• 04.05.2003 18:29

Schumacher: "Ein fast perfekter Tag"

Michael Schumacher in der Pressekonferenz über den Druck von Alonso und die weiteren Ereignisse des heutigen Rennens

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du wurdest von Fernando stark unter Druck gesetzt. War dieser Sieg schwieriger als es aussah?"
Michael Schumacher: "Es war keine einfache Sache, aber das kam ja nicht überraschend. Wir haben ihre Rundenzeiten über das Wochenende studiert und daher wussten wir, dass sie sehr stark sein würden. Die Zeit am Freitag von Jarno war kein Zufall und Fernando war dann gestern im Qualifying schnell. Ich habe mit einem sehr zähen Fight gerechnet und der ist es dann auch geworden. Im Nachhinein muss man sagen, ich bin froh, dass wir das neue Auto dabei hatten, denn mit dem alten hätten wir womöglich nicht gewonnen. Dieses neue Auto ist wirklich etwas Besonderes. Es funktioniert so schön und so fein. Ich bin verliebt in dieses Auto. Einfach fantastisch, was sie da auf die Beine gestellt haben."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Happy: In der Fahrer-WM hat Schumacher nur noch vier Punkte Rückstand

Frage: "Vor dem zweiten Stopp war es zwischen dir und Fernando hinsichtlich der Rundenzeiten sehr knapp. Zeigt das, wie umkämpft dieses Rennen war?"
Schumacher: "In Sachen Reifenperformance war es heute so, dass wir den besseren Anfang hatten und am Ende eines Stints haben meine Reifen ein wenig mehr als die von Fernando nachgelassen. Also hatten wir anfangs einen Vorteil, aber dann drehte es sich am Ende der Stints. Ich schätze, dass das der Grund ist. Auch der Verkehr war einmal ziemlich schwierig. Ich habe am Anfang ziemlich Zeit verloren, aber je länger wir mit den Reifen und dem Auto auf der Strecke waren, desto besser kam ich in Fahrt. Wir wurden immer konstanter und am Ende konnte ich etwas wegziehen."

Räikkönen-Ausfall nicht überraschend gekommen

Frage: "Kimi Räikkönen ist am Start ausgeschieden. Er hat jetzt 32 Punkte, du 28."
Schumacher: "Ja. Einmal in einer Saison erwartet man einen Ausfall. Wir hatten unseren in Brasilien, keine Punkte, ein schwieriger Saisonbeginn. Alles ist für sie perfekt gelaufen, aber man konnte damit rechnen, dass so etwas einmal passiert. Heute war unser Tag. Ein perfekter Tag in zweierlei Hinsicht ? wegen der Meisterschaft und wegen des neuen Autos. Wir können sehr, sehr glücklich sein."

Frage: "Mit einem neuen Auto könnte es kaum besser laufen, nicht wahr?"
Schumacher: "Das war ein fast perfekter Tag. Er wäre perfekt gewesen, wenn Rubens auf Platz zwei wäre, aber heute hatten wir einen harten Wettbewerb mit Fernando und es ist eben anders gekommen."

Frage: "Du hast mit Fernando auf dieser Strecke fast gerechnet. Traust du ihm das auch in einem anderen Rennen noch zu?"
Schumacher: "Man hat gesehen, dass wir reifenseitig einige Schwierigkeiten hatten. Ich weiß nicht genau, was Renault da Spezielles im Ärmel hat, aber sie waren hier diesbezüglich sehr gut. Auf anderen Strecken könnte es ganz anders aussehen, aber warten wir ab."

Rätselraten: Berührung mit Barrichello oder nicht?

Frage: "Gab es zwischen dir und Rubens in der ersten Kurve eine Berührung?"
Schumacher: "Das ist eine gute Frage, die wir uns selbst auch schon gestellt haben. Wir wissen es nicht. Er glaubt nicht, ich habe keine Ahnung. Es war jedenfalls sehr knapp, denn er ist zurecht nach innen gezogen, weil er sehr spät gebremst hat und deswegen einen Tick voraus war. Ich habe nicht mit ihm gerechnet und musste daher nach innen über den Randstein und in den Dreck fahren. Dabei bin ich ins Rutschen gekommen und ihm in die Quere, aber er ist auch gerutscht, weil er außen war. Vielleicht gab es eine Berührung, aber beschädigt wurde dabei nichts. Wenn, dann war es ein leichtes Touchieren, aber so soll es ja sein. Das ist Rennsport, das ist Wettbewerb."

Frage: "Ging es danach perfekt weiter?"
Schumacher: "Ja, ich kann mich nicht beschweren. Am Anfang konnte ich mir einen kleinen Vorsprung verschaffen und obwohl es schwierig war, waren wir schnell genug, um das Rennen zu gewinnen."

Frage: "Kann es sein, dass dein Motor in den letzten drei oder vier Runden anders geklungen hat?"
Schumacher: "Normalerweise schalten wir in so einer Situation immer etwas früher, was das vielleicht verursacht hat. Ich weiß es nicht."

Reifen bauten immer am Ende der Stints ab

Frage: "Du hast gesagt, das Auto wurde im Lauf eines Stints wegen der Reifen immer besser. Warum war es für Rubens genau umgekehrt?"
Schumacher: "Ich glaube, du hast nicht verstanden, was ich damit gemeint habe. Bei mir gab es genau dieselbe Tendenz, vielleicht weniger extrem. Erst im letzten Stint, als schon mehr Gummi auf der Strecke lag, war es kein so arges Problem mehr, kam mir vor. Das hängt auch mit dem Setup zusammen. Man kann das Auto so abstimmen, wie man glaubt, dass es über die Distanz am besten funktionieren wird, aber das kriegst du eben nicht immer hundertprozentig hin."

Frage: "Was ist dir durch den Kopf gegangen, als du Kimis Auto ohne ihn im Cockpit gesehen hast?"
Schumacher: "Naja, vor dem Rennen habe ich darüber nachgedacht, wie viele Punkte er von der Position aus noch holen kann, wo er ins Ziel kommen wird und was das alles für die Meisterschaft bedeuten würde. In dem Moment war mir klar, dass er heute keine Punkte holen würde. Wir mussten einfach unseren Job machen, um das Maximum an Punkten zu holen."

Fight mit Bruder Ralf: "Sehr fair, aber zäh"

Frage: "Kannst du zum Zweikampf mit deinem Bruder etwas sagen?"
Schumacher: "Sehr fair, aber zäh. Er war auf alten, ich auf neuen Reifen, von daher war das Potenzial, ihn zu überholen, sehr groß. Ich wollte ihn am Ende der Geraden überholen, aber selbst mit alten Reifen erwischte er die letzte Kurve ganz gut und es reichte dort nicht für mich. Wir kamen uns dort sehr nahe. Dann hat es mich überrascht, ihn dort zu überholen, wo es dann passiert ist. Ich habe ihn ein bisschen in ein spätes Bremsmanöver gedrängt, weil ich zum Überholen ansetzte, aber dadurch kam er schlechter aus der Kurve raus und ich konnte ihn ausbeschleunigen. Aber wie gesagt, es war ein bisschen ungerecht, denn er hatte viel schlechtere Reifen und konnte daher kaum Gegenwehr leisten."

Frage: "Zum Schluss bist du auf eine Gruppe überrundeter Fahrzeuge, die um Positionen fighteten, geraten. Hast du dir da Sorgen gemacht, vielleicht noch Probleme zu bekommen?"
Schumacher: "Mir war deren Positionskampf nicht bewusst im Sinne von ihn gesehen zu haben. Am Funk haben sie mir gesagt, dass Ralf und da Matta einen Zweikampf austragen, von daher war ich vorgewarnt. Beide waren aber sehr fair und da Matta hat sich seit Imola, wo er nicht Platz gemacht hat, auch gebessert und ist zur Seite gegangen."