dann bin ich lieber in der Situation, in der ich Punktevorsprung habe. Ich bin jedoch in der Situation, in der ich mich im Moment befinde, und fühle mich dort auch nicht allzu unwohl."
Frage: "Wie ist das, wenn man einem Fahrer immer näher kommt, verleiht dies einem einen zusätzlichen Motivationsschub?"
Schumacher: "Ja, auf jeden Fall. Vor allem, wenn dies nicht aus Zufall sondern aus eigener Kraft, aus der eigenen Stärke heraus gelingt."
Frage: "Fernando Alonso hat gesagt, dass du keine Nerven kennst. Hat er damit Recht?"
Schumacher: "Wir alle sind Menschen und machen zu gewissen Momenten Fehler, da kann ich mich sicherlich nicht ausschließen."
Schumacher freut sich für Vettel
Frage: "Deutschland diskutiert gerade über seinen neuesten Mann in der Formel 1, Sebastian Vettel. Was sagst du zu seinem Weg?"
Schumacher: "Es freut mich sicherlich, dass er seine Karriere stetig fortgesetzt hat und auch erfolgreich immer wieder Akzente setzen konnten und er jetzt so langsam den i-Punkt drauf bekommt. Das Endziel heißt für jeden einmal in der Formel 1 sein zu können. Es ist natürlich schon eine Atmosphäre, wenn man mit immer wieder neuen Reifen und voller Drehzahl am Freitag auftrumpfen kann, so wie das auch Kubica immer wieder gelungen ist."
Frage: "Sebastian hat gemein, dass es für ihn ein komisches Gefühl sein wird, dass er nun mit dir auf einer Strecke fahren wird, wo du noch für ihn 1996 bei einem Kartrennen die Zielflagge geschwenkt hast, und das auch noch in einem ähnlichen Auto. Kannst du dich an deine Zeit erinnern, als du in einer ähnlichen Situation warst?"
Schumacher: "Nicht wirklich, ich glaube nicht, dass es etwas Ähnliches gegeben hat, dass ich in Anführungszeichen von jemandem, der mir bekannt war, oder den ich auch auf gewisse Art und Weise geschätzt habe, wo ich dann im Auto gesessen und gegen ihn gekämpft habe."
"Wenn überhaupt, dann muss man es so sehen, dass zu der Zeit, als ich in den Sport kam, jede Menge große Namen dabei waren. Aber wenn man sich im Auto befindet und man hat den Weg hinter sich, den man meiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt auch schon hinter sich haben muss, verliert man irgendwann nicht den Respekt, sondern man sieht keinen Namen mehr sondern nur noch Gegner, die mit einem auf der Rennstrecke sind."
"Das ist auch völlig legitim, denn ich glaube nicht, dass Erfolg in der Vergangenheit irgendwelche Hierachien mit sich bringt, die man einzuhalten hat. Denn die sind eigentlich dafür da, um sie zu verändern."
Frage: "Mittlerweile sind sieben deutsche Fahrer in der Formel 1, auch wenn dies zum Teil nur dritte Fahrer sind. Wird die Formel 1 zur Formel Deutschland und hat man dies dem Boom zu verdanken, den du ausgelöst hast?"
Schumacher: "Es hat sicherlich einen gewissen Einfluss gehabt, dass ich in die Formel 1 gekommen bin und erfolgreich wurde, weil der Kart-Sport in den neunziger Jahren schon extrem geboomt hat, so wie er das jetzt auch in Spanien tut. Insofern gibt es natürlich auch viel mehr Potenzial. Es hat aber auch viel damit zu tun, dass wir sehr viele deutsche Werke und Know-how in der Formel 1 haben. Dann gibt es natürlich auch Charaktereigenschaften, die man je nach Land mit sich bringt, die mehr oder weniger für die verschiedenen Sportarten geeignet sind."
Die Entscheidung ist immer noch nicht gefallen...
Frage: "In der 'Autobild motorsport' steht, dass du weitermachen willst. Wie ist da der Stand der Dinge?"
Schumacher: "Es gibt nach wie vor keinen neuen Stand. Es hat sich noch nichts ergeben, es ist keine Entscheidung getroffen worden. Insofern müssen wir leider alle zusammen noch ein bisschen warten."
Frage: "Verkündest du in Monza einer Entscheidung oder triffst du sie dort?"
Schumacher: "Ich habe bis jetzt noch keine getroffen, das ist schon ein Fakt. Ich habe noch 14 Tage, aber vielleicht bekomme ich ja noch mehr Zeit."
Der Ärger über das Rennen in Ungarn
Frage: "Hast du dich nach dem Rennen in Ungarn geärgert, dass du nicht einige Dinge vielleicht anders hättest machen können?"
Schumacher: "Na logisch, klar."
Frage: "Budapest muss für dich ein übles Wochenende gewesen sein..."
Schumacher: "Das, was normalerweise in einer Saison passiert, ist dort an einem Wochenende vorgefallen, die Probleme und die Fehler. Das ist aber nun Vergangenheit, wir schauen nach vorne, wir hatten ja auch viele Rennen, die gut verlaufen sind. Natürlich hatten wir ein Rennen, das nicht gut verlaufen ist, aber du schaust immer nach vorne, es gibt noch fünf verbleibende Rennen."
Frage: "Ist das ein Zeichen des Drucks, dem du durch die Konkurrenz ausgesetzt wirst?"
Schumacher: "Es ist so, dass die Situation im Kampf um den Titel bis Indianapolis nicht aussichtsreich ausgesehen hat. Die Leute hatten da schon gesagt, dass es vorbei ist. Aber innerhalb von drei Rennen haben wir das Blatt gewendet und haben die Meisterschaft offen gestaltet."
"Das zeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können. Wir sind alle Menschen, wir machen hier und da Fehler. Das ist meiner Meinung nach normal. Die müssen einmal abwarten, wie es am Ende aussehen wird. Aber wir sind optimistisch und Glauben an unsere Stärken."
Frage: "Jean Todt hatte schon nach dem dritten Saisonrennen gemeint, dass man sich nun keine Fehler mehr erlauben darf. Nun ist ja die weitere Saison nicht ganz fehlerfrei verlaufen. Wie sehr bist du überrascht, dass du immer noch so aussichtsreich dabei bist?"
Schumacher: "Überrascht bin ich nicht wirklich, denn wenn man sich die Situation anschaut, wie wenig konkurrenzfähig wir teilweise gewesen sind, welche Fehler uns unterlaufen sind und trotzdem noch dabei zu sein, liegt einfach daran, dass wir in den richtigen Momenten dann doch wieder stark genug waren und den Boden wieder wettmachen konnten, den wir zu gewissen Zeiten verloren hatten."
"Aber auf der anderen Seite sind es immer noch zehn Punkte, die wir wettmachen müssen. Einzig überrascht bin ich von der Tatsache, wie viel Boden wir seit Indianapolis in diesen drei Rennen bis Hockenheim gutmachen konnten und Renault relativ viel Boden verloren hat, auch im Verhältnis zur Konkurrenz und nicht nur zu uns sondern auch zu anderen auf gleichen Reifen."
Ein Matchball wurde vergeben
Frage: "Hast du das Rennen in Ungarn als einen Matchball angesehen?"
Schumacher: "Das kommt darauf an, welchen Teil man sich anschaut. Als Fernando Alonso noch im Rennen war, hat es so ausgesehen, als wäre die Weltmeisterschaft gelaufen. Als er ausfiel, sah es nach einem Matchball aus. Aber man hat gesehen, dass in Ungarn eine Menge Dinge passiert sind. Schlussendlich hatten wir Glück und bekamen einen Punkt. Ich kann also die Weltmeisterschaft aus eigener Kraft gewinnen. Dieser Punkt könnte am Ende des Tages sehr wertvoll sein."
Frage: "Was war deine Reaktion auf die Nachricht, dass du aus Ungarn doch noch einen Punkt mitgeholt hast?"
Schumacher: "Ich habe ein wenig gelächelt. Aber er könnte entscheidend sein, absolut."
Frage: "Auf welchen der fünf verbleibenden Rennen glaubst du, dass Ferrari gegenüber Renault einen Vorteil haben könnte?"
Schumacher: "Daran denke ich nicht, denn das ist in Bezug auf die Charakteristik von Strecke zu Strecke keine klare Angelegenheit."
Frage: "Was wird der Schlüsselfaktor in den letzten Rennen sein? Vielleicht die Reifen?"
Schumacher: "Ja, das denke ich."
Schumacher kann sich Doping in der Formel 1 nicht vorstellen
Frage: "Wie oft wirst du auf Doping kontrolliert und wie wahrscheinlich ist es deiner Meinung nach, dass in der Formel 1 gedopt wird?"
Schumacher: "Den Sinn der Doping-Mittel sehe ich in unserem Sport nicht wirklich, da wir an unserem Sport nicht an Leistungsgrenzen des Körpers stoßen, die man nicht durch normales Training ausgleichen könnte. Es gibt vielleicht den einen oder anderen Fall, der am Ende des Rennens ein wenig nachlässt, aber da muss man sich fragen, ob er nicht etwas mehr Zeit im Fitness-Center hätte verbringen und ist dort auftrainieren hätte können."
"Ich habe diesbezüglich nie Probleme gehabt, was nicht auszugleichen wäre. Es gibt sporadische Tests, die immer wieder stattfinden. In diesem Jahr bin ich glaube ich noch nicht getestet worden, andere Fahrer aber sicherlich schon. Im letzten Jahr bin ich glaube ich drei oder vier Mal getestet worden. Das wird irgendwie per Lotterie-Verfahren ausgelost."
Frage: "Wie ist die Atmosphäre hier in Istanbul?"
Schumacher: "Die Atmosphäre hier in Istanbul ist eine schöne, speziell durch den Bosporus, die verschiedenen Restaurants und die Möglichkeiten, die es gibt, es sich bequem zu machen, das ist sehr angenehm. Der Verkehr ist hier natürlich ein Thema, das ist gar keine Frage. Da muss man dann halt irgendwie durch und die Zeit mit einberechnen. Die Strecke ist natürlich anspruchsvoll und ich hoffe, dass es etwas mehr Spaß macht als im letzten Jahr."
Frage: "Du fliegst also nicht mit dem Helikopter sondern wie die anderen kommst du mit dem Auto her?"
Schumacher: "Am Abend fliegt kein Helikopter."
Ferrari strotzt weiterhin vor Zuversicht
Frage: "Wie ist die Stimmung bei Ferrari im Moment im Hinblick auf die Weltmeisterschaft?"
Schumacher: "Wir sind immer noch sehr zuversichtlich. Abgesehen von den feuchten Wetterbedingungen waren wir sehr konkurrenzfähig, sogar in Ungarn. Wir sehen keinen Grund, warum wir nicht konkurrenzfähig sein sollten. Wir haben gesehen, dass auch McLaren sehr konkurrenzfähig geworden ist, das könnte für uns oder gegen uns arbeiten."
Frage: "Was wird entscheidender sein, die Weiterentwicklung des Autos oder der Reifen?"
Schumacher: "Es ist ziemlich gut vorhersagbar, wie stark man ein Auto entwickeln kann. Es ist nicht so gut vorherzusehen, wie stark man die Reifen entwickeln kann. Also sind die Reifen wohl der entscheidender Faktor."
Frage: "Wie siehst du die relative Konkurrenzfähigkeit von Ferrari und Renault? Fernando Alonso meint ja, dass das Renault-Paket im Moment stärker ist..."
Schumacher: "Das werden wir sehen. Meiner Meinung nach haben die vergangenen Rennen gezeigt, dass wir abgesehen von den feuchten Bedingungen etwas stärker sind. Wir wissen aber auch, wie schnell Entwicklungen das Blatt wenden können."
"Wir werden sehen, ob es für sie läuft oder nicht. Aber um auf den Kommentar zurückzukommen, Fernando war vor Indianapolis sehr optimistisch. Wir befinden uns auf einem sehr schmalen Grat, wo es auf die eine oder auf die andere Seite gehen kann."
Frage: "Welche Rolle werden die Teamkollegen im Titelkampf spielen?"
Schumacher: "Sie können natürlich eine ziemlich große Rolle spielen. Wir müssen einmal sehen, wie es schlussendlich laufen wird. Aber Felipe und Giancarlo werden ihr eigenes Rennen fahren und versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen. Das Hauptziel ist es natürlich, die Konstrukteurs- und die Fahrer-Meisterschaft zu gewinnen."

