• 16.12.2001 13:50

  • von Fabian Hust

Schumacher spielte Weihnachtsmann - Treffen mit Zanardi

Publikum und Michael Schumacher waren gerührt, als der vierfache Weltmeister Alessandro Zanardi in Bologna umarmte

(Motorsport-Total.com/dpa) - Erst gab es die "Bescherung" für den Weltmeister, dann spielte Michael Schumacher selbst den Weihnachtsmann: Der Formel-1-Star hat zusammen mit seiner Ferrari- Familie den Abschluss eines erfolgreichen Jahres gefeiert und ein bewegendes Treffen mit einem alten Bekannten erlebt. Bei einer Preisverleihung in Bologna ehrte Schumacher den Kollegen Alessandro Zanardi, der erstmals seit seinem schweren Unfall auf dem Lausitzring wieder öffentlich auftrat. Als der Italiener, der bei dem Unglück beide Beine verloren hat, mit Prothesen vor ihm stand, umarmte ihn Schumacher und war wie das Publikum sichtlich gerührt.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Todt

Michael Schumacher und Jean Todt mit den WM-Pokalen der FIA

Der Preis wurde als Überraschung des Abends verliehen. Alessandro Zanardi erhob sich mit wackeligen Beinen auf seinen neuen Prothesen unter Hilfe zweier Begleiter aus dem Rollstuhl um den Preis unter tosendem Beifall des Publikums entgegen zu nehmen. Der Italiener lächelte über beide Backen, obwohl ihm das Stehen sichtlich schwer fiel. Das Publikum würdigte den ehemaligen CART-Champion mit Standing-Ovations. In einer kurzen Ansprache bedankte sich Zanardi besonders bei den Fans, die ihn in den letzten Wochen unterstützt hatten.

Der viermalige Champion erlebte auch emotionale Feier-Tage mit den Ferraristi. "Es war ein tolles Wochenende. Am meisten Spaß hat es gemacht, Nikolaus zu spielen und Geschenke an die Kinder zu verteilen", sagte Schumacher am Sonntag. Bei der Gala des Internationalen Automobilverbandes FIA in Monaco hatte der Kerpener am Freitag den Pokal für den vierten WM-Titel erhalten, bei der Motorshow in Bologna einen Tag später den "Casco d'Oro" (Goldhelm). Doch ausgiebig widmete sich Schumacher den Mitarbeitern von Ferrari. "Ich umarme euch alle", sagte er auf italienisch bei der traditionellen Firmen-Weihnachtsfeier. Am Sonntag war er der Weihnachtsmann für die Kinder der Angestellten.

"Es ist schön, hier zu sein und das Jahr zusammen zu genießen", meinte der 32-Jährige. "Wenn man in die Gesichter schaut, sieht jeder entspannt aus und so frisch." Zusammen zu feiern, mache Spaß. "Es ist ja auch wichtig, dass die Mitarbeiter hinter uns stehen und weiter motiviert sind", so Schumacher.

Der Weltmeister wurde von Fans und Mitarbeitern bejubelt. Allein beim Mittagessen am Samstag mit den Angestellten der Motorsport- Abteilung in einer neuen Fabrik-Halle in Maranello - nach Angaben italienischer Medien "im engsten Kreis" - waren rund 900 Menschen dabei. "Ferrari ist etwas Besonderes, eine Mischung aus Firma und Familie", sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Bei der anschließenden Motorshow in Bologna drehte Schumacher zusammen mit Teamchef Jean Todt unter dem Jubel der Zuschauer einige Runden in einem Maserati Spider, am späten Abend gab es noch mal eine große Party mit Auftritten italienischer Künstler.

Unterdessen ist die Konkurrenz aber auch nicht untätig. McLaren-Mercedes will zurück an die Spitze, Norbert Haug sagte Schumacher und Ferrari den Kampf an. "Wir wollen auf jeden Fall wieder um den Titel mitfahren. Dafür werden wir uns gut vorbereiten", sagte der Mercedes- Motorsportchef in einem Interview der 'Bild am Sonntag'. Zwar sind Schumacher und Ferrari für ihn erneut favorisiert. Aber: "Wir werden jetzt noch härter arbeiten, um am Ende ganz oben zu stehen."

Dem Neuling Toyota traut Haug schon in der kommenden Saison Überraschungen zu. "Man hat dort dem Vernehmen nach finanzielle Mittel zur Verfügung wie bei keinem anderen Team", so der Schwabe. Auch dem enttäuschten Nick Heidfeld, dem der Finne Kimi Räikkönen bei McLaren vorgezogen wurde, machte Haug Hoffnung. Man habe ja noch einen Vertrag mit Heidfeld, "deswegen ist es möglich, dass er in Zukunft noch für Mercedes fahren wird."