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Schumacher: "Fühle mich wie ein richtiger Sieger"
Das Siegerinterview mit Michael Schumacher über sein spektakuläres Rennen mit dem Feuer beim ersten Boxenstopp
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du hattest einen dramatischen Boxenstopp mit Feuer. Was ist passiert und hast du dir danach Sorgen gemacht?"
Michael Schumacher: "Da gibt es nicht viel zu sagen, alles wurde im Fernsehen gezeigt. Ich schätze, die Mechaniker hatten den Eindruck, dass ich zu kühl war, also haben sie mir ein bisschen Feuer gemacht! Sie haben aber einen Superjob gemacht, denn unter diesen Umständen die Situation so unter Kontrolle zu haben, dass das Auto überlebte, ist toll. Kurz habe ich gezweifelt, wusste ich nicht, ob es ein Problem gibt oder nicht, aber das Auto hat hier offensichtlich sehr gut funktioniert und wir konnten die schnellen Rundenzeiten fahren, die nötig waren, um die Strategie umzusetzen."

© xpb.cc
Endlich ein "echter" Sieg für Schumacher auf dem steirischen A1-Ring
Frage: "Als Montoya seinen Motorschaden hatte, hast du Kimi überholt. Was ist da passiert?"
Schumacher: "Ja, das war ein verzwickter Moment, wenn auch nicht sehr verzwickt, denn ich hatte einen kleinen Abstand und ich war da schon an Kimi vorbei. Ich wusste aber nicht, ob Juan-Pablo auf der Linie bleiben oder rüberziehen würde und das war ein bisschen besorgniserregend. Er ist aber weg von der Linie geblieben und hat angemessen reagiert. Vielleicht hätte er gleich zur Seite fahren sollen anstatt mit einem Öl werfenden Motor zurück an die Boxen zu rollen, aber wahrscheinlich war er zu faul für den Fußmarsch zurück an die Boxen."
Im Regen besonders vorsichtig gewesen
Frage: "Wie war es aus deiner Sicht, als der Regen eingesetzt hat?"
Schumacher: "In meiner Position, wenn du mit einem Vorsprung führst, neigt man dazu, es in solchen Situationen ein bisschen vorsichtiger angehen zu lassen, denn ich war auch bezüglich der Strategie recht zuversichtlich. Alles, was im ersten Stint schief läuft, hilft dir, also wollte ich nur vorne bleiben und vielleicht die eine oder andere Runde länger draußen bleiben, um den Vorsprung auszubauen. Ich weiß nicht genau, wie stark es geregnet hat, denn es war ziemlich nass in der ersten und zweiten Kurve, aber danach weniger. Man musste schätzen, wie die Umstände waren. Ich weiß nicht, ob mich die anderen Fahrer von hinten sehen konnten, denn wenn du das Auto vor dir beobachten kannst, hast du wenigstens einen Anhaltspunkt und man kann etwas besser reagieren. Schlussendlich hat es aber auch so gereicht."
Frage: "Das war ein ziemlich aufregender Nachmittag mit deinem dritten Sieg hintereinander..."
Schumacher: "Ja. Das ist für uns natürlich gut und ich glaube, es war ein sehr ansehnliches und unterhaltsames Rennen. Es ist anfangs gut für uns gelaufen und dann kam der Boxenstopp, der die Sache interessant gemacht hat."
"Wir haben ein fantastisches Auto und das wissen wir"
Frage: "Das Auto war fantastisch, nicht wahr?"
Schumacher: "Ja, aber das hat uns nicht überrascht. Wir haben das ganze Wochenende gesehen, dass unsere Konstanz gut ist und auch die Performance. Wir haben ein fantastisches Auto und das wissen wir."
Frage: "Wenn neben einem Feuer ausbricht, würde man sicher am liebsten aus dem Auto springen. Wie war das für dich, wo hast du in dem Moment hingeschaut?"
Schumacher: "Ich habe mich umgesehen, was da los war, und das Feuer zu sehen war natürlich nicht schön. Die Jungs haben aber sehr gut reagiert und es mit den Feuerlöschern schnell in den Griff bekommen. Ich fuhr weiter, aber zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob da ein Schaden war, da ich ja nicht sehen konnte, wie lange es brannte."
Frage: "Wolltest du nicht aus dem Auto springen?"
Schumacher: "Nein."
Brenzliger Ausrutscher auf dem Öl von Alonso
Frage: "Du bist auf Alonsos Öl in der ersten Kurve einmal von der Linie abgekommen. Wie brenzlig war das?"
Schumacher: "Ich habe die gelben Flaggen gesehen, früh gebremst und langsamer gemacht. Es war nur eine einzige gelbe Flagge da und man verlangsamt so viel, wie man es für nötig hält, aber es wurden keine Ölflaggen geschwenkt, also hat es mich rausgetragen. Das war eine entscheidende Phase im Rennen, denn ich musste Zeit auf Kimi gutmachen, weil ich wusste, dass er länger draußen bleiben kann als ich."
Frage: "Ohne die asphaltierte Auslaufzone hätte es da vorbei sein können, oder?"
Schumacher: "Ja, aber deshalb wollen wir diese Auslaufzonen ja haben. Man gewinnt durch das weite Ausholen keine Zeit, es ist dort sehr schmutzig, aber man kann in solchen Situationen das Auto retten und weiterfahren. Das ist fair für alle, denn die Fans wollen lieber die Autos fahren sehen als im Kiesbett."
Frage: "Hattest du je zuvor ein Boxenfeuer und wie bereitet man sich auf solche Situationen vor?"
Schumacher: "Als kleiner Junge habe ich manchmal mit dem Feuer gespielt. In der Formel 3 brannte einmal etwas im Cockpit, aber man macht sich keine großen Sorgen, weil man ja speziell ausgerüstet ist und weiß, dass man da eine Weile überleben kann. Wenn Benzin ausgetreten und mit Feuer in Kontakt gekommen wäre, wie es 1994 bei Jos Verstappen der Fall war, sähe die Sache ganz anders aus."
Zweimal Pech, zweimal keine negativen Folgen...
Frage: "Du hast dich im Qualifying fast gedreht und fuhrst trotzdem auf Pole, heute das Feuer und trotzdem der Sieg. Schätzt du dich als glücklichen Mann ein?"
Schumacher: "Ich wüsste nicht, was das mit Glück zu tun haben soll. Es ist eher unglücklich, dass wir in diese Situationen gekommen sind."
Frage: "Ist Kimi schon jetzt so stark wie früher Mika Häkkinen?"
Schumacher: "Ich denke, das kann man nicht fair vergleichen. Dazu kann man nur sagen, dass er ein sehr starker und guter Gegner ist und dass er die Resultate bekommt, die er sich verdient hat."
Frage: "Fühlst du dich nach der Kritik im letzten Jahr jetzt besonders gut?"
Schumacher: "Ich fühle mich wie ein richtiger Sieger, ja."
Frage: "In Monaco will natürlich jeder vorne starten. Was wird das für die Strategie für einen Unterschied darstellen?"
Schumacher: "Man will die richtige Strategie haben und gleichzeitig weit vorne stehen, also muss man einen Kompromiss finden. Daran muss man am Wochenende arbeiten."
Schumacher drückte Barrichello die Daumen
Frage: "Hast du den Zweikampf zwischen Kimi und Rubens verfolgt, denn wenn Rubens noch überholt hätte, wärst du jetzt wieder WM-Führender?"
Schumacher: "Ich habe die Daumen gedrückt, um ehrlich zu sein, aber nicht nur deswegen. Rubens ist mein Teamkollege und Freund und ich hätte lieber ihn auf Platz zwei als einen Konkurrenten. In der letzten Runde habe ich sie fighten gesehen und ich sah Rubens schon vorne und freute mich. Es ist dann doch anders gekommen, aber so ist der Rennsport."
Frage: "In der Aufwärmrunde hast du manchmal langsamer gemacht und dann wieder schneller, um die Reifen anzuwärmen, und Montoya wäre da beinahe an dir vorbeigefahren und das hat ihm anscheinend nicht gepasst. Was darf man deiner Meinung nach tun und was nicht?"
Schumacher: "Der Führende diktiert die Pace und der Rest muss sich anpassen, unabhängig davon, was der Führende macht. Ich glaube nicht, dass ich etwas Unvernünftiges gemacht habe. Es wäre unvernünftig, sehr schnell zu fahren und dann wieder zu bremsen, denn da bliebe kaum Reaktionszeit. Ich habe im ersten Gang beschleunigt und langsamer gemacht und er tat das auch und kam neben mich. Da sehe ich ehrlich kein Problem. Es hätte auch niemand als Überholmanöver angesehen, selbst wenn er einen Tick vor mich gekommen und dann wieder zurückgefallen wäre. Das ist die normale Prozedur."
Frage: "Wie hoch schätzt du diesen Sieg verglichen mit deinen anderen Erfolgen ein?"
Schumacher: "Wir waren schon auf dem dritten Platz zurückgefallen, aber dank einiger glücklicher Umstände wie dem Motorschaden von Montoya und dem Überholmanöver gegen Kimi ging es sich noch aus. Natürlich ist das befriedigender als ein ganz überlegener Sieg."

