• 24.05.2006 18:53

Schumacher: "Monza ist der passende Moment"

Michael Schumacher über seinen neuen Rücktrittszeitpunkt, seine Siegchancen in Monaco, die Absage von Valentino Rossi, König Fußball und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, wie steht es um deine Begeisterung für Monaco?"
Michael Schumacher: "Meine Begeisterung für Monaco ist ungebrochen. Die Strecke ist ja im Großen und Ganzen absolut identisch zu all den Jahren zuvor, auch wenn sie in puncto Sicherheit ein wenig verbessert wurde. Dieses Gefühl, ständig mit der Geschwindigkeit an den Leitplanken vorbeizurasen, ist schon eine Herausforderung. Es macht natürlich auch sehr viel Spaß, aber es ist - wie immer - auch besorgniserregend."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher möchte seinen insgesamt sechsten Sieg in Monaco feiern

Frage: "Findest du, dass Monaco die gefährlichste Rennstrecke der Formel 1 ist, oder wird das durch die niedrigen Geschwindigkeiten gelindert?"
Schumacher: "Doch: Monaco ist mit Sicherheit mit Abstand die gefährlichste Rennstrecke."#w1#

Qualifying in Monaco wird zur Lotterie

Frage: "Viele machen sich Sorgen wegen des Qualifyings hier, weil es so eng ist. Was erwartest du? Was wird passieren?"
Schumacher: "Es wird sicherlich interessant. Es ist ziemlich einfach möglich, dass man beim ersten wie auch beim zweiten Versuch plötzlich ohne Zeit dasteht und es aus ist - ganz einfach weil eventuell gelbe Flaggen, Verkehr, rote Flaggen oder Fehler passieren können. Da ist man ruck, zuck weg vom Fenster."

"Auf gelbe Flaggen, rote Flaggen oder sonstige Dinge wie Verkehr kann man sich natürlich nur viel schwieriger einstellen." Michael Schumacher

Frage: "Kann man denn taktisch vorgehen, indem man früher auf die Strecke geht als sonst?"
Schumacher: "Auf eigene Fehler und missglückte Versuche kann man sich einstellen, denn da fährt man halt öfter raus oder man bleibt länger auf der Strecke, aber auf gelbe Flaggen, rote Flaggen oder sonstige Dinge wie Verkehr kann man sich natürlich nur viel schwieriger einstellen."

Frage: "Befürchtest du, dass sich der eine oder andere wieder von einem Konkurrenten aufgehalten fühlt, dass es zu einem Chaos kommen wird?"
Schumacher: "Man muss jetzt nicht von Chaos reden, aber wenn es in den vergangenen Rennen zwischendurch mal zu einer Diskussion kam, ob wer aufgehalten wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit hier natürlich höher. Die Verkehrssituation könnte schon schwierig werden."

Frage: "Wie werdet ihr strategisch an dieses Wochenende herangehen?"
Schumacher: "Zunächst einmal muss man sicherstellen, im Qualifying überhaupt in die Top 10 zu kommen. Dann muss man sich für die richtige Strategie in Bezug auf eine gute Startposition und das Rennen entscheiden."

Schumacher erwartet keine Wiederholung von Barcelona

Frage: "In Barcelona wurden die Michelin-Reifen immer besser, je mehr Gummi auf der Strecke lag. Auch hier baut die Strecke im Laufe des Wochenendes immer mehr Grip auf. Könnte sich diese Tendenz von Barcelona wiederholen?"
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass nur wichtig ist, wie viel Gummi auf der Strecke liegt, sondern dass da andere Faktoren auch sehr wichtig sind - die Temperatur zum Beispiel spielt eine sehr große Rolle, in Barcelona der Wind."

"Der Wind ist für alle gleich, das stimmt, aber die Autos reagieren halt sehr unterschiedlich darauf." Michael Schumacher

Frage: "Der Wind beeinflusst aber die Streckenverhältnisse nicht..."
Schumacher: "Der Wind ist für alle gleich, das stimmt, aber die Autos reagieren halt sehr unterschiedlich darauf."

Frage: "Mit welchem Gefühl gehst du in dieses Wochenende? Im Gegensatz zum Vorjahr weißt du diesmal, dass du um den Sieg mitfahren kannst, wenn alles normal läuft."
Schumacher: "Zu wissen, dass da was geht und dass man im Rennen ist, ist sicherlich ein wesentlich schöneres Gefühl. Letztes Jahr war da immer wieder dieses Hoffen, dass vielleicht doch noch etwas geht, aber die Gewissheit war sehr gering. Dieses Jahr ist es eher so, dass sie sehr groß ist und dass etwas dazwischenkommen muss, damit es nicht klappt. Wir haben eine gute Chance."

Ferrari bringt zu jedem Grand Prix neue Teile

Frage: "Stimmt es, dass ihr hier eine neue Radaufhängung, neue Aerodynamikteile und weichere Reifen habt?"
Schumacher: "Wir kommen zu jedem Grand Prix mit neuen Teilen. Das ist die ganz normale Entwicklungsgeschwindigkeit, die wir schon immer hatten, aber jetzt gerade ist das umso wichtiger, denn wenn man Weltmeister werden will, gibt es nur eine Möglichkeit, wie man die anderen schlagen kann: indem man schneller als sie entwickelt. Ich bin schon gespannt, welches Paket am besten zu dieser Strecke passen wird, denn man kann Monte Carlo auf keiner Teststrecke simulieren. Das wird interessant."

Michael Schumacher

Der Ferrari 248 F1 bekam für Monaco wieder einige neue Teile verpasst Zoom

Frage: "Gibt es außer dir und Fernando Alonso noch andere Fahrer mit Siegchancen?"
Schumacher: "Im Prinzip schon, logisch. Wer das jetzt genau sein soll, weiß ich nicht, aber ich sage deswegen im Prinzip schon, weil Monte Carlo so extrem anders ist als die meisten Streckencharaktere, dass jemand, der ein Auto speziell für diese Strecke gebaut hat - also mit viel Abtrieb -, natürlich schon bessere Karten hat als auf anderen Strecken. Das herauszufinden, wer das sein kann, muss man aber abwarten. Bisher gab es noch keine Hinweise in diese Richtung."

Frage: "Glaubst du, dass die Scuderia Toro Rosso mit dem V10-Motor hier besser abschneiden kann als auf anderen Strecken?"
Schumacher: "Nein. Ich sehe keinen Grund, warum der Zehnzylinder hier bewusst besser sein sollte. Er hat sicherlich ein breiteres Fahrband, das ist schon richtig, dafür aber weniger Endleistung. Die Vorteile, die man dem Zehnzylinder nachgesagt hat, waren in meinen Augen nie vorhanden. Ich meine eher, dass sie von der Basis her gar kein schlechtes Auto haben."

Frage: "Der Freitag ist hier ja trainingsfrei, aber es gibt natürlich trotzdem genug zu tun. Was wirst du am Freitag machen?"
Schumacher: "Generell ist es so, dass ich am Freitag auch bestimmte PR-Aktionen habe - und natürlich ein Meeting mit dem Team, um den Samstag vorzubereiten."

Schumachers Begeisterung für 'Superman' hält sich in Grenzen

Frage: "Red Bull hat hier für 'Superman Returns' aufgebaut. Warst du schon dort und wie bombastisch findest du es, was sie hier machen?"
Schumacher: "Ist es schlimm, wenn ich sage, dass ich es noch nicht gesehen habe?"

Frage: "Aber 'Superman' hast du gesehen, oder?"
Schumacher: "Ja, als ich klein war - früher mal."

"Es gibt Momente, da stört es einen, denn da geht es schon sehr weit weg vom Eigentlichen." Michael Schumacher

Frage: "Das ist ein gutes Stichwort, denn die Formel 1 wird mehr und mehr zu einer Scheinwelt, in der weniger über den Sport als über solche Dinge gesprochen wird. Stört dich das?"
Schumacher: "Es gibt Momente, da stört es einen, ja, denn da geht es schon sehr weit weg vom Eigentlichen."

Frage: "Du hast früher in Monaco gewohnt, lebst aber schon seit vielen Jahren - wie die halbe Formel 1 - in der Schweiz. Warum ist es nicht mehr so interessant, hier zu wohnen?"
Schumacher: "Ich glaube schon, dass es nach wie vor interessant ist, aber im Durchschnittsalter sind die Formel-1-Fahrer ja doch ein bisschen älter, haben vielleicht Familie oder einen Hund oder sonst was - und dann wird es hier in Monte Carlo halt eng. Da ist die Schweiz eine schöne Alternative."

Frage: "Monaco ist ja sehr teuer. Wie weit kommt man hier mit 20 Euro?"
Schumacher: "Nicht sehr weit. Wenn man Glück hat, bekommt man ein Eis und einen Kaffee dafür..."

Zukunftsentscheidung wird erst in Monza bekannt gegeben

Frage: "Wie sieht es denn mit deiner Zukunftsentscheidung jetzt aus? Da gibt es ja widersprüchliche Aussagen..."
Schumacher: "Jahresende ist ja ein ziemlich weitläufiger Begriff, aber Jean (Todt; Anm. d. Red.) hat es ja etwas näher definiert - und da, wo er gesagt hat, wird die Entscheidung bekannt gegeben."

"Im Nachhinein sind wir der Meinung, dass Monza der passende Moment ist." Michael Schumacher

Frage: "Ursprünglich hattest du dir bis Saisonende Bedenkzeit erbeten, aber von Jean Todt hieß es dann, dass die Entscheidung bis Monza fallen wird. Wie ist es dazu gekommen?"
Schumacher: "Ganz einfach: Das war sicherlich ein Verständnisproblem. Wir haben über Saisonende geredet, aber Monza ist ja nicht weit weg vom Saisonende. Ich habe mitgeteilt, dass es am Saisonende sein wird - und bin davon auch ausgegangen, dass damit das letzte Rennen gemeint ist -, aber im Nachhinein sind wir der Meinung, dass Monza der passende Moment ist."

Frage: "Hast du mit der Absage von Valentino Rossi an die Formel 1 gerechnet?"
Schumacher: "Die offizielle Version habe ich natürlich auch erst heute mitbekommen, aber nachdem es dieses Jahr für ihn im Motorradsport nicht so rund läuft, kann ich seine Entscheidung - in Anführungsstrichen - nachvollziehen. Vielleicht hat er jetzt andere Gedanken als letztes Jahr. Vielleicht hat er sich deswegen so entschieden. Einerseits sind wir traurig, ihn nicht willkommen heißen zu dürfen, aber andererseits verstehe ich es auch. Es wäre nicht leicht gewesen, sich an die Formel 1 zu gewöhnen, auch wenn ich ihn fahrerisch für sehr talentiert halte. Es geht jedoch nicht nur ums Fahren. So ist das nun mal."

Frage: "In zwei Wochen wird in Silverstone gefahren, wo du 1999 deinen schweren Unfall hattest. Steckt das noch in deinem Hinterkopf?"
Schumacher: "Im Prinzip denkt man nicht mehr dran - nur noch bei solchen Fragen..."

Positiver Kurzbesuch bei der deutschen Nationalmannschaft

Frage: "Du warst kürzlich bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Schweiz. Was hast du dort vorgefunden?"
Schumacher: "Die Stimmung war sehr positiv, sehr ausgeglichen, sehr motiviert, zielgerichtet, aber es war auch die nötige Lockerheit vorhanden. Es ist bei all diesen Jungs - zurecht - sehr viel Selbstvertrauen vorhanden. Es gibt ja doch einige gestandene Spieler, die bei großen Klubs spielen und genug Erfahrung haben. Das Schöne ist, dass das Zusammenspiel zwischen erfahrenen und jungen Spielern sehr harmonisch stattfindet. Das war sehr angenehm zu beobachten. Mein Sohn war auch dabei und hat sich natürlich darüber gefreut, dass er die Spieler kennen lernen durfte. Er hätte nur auch gerne gegen sie gespielt, aber sie hatten natürlich etwas anderes zu tun. Ich selbst habe ja schon oft mit den Jungs gespielt, aber es bot sich an, sie zu treffen, weil sie ganz in der Nähe unseres Hauses waren."

Michael Schumacher

Michael Schumacher ist schon seit vielen Jahren begeisterter Fußballfan Zoom

Frage: "Wer ist denn dein Favorit für die Fußball-WM?"
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass ich da jemand anderen als Deutschland nennen sollte - und möchte..."

Frage: "Du hast ja am Nürburgring Lukas Podolski getroffen. Konntest du ihm dort für seinen Wechsel zum FC Bayern Mut machen, auch wenn es dir für deinen Lieblingsverein, den 1. FC Köln, natürlich wehtun muss?"
Schumacher: "Darüber haben wir überhaupt nicht gesprochen."

Frage: "In Italien gibt es ja diesen großen Fußballskandal. Hast du davon etwas mitbekommen?"
Schumacher: "In allen Sportarten gibt es manchmal ein Gewitter - manchmal schwerer, manchmal weniger schwer. Zu verstehen, was da genau vor sicht geht, ist schwierig, zumal ich ehrlich gesagt andere Dinge habe, um die ich mich kümmern muss. Irgendwann wird wieder die Sonne aufgehen..."