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  • 07.07.2002 15:55

  • von Fabian Hust

Schumacher holt im Regenchaos von Silverstone 60. Sieg

Mit einer fehlerfreien Fahrt sicherte sich Schumacher den siebten Saisonsieg und hat den WM-Titel schon zum Greifen nahe

(Motorsport-Total.com) - Mit einer fehlerfreien Fahrt bei schwierigen Bedingungen hat sich Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher im zehnten von 17 Rennen seinen siebten Saisontriumph und insgesamt 60. Formel-1-Sieg eingefahren. Der Ferrari-Pilot hat damit die Möglichkeit, schon beim nächsten Rennen in Frankreich seinen fünften WM-Titel zu sichern. Teamkollege Rubens Barrichello kam auf den zweiten Platz vor BMW-Williams-Fahrer Juan-Pablo Montoya.

Titel-Bild zur News: Silverstone-Podium

Michael Schumacher feiert mit Rubens Barrichello den Ferrari-Doppelsieg

Die ersten WM-Punkte der Saison holte das BAR-Team gleich mit beiden Fahrern. Jacques Villeneuve kam auf den vierten Platz, Olivier Panis sah als Fünfter die Zielflagge. Nick Heidfeld kam auf den sechsten Platz und sicherte damit dem Sauber-Team einen WM-Zähler. Ralf Schumacher fiel dem Chaos zum Opfer und ging als Achter wie auch David Coulthard punkteleer aus, der auf den 10. Platz kam. Keine WM-Zähler gab es auch für Kimi Räikkönen und Heinz-Harald Frentzen, die beide mit Motorschäden ausfielen.

Zu Beginn des Rennens sah es zunächst für Ferrari nicht sonderlich gut aus, als Rubens Barrichello am Vorstart beim Einlegen des ersten Ganges der Motor abstarb und der Brasilianer damit als Letzter losfahren musste, sich aber relativ schnell nach vorne arbeiten konnte und sich trotz eines Drehers schlussendlich noch den zweiten Platz sichern konnte. Dahinter änderte sich an der Reihenfolge am Start nicht viel, Felipe Massa drehte sich im Sauber ? wie er das im Rennen später noch vier Mal tun sollte. Für Toyota-Pilot Allan McNish war das Rennen allerdings gelaufen, er blieb ausgerechnet bei seinem Heimrennen mit technischen Problemen beim Start liegen.

Noch in der ersten Runde fielen die ersten Regentropfen auf den 5,141 Kilometer langen Kurs von Silverstone, der Regen wurde Runde für Runde intensiver, vor allem im letzten Abschnitt der Strecke regnete es stärker. Die Fahrer jedoch blieben zunächst alle mit den Rillenreifen auf der Strecke, denn der Regen beruhigte sich nach einiger Zeit wieder. Mit den leicht feuchten Bedingungen kam Michael Schumacher am besten zurecht, der Juan-Pablo Montoya unter Druck setzte. Dieser leistete sich einige Fahrfehler, die der Deutsche allerdings nicht ausnutzen konnte.

Unterdessen ging es im hinteren Feld heiß zur Sache, vor allen Nick Heidfeld im Sauber und dessen Teamkollege Felipe Massa kämpften mit einem rutschenden Auto, Massa drehte sich und Heidfeld verlor Platz um Platz. In der 12. Runde setzte dann stärkere Regen ein, worauf sich Felipe Massa bereits zum vierten Mal drehte. Auch der Führende Juan-Pablo Montoya konnte einen Abflug nur mit viel Lenkradarbeit noch verhindern. Bei BMW-Williams und Ferrari reagierte man auf die veränderten Bedingungen und holte die führenden Fahrer an die Box, wobei Williams Michelin-Regenreifen und Ferrari Bridgestone-Intermediates aufzieht.

Die Bridgestone-Fahrer hatten mit diesem Mischreifen den eindeutig überlegenen Pneu, während der Intermediate von Michelin bekanntermaßen nicht so gut ist, weswegen man sich für Regenreifen entschied. David Coulthard riskierte viel, als er auf der Strecke blieb und auf das Auffassen von Regenreifen verzichtete, doch nach einem Ausrutscher neben die Strecke und dem stärker werdenden Rennen musste der Schotte dann doch noch Regenreifen aufziehen.

Mit den Intermediates war Michael Schumacher pro Runde um mehr als drei Sekunden schneller als Montoya und konnte den Kolumbianer dann in der 16. Runde auch locker überholen ? der Grip-Unterschied der beiden Reifen war beeindruckend. Ferrari zeigte wieder einmal dank Technikdirektor Ross Brawn auch eine überlegene Arbeit an der Box. Drei Runden später war auch Rubens Barrichello an Montoya vorbei, der sich inzwischen vom 21. Platz bis nach ganz vorne vorgearbeitet hatte.

Arrows-Pilot Heinz-Harald Frentzen, der am Freitag im Regen wegen der nicht gezahlten Motorleasinggebühr nicht fahren konnte, fuhr ein beeindruckendes Rennen und griff gerade nach dem Sechstplatzierten Ralf Schumacher, als paradoxerweise der Motor seinen Geist aufgab. Während Arrows den Bridgestone-Vorteil nicht nutzen konnte ? auch Teamkollege Enrique Bernoldie fiel später aus ? rappelte sich das Sauber-Team auf den Intermediates wieder auf und sowohl Nick Heidfeld als auch Felipe Massa überholten die McLaren-Mercedes und steuerten Punkteplatzierungen an.

Bei McLaren-Mercedes wechselte man kurz vor Rennmitte von Regenreifen auf Rillenreifen, doch das Risiko zahlte sich nicht aus, als es wenige Runden später wieder stärker zu regnen begann. Coulthard leistete sich auf den Rillenreifen zwei Dreher, bei einem zerfetzte der Schotte sogar ein Werbeschild aus Styropor. Die Konsequenz war logisch: Das Team musste beide Fahrer zum erneuten Reifenwechsel reinholen.

Während sowohl Michael Schumacher als auch Juan-Pablo Montoya an der Spitze ein starkes Rennen fuhren, gab es für beide Teamkollegen der Führenden eine böse Überraschung. Rubens Barrichello drehte sich in der 30. Runde, konnte aber weiterfahren und verlor keinen Platz. Ralf Schumacher musste an der Box ohne Sprit wieder losfahren, denn wieder einmal klemmte der Tankrüssel und das hartnäckig. Das Problem und der zusätzliche Boxenstopp kosteten den Kerpener einen vierten Platz und warfen ihn auf Platz acht zurück.

Im letzten Renndrittel blickte sogar ein wenig die Sonne zwischen den Wolken hindurch, die Strecke trocknete ab und die Piloten stiegen auf Trockenreifen um. So auch David Coulthard, der 22 Runden vor Rennende zum fünften Mal die Box ansteuern musste ? zusätzlich klemmte am Auto des Pechvogels auch noch der Tankrüssel.

Die Plätze an der Spitze schienen schon bezogen, da gelang es Juan-Pablo Montoya urplötzlich an Rubens Barrichello vorbeizugehen. Doch nur fünf Runden später folgte in der 220 km/h schnellen 'Copse'-Kurve ein aufregender Gegenschlag, als sich die beiden südamerikanischen Heißsporne beinahe von der Strecke geräumt hätten. Danach musste Juan-Pablo Montoya zurückstecken, da er vom Team aufgefordert wurde, Sprit zu sparen.

Mit seinem insgesamt 60. Formel-1-Sieg konnte Michael Schumacher seinen Vorsprung auf die Konkurrenz weiter ausbauen. Dank 54 WM-Punkten Vorsprung auf Rubens Barrichello könnte der Kerpener schon beim nächsten Rennen Weltmeister werden. Juan-Pablo Montoya auf Platz drei hat 55 Punkte Rückstand, Teamkollege Ralf Schumacher 56 Zähler. Den beiden McLaren-Mercedes-Piloten auf den Plätzen fünf und sechs fehlen 60 beziehungsweise 75 Punkte. Nick Heidfeld rangiert mit seinen sechs WM-Punkten auf dem achten Platz, Heinz-Harald Frentzen liegt mit zwei WM-Zählern auf Platz 17.

In der Konstrukteurswertung gelang Ferrari erneut ein großer Sprung nach vorne. Die Italiener liegen mit 118 Punkten deutlich vor BMW-Williams (61) und McLaren-Mercedes (37). Renault büßte auf Platz vier liegend (14 Punkte) einen Zähler auf Sauber (10) ein. Es folgen Jordan-Honda (6) und das BAR-Honda-Team (5) das noch vor dem Heimspiel in Silverstone punktelos in der Saison gewesen war.