• 26.05.2012 18:45

Schumacher: "Es ist einfach nur schön"

Mercedes-Fahrer Michael Schumacher spricht über seinen Coup im Qualifying von Monaco und über die besondere Bedeutung dieser starken Leistung

(Motorsport-Total.com) - Im Qualifying zum Großen Preis von Monaco hatten die Experten einige Fahrer auf der Rechnung, aber der Name von Michael Schumacher stand nicht in allen Listen. Prompt fuhr ausgerechnet der Rekord-Weltmeister zur Bestzeit - und das zum ersten Mal seit seiner Rückkehr in die Formel 1. In der Pressekonferenz spricht Schumacher über diese Leistung und auch darüber, was dieser erste Platz für seine weitere Karriereplanung bedeutet. Und deutlich wird: Die Freude ist riesengroß.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher fuhr auf den ersten Platz - und die Erleichterung war groß ...

Frage: "Michael, eine großartige Runde! Schade ist nur, dass du um fünf Plätze nach hinten strafversetzt wirst. Hinterlässt all dies einen bittersüßen Geschmack bei dir?"
Michael Schumacher: "Zunächst einmal bin ich mehr als begeistert und erfreut über die Pole-Position in Monaco. Für uns alle nimmt Monaco eine Sonderstellung im Kalender ein. Es ist einfach klasse, hier auf der Pole-Position zu stehen, wenn man bedenkt, was ich in den vergangenen zweieinhalb Jahren durchgemacht habe. Das bleibt in deinen Gedanken haften."

"Ich hatte es ja schon in der Pressekonferenz (am Donnerstag; Anm. d. Red.) gesagt: Meine Situation ist die, dass ich auf die Pole-Position fahre, das Rennen von Rang sechs aufnehme und es auch gewinne. Deshalb bin ich hier und darauf habe ich es abgesehen. Nur daran denke ich. Die Vergangenheit spielt keine Rolle."

Frage: "Die Strafe ist natürlich sehr schade für dich - vor allem in Monaco. Denkst du, diese Strafe ist gerechtfertigt?"
Schumacher: "Ich denke nicht über die Ereignisse von vor zwei Wochen nach. Ich denke an das Hier und Jetzt und daran, was noch passieren wird. Das ist alles. Ich konzentriere mich auf das vor uns Liegende."

Eine Genugtuung für Schumacher

Frage: "Du hast es angesprochen: Seit deinem Comeback hast du eine harte Zeit durchgemacht. Was sagt diese Pole-Position aber nun über dich und deine Gefühle aus?"
Schumacher: "Nun, ich überlasse es anderen, zu sagen, was es bedeutet oder nicht bedeutet. Ich bin natürlich sehr aufgeregt und sehr zufrieden. Es bestätigt, was ich schon seit langer Zeit fühlte. Manchmal musst du es nur im richtigen Augenblick völlig auf die Reihe kriegen. Hier hat es funktioniert. Ich muss mich sehr beim Team bedanken."

"Vor allem bei einigen der Jungs, die sehr eng mit mir zusammenarbeiten. Wir hatten zu Beginn dieser Woche schon eine spezielle Session. Das schweißte uns nur noch enger zusammen. Solche Ergebnisse sind dann die Folge. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, das Mercedes und das Team in mich haben. Sie unterstützen mich. Ich bin nun dazu in der Lage, etwas zurückzugeben. Hoffentlich gelingt mir das am Sonntag erneut und noch besser."

"Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, das Mercedes und das Team in mich haben." Michael Schumacher

Frage: "Die Statistiken sagen, dass der höchste Startplatz eines Monaco-Siegers bisher Platz drei war. Was kannst du also von Rang sechs aus ausrichten?"
Schumacher: "Nun, was kann ich dazu sagen? Ich wurde hier schon Fünfter, obwohl ich von ganz hinten losgefahren war. Ich siegte hier von welcher Startposition auch immer. Ich werde so gut wie möglich abschneiden."

"Wahrscheinlich reden wir hier von einer Einstopp-Strategie. Man muss damit leben, dass es da nur ein sehr kleines Fenster gibt, mit dem du herumspielen kannst. Wir wissen: Überholen ist schwierig, doch wir haben den verstellbaren Heckflügel (DRS; Anm. d. Red.) und KERS. Du kannst es also versuchen. Und ihr könnt euch sicher sein: Das werde ich tun."

Frage: "Wie lauten deine Gefühle über diese Pole-Position? Du wirst jedoch 'nur' von Platz sechs aus losfahren ..."
Schumacher: "Ich sah die Rundenzeit auf meinem Display und dachte: 'Nun, das sollte nicht allzu übel sein.' Du weißt aber nicht, wer da noch von hinten kommt, denn ich war ja einer der Ersten auf der Runde. Ich beobachtete daher sämtliche Monitore am Streckenrand. Irgendwann sah ich dann das kleine Symbol, die Eins. Dann begann ich allmählich daran zu glauben. Über Funk kam dann die Bestätigung. Ja, es ist einfach nur schön."

Erstmals Bestzeit im Qualifying seit 2006

Frage: "Wie würdest du diese Pole-Position im Vergleich zu deinen anderen einschätzen?"
Schumacher: "Dazu darf ich vielleicht sagen, dass man im Leben zwei unterschiedliche Kapitel schreibt. Das hier ist das zweite Kapitel, das für sich steht, weil es die Silberpfeil-Zeit ist. Dabei ist es meine bisher beste Qualifikationsleistung. Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich das Vertrauen, das man seit zweieinhalb Jahren in mich hat, zurückgeben kann."

Frage: "Ist das die beste Pole-Position deines Lebens?"
Schumacher: "Meine Antwort fällt ähnlich aus wie bei der gerade gestellten Frage. Wie vergleiche ich diese Pole-Position mit den anderen ... Es ist die erste im zweiten Abschnitt meiner Karriere. Das ist natürlich die bessere Pole-Position, weil es die erste ist."


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Monaco


"Es ist ein schönes und gutes Gefühl, wenn du zurückgekommen bist und dir in allen Umständen bessere Ergebnisse ausgerechnet hast. Was und warum alles passierte ist aber nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, es endlich auf die Reihe gekriegt und es bewiesen zu haben. Deshalb freue ich mich sicherlich sehr."

"Viel wichtiger ist, es endlich auf die Reihe gekriegt und es bewiesen zu haben." Michael Schumacher

Frage: "Du hast hier in Monaco eine gewisse Geschichte. Kannst du uns sagen, wie es war, hier diese Runde zu fahren? Diese Qualifikation wird vielleicht noch intensiver verfolgt als alle anderen. Es war ein gutes Timing, um der Welt zu zeigen, dass du es noch immer drauf hast ..."
Schumacher: "Du hast meine Antwort in deiner Frage wahrscheinlich schon vorweggenommen. Monaco ist etwas Besonderes. Wir nennen es eher eine Fahrerstrecke als einige andere Kurse, die wir in der Saison besuchen."

"Das liegt besonders an der prestigeträchtigen Atmosphäre und daran, was uns diese Bahn bedeutet. Es ist super-fantastisch, wenn dir eine solche Runde gelingt. Ich wusste, dass ich auf einer guten Runde war, doch du kannst dir niemals sicher sein. Wir haben gesehen, wie eng es im Qualifying zuging. Ich brachte es einfach perfekt auf die Reihe."

"Alles war gut vorbereitet, doch so ist das in der Formel 1. Es ist derzeit wirklich knifflig. Nicht immer ist es drin, dass du alles zu jeder Zeit perfekt hast. Dieses Mal ist es uns aber gelungen. Hoffentlich lernen wir mehr und mehr dazu, um es noch öfter zu schaffen. Es ist jedenfalls ein guter Punkt, dass ich die Leute daran erinnern konnte, dass es mich noch gibt. Ganz klar."

Die sportliche Zukunft ist noch kein Thema

Frage: "Hat ein Ergebnis wie dieses einen Einfluss auf deine Entscheidung, ob du in der Formel 1 weitermachst oder nicht?"
Schumacher: "Du denkst wohl, dass ich aufgrund dieses einen Resultats, das mir jetzt gelungen ist, plötzlich ein neues Thema auf den Tisch bringe. Nein, das ist nicht der Fall. Ich konzentriere mich auf das, was ich derzeit tue. Es wird eine Zeit kommen, in der ich eine Zusammenschau anstreben werde. Dann werde ich mich gemeinsam mit dem Team hinsetzen, um zu sehen, was wir tun können."

Frage: "Als du hier im ersten Abschnitt deiner Karriere auf der Pole-Position standst, gab es zwei bis drei siegfähige Autos. Jetzt sind es zwischen zehn und zwölf potenzielle Sieger. Wie siehst du das Rennen am Sonntag?"
Schumacher: "Natürlich gibt es bei diesem Rennen jetzt mehr Sieganwärter als in der Vergangenheit. Das entspricht der Wahrheit. Deshalb ist es ja auch so eng."

"Ich kenne den Abstand zwischen mir und Position zehn nicht, doch ich gehe davon aus, dass er deutlich geringer ist als in der Vergangenheit. So hat sich die Formel 1 aber entwickelt. Dafür gibt es keine besonderen Gründe. Wenn ich vorn bin, mag ich das. Stehst du aber auf der anderen Seite, würdest du wahrscheinlich anderer Meinung sein."

"So hat sich die Formel 1 aber entwickelt. Dafür gibt es keine besonderen Gründe." Michael Schumacher

Frage: "Kommen wir noch einmal auf deine Ankündigung zurück: Du hast diese Pole-Position ja auch schon in der vergangenen Woche in Le Mans vorhergesehen ..."
Schumacher: "Ja. Ich sagte es nicht nur am Mittwoch hier an der Strecke, sondern auch schon in Le Mans. Das stimmt. Ich hatte wohl einfach das Gefühl, dass unser Auto hier stark sein würde. Es war nicht ins Blaue hineingesagt und es sollte auch kein Witz sein. Natürlich war da eine gewisse Portion Optimismus mit dabei. Ich glaube aber, das liegt in meiner Natur."

Frage: "Fürchtest du, dass es ein Regenrennen gibt? Oder denkst du, es bleibt trocken? In den vergangenen Tagen präsentierte sich das Wetter recht abwechslungsreich ..."
Schumacher: "Ich rechne damit, dass es regnet, wenn ich meinen Boxenstopp absolviere."

Ist Monaco eine Mercedes-Strecke?

Frage: "Handelt es sich hierbei um eine gute Mercedes-Strecke? Dein Team holte im Qualifying die Positionen eins und drei ..."
Schumacher: "Ich sagte schon vor dem Wochenende, dass die Kurse hier und in Kanada wahrscheinlich diejenigen sind, die uns entgegen kommen. Da sollten wir keine so schlechte Figur abgeben."

"In meiner Medienrunde im Anschluss an die Pressekonferenz sagte ich am Donnerstag, dass wir vorhaben, hier auf die Pole-Position zu fahren, von Rang sechs zu starten und dann das maximal Mögliche zu erzielen. Vielleicht ist das der Sieg. Und jetzt stehen wir hier. Es ist keine große Überraschung, dass wir dazu in der Lage sind, um die Spitzenposition zu kämpfen."

"Nach dem Freien Training am Donnerstag und selbst nach dem Samstagvormittag war ich aber gar nicht so zuversichtlich, dass wir um die Pole-Position kämpfen könnten. Dann schien jedoch alles einfach zu funktionieren. Wir stellten das Auto perfekt ein. Und ja, es ist einfach ein tolles Ergebnis. Es ist eine Teamleistung, bei der es darum ging, alles auf die Reihe zu kriegen und gut vorbereitet zu sein."

"Und ja, es ist einfach ein tolles Ergebnis." Michael Schumacher

Frage: "War eure besondere Frontflügel-Konstruktion eine Hilfe dabei, ein so gutes Ergebnis zu erzielen? War das Auto dadurch besser ausbalanciert?"
Schumacher: "Zunächst einmal ist uns dies nur in der Qualifikation eine Hilfe - und im Rennen, wenn wir überholen können. Ansonsten steht uns dieses Hilfsmittel nicht zur Verfügung."

"In Monte Carlo kannst du aber eh keinen Vorteil daraus ziehen. Es gibt einen sehr kleinen Vorteil, was mit der Natur dieser Strecke zusammenhängt. Ich sehe da aber keinen besonderen Vorteil. Natürlich gibt es da einen gewissen Vorteil. Deshalb haben wir diese Vorrichtung ja. Ansonsten hätten wir sie nicht gebaut. Es ist aber sicherlich nicht so viel, dass es der Rede wert wäre."