• 20.06.2001 15:56

Schumacher will auf "erfolgreichem Niveau" aufhören

Michael Schumacher über den richtigen Zeitpunkt zum Rücktritt und seinen möglichen Nachfolger Ralf Schumacher

(Motorsport-Total.com/dpa) - Michael Schumacher will seine Karriere beenden, so lange er noch konkurrenzfähig ist, und nach seinem Rücktritt aus der Formel 1 kein "öffentliches Leben" mehr führen. "Ich möchte einen solchen Punkt nicht extrem verpassen. Ich glaube, dass ich auf einem erfolgreichen Niveau aufhöre", sagte der dreimalige Weltmeister in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). Nach wie vor gibt es jedoch noch keinen Zeitpunkt für ein mögliches Karriere-Ende des heute 32-Jährigen. Schumacher hat seinen Vertrag bei Ferrari vorzeitig bis 2004 verlängert. Wie lange er danach noch weiterfahren möchte, ließ der Kerpener bislang offen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher möchte abtreten, bevor ihn der Erfolg verlässt

Schumacher schloss aus, nach seinem Rücktritt eine ähnliche Rolle zu spielen wie Boris Becker: "Was ich mir nicht vorstellen kann, ist ein öffentliches Leben nach meiner Karriere." Seine Kinder möchte der zweifache Vater nicht von seiner Sportart begeistern. "Unsere Kinder sollen so unbekümmert wie möglich aufwachsen. Sie sollen sich für das entscheiden, was sie selbst interessiert. Nicht nach dem Motto: Der Papa macht das, also muss ich das auch machen", so der Ferrari-Star.

Michael Schumacher, der an diesem Sonntag beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring sein 153. Formel-1-Rennen bestreitet, geht davon aus, dass sein jüngerer Bruder Ralf in den kommenden Jahren zum Weltmeister aufsteigt. "Wenn er so weitermacht, wird er irgendwann seinen Weltmeisterschaftstitel einfahren." Die Gefahr, dass dessen Teamkollege Juan Pablo Montoya Ralf Schumacher bei BMW-Williams den Rang abläuft, sieht der 32-Jährige nicht. "Montoya war im Qualifying lediglich einmal schneller als mein Bruder, und das nur sehr knapp. Betrachtet man die Rundenzeiten, hatte er auch im Rennen nie eine Chance gegen ihn. Also muss ich auf die Frage, wer mich eines Tages beerben wird, eher Ralf nennen, und nicht Montoya."

Obwohl er den Silberpfeil-Piloten David Coulthard für die aktuelle WM als seinen Hauptrivalen bezeichnet, glaubt Schumacher offenbar nicht an eine neue Stärke des Schotten. "Eine gewisse Veränderung ist offenbar da, aber im vergangenen Jahr haben viele auch schon von einer Wandlung bei David Coulthard geredet, und plötzlich kam Mika Häkkinen zurück, und danach war die Rollenverteilung im Team wieder die alte. Damals war zu spüren, dass Häkkinen ein Tief hatte, aus dem er wieder herauskam, danach musste Coulthard wieder in die Rolle des zweiten Fahrers schlüpfen", meinte er. Offenbar zweifelt der Ferrari- Pilot an der Einstellung des Finnen: "Für mich stellt sich in erster Linie die Frage: Wo steht Häkkinen? Sehen wir wirklich sein volles Potenzial oder nicht?"

Die vergangene Saison mit dem heiß ersehnten Titelgewinn für Ferrari betrachtet Schumacher als Höhepunkt seiner Karriere: "Alles, was jetzt noch kommt, kann nicht mehr wert sein als das, was wir letztes Jahr erreicht haben: Die Fahrer-WM mit Ferrari zu gewinnen, nach 21 Jahren ohne Titel. Das wird das Höchste bleiben, vergleichbare Emotionen wird es für mich nicht mehr geben."