• 15.11.2007 11:25

  • von Fabian Hust / sid

Schumacher vertraut Ferraris neuem Rennleiter

Michael Schumacher über seinen Test in Barcelona, die Berufungsverhandlung in London, den Teamwechsel von Ross Brawn und Ferraris neuen Rennleiter

(Motorsport-Total.com) - Zwei Tage testete Michael Schumacher in dieser Woche in Barcelona. In den Augen einiger Insider war dieser Test ein "PR-Gag" von Ferrari-Sponsor 'Marlboro', ebenso wie die kürzlich erfolgte erneute Ausfahrt von Michael Schumacher auf der MotoGP-Maschine von Ducati.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Das Interesse der Medien an Michael Schumacher war gewaltig

Im Rahmen der Ferrari-Tage in Mugello unterhielt sich Schumacher in der Tat mit dem Verantwortlichen bei 'Philip Morris', mit dem er befreundet ist. Man plauderte über verschiedene Dinge kam dabei auch auf eine mögliche Ausfahrt auf der MotoGP-Maschine zu sprechen - die sich Schumacher wünschte: "Er rief mich ein paar Tage später zurück und sagte 'Du kannst am Montag fahren'."#w#1

Tests waren nicht langfristig geplant

Diese Ausfahrt sei zuvor "wirklich nicht geplant gewesen", ebenso wie auch sein Einsatz auf dem 'Circuit de Catalunya' nicht von langer Hand geplant worden war: "Womöglich vor zwei Wochen erhielt ich die Bestätigung, dass ich hier fahren werde."

Von einem PR-Gag möchte der 38-Jährige nichts wissen, schließlich sei er "gut genug" unterwegs gewesen, "um dem Team zu helfen", was durch die beiden Tagesbestzeiten bestätigt wurde.

Schumacher sieht Bestzeiten gelassen

Schumacher war sogar schneller als die Stammfahrer beim Großen Preis von Barcelona in diesem Jahr, was ihn aber nicht verblüfft: "Es ist Winter, und die niedrigen Temperaturen helfen, man kann dadurch schneller fahren. Wir müssen zudem bedenken, dass wir uns nun am Ende der Saison befinden und viele Aspekte des Autos verbessert wurden", erklärt der "Frührentner", der die Formel 1 nicht vermisst, "schließlich habe ich den Sport nie verlassen".

Angst vor Spekulationen hätte fast zur Absage geführt

In Italien sorgten die Testrunden von Michael Schumacher natürlich für einen Aufschrei im positiven Sinne, man spekulierte auf ein Comeback des Deutschen, auch wenn dieses im Vorfeld kategorisch dementiert wurde: "Ganz im Ernst: Das war ein Grund, warum wir überlegt haben, es nicht zu machen", meint "Schumi" von der 'Bild' auf die zu erwartenden Folgen der Testfahrten angesprochen.

Doch das Fahren habe er schon länger vermisst, gestand Schumacher: "Nur während der Saison wollte ich keinem ins Handwerk pfuschen. Jetzt war die Situation anders. Der Leiter des Testteams war der Meinung, dass ich hilfreich sein könnte - was ich zum Glück bestätigen konnte."

Kein Test aus Langeweile

Angesichts der vielen Beschäftigungen, denen der Familienvater im Moment nachgeht - er machte zum Beispiel die Lizenz zum Fallschirmspringen - war es dem Ferrari-Berater nicht so langweilig, dass er unbedingt testen wollte. Aber ihn juckte es wieder, ins Auto einzusteigen ("Die Fahr-Geilheit hat gesiegt") und er war froh zu sehen, dass er nicht eingerostet ist.

Comeback nach wie vor ausgeschlossen

Ein "richtiges" Comeback schließt Schumacher dagegen weiterhin kategorisch aus. "Eine Rückkehr steht nicht zur Debatte. Mir geht es darum, Spaß zu haben und dem Team zu helfen. Das gelingt mir." Auch das nach wie vor freie zweite Cockpit bei McLaren-Mercedes reizt Schumacher absolut nicht ("Ich glaube nicht, dass das zusammenpasst"), dafür empfiehlt er seinen jüngeren Bruder: "Ralf wäre ein guter Kandidat. Er ist absolut meine Empfehlung."

Schumacher sieht Berufungsverhandlung gelassen

Heute richten sich die Blicke des Wahl-Schweizers nicht mehr auf die Rennstrecke, sondern natürlich auch etwas auf London, wo die Berufungsverhandlung des McLaren-Mercedes-Teams gegen die Entscheidung der Rennleitung aus Sao Paulo stattfindet. Rein theoretisch könnte hier Lewis Hamilton nachträglich zum Weltmeister erklärt werden.

Doch Schumacher glaubt nicht, dass Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen der Titel weggenommen wird: "Ich wäre sehr überrascht, wenn ihn Kimi verlieren würde. Ich habe gehört, dass Max Mosley bereits gesagt hat, dass es keine Notwendigkeit gibt, die Klassifikation zu verändern, selbst wenn man ein paar Autos disqualifiziert."

Sollte die Reihenfolge in der Fahrerweltmeisterschaft dennoch verändert werden, so würde dies Schumacher als "schlecht für die Formel 1" erachten, wie er von 'autosport.com' zitiert wird: "Denn die Saison wurde fair und gerecht auf der Strecke beendet und es gibt keine Notwendigkeit, sich dies noch einmal anzuschauen."

Immer wieder wird die Forderung laut, dass in der Rennleitung ehemalige Rennfahrer sitzen sollten, doch Schumacher möchte sich zu der "typischen Situation" nicht äußern: "Etwas passiert, man hört die Konsequenzen, kennt aber nicht die Details, warum es passiert ist. Und wenn man nicht alle Details kennt, auf deren Basis die Entscheidung getroffen wurde, dann kann man dies nicht kommentieren."

Schumacher freut sich für Brawn

Ein weiteres Thema, auf das ihn die Medien-Vertreter in Barcelona natürlich ansprachen, war der Wechsel seines ehemaligen Vertrauten und des Technischen Direktors von Ferrari, Ross Brawn. Der Brite wird nun Teamchef bei Honda: "Ich denke, das ist für ihn großartig. Er rief mich vorher an, um mir davon zu erzählen, und ich denke, dass dies für ihn eine großartige Möglichkeit darstellt. Er machte dasselbe 1994 bei Ferrari, zehn Jahre später machte er es mit Honda. Für ihn ist das eine interessante Herausforderung."

...und vertraut Domenicali

Ferrari reagierte auf die Bekanntgabe und gab seinerseits bekannt, dass der bisherige Teammanager Stefano Domenicali Jean Todt als Rennleiter ablösen wird: "Domenicali hat bisher tolle Arbeit geleistet", wird Schumacher auf der Website des 'Circuit de Catalunya' zitiert. "Aus diesem Grund hat er den Gipfel bei Ferraris Sport-Management erreicht. Er hat das Team die ganze Zeit über unterstützt."

Schumacher ist sich natürlich bewusst, dass der Italiener in die riesigen Fußstapfen des an für sich kleinen Todt treten wir: "Es ist schwierig, besser zu sein, als es bisher der Fall gewesen ist, aber es gibt immer Raum für Verbesserungen. Ich hoffe, dass Ferrari kommendes Jahr die Weltmeisterschaft wieder gewinnen wird."