• 09.09.2002 16:57

  • von Fabian Hust

Schumacher dachte nach 11. September an Startverzicht

Schumacher gibt zu, dass er nach den Terroranschlägen des 11. Septembers daran dachte, eine Auszeit aus der Formel 1 zu nehmen

(Motorsport-Total.com) - Nur zwei Tage nach den Terroranschlägen auf die USA am 11. September 2001 mussten Michael Schumacher und Co. im Rahmen der Pressekonferenz zum Großen Preis von Italien schon wieder Interviews geben. Während des Interviews wirkte Michael Schumacher abwesend, oft blickte er sekundenlang starr ins Leere und ihm war nicht nach Reden zumute. Und wie sich im Verlaufe des Rennwochenendes herausstellen sollte, war ihm auch nicht danach, sich in den F2001 zu setzen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher am Donnerstag nach den Anschlägen mit leerem Blick

Das ganze Wochenende über stand der Kerpener im Schatten seines Teamkollegen und erst vor knapp zwei Wochen gab der Kerpener zu, dass dies eines seiner wenigen Rennen war, in denen er nicht mit vollem Einsatz und hoch motiviert unterwegs war. Ross Brawn, der Technische Direktor von Ferrari und Rennleiter Jean Todt bestätigten schon in Monza damals indirekt, dass sich der Deutsche überlegte, überhaupt an den Start zu gehen. Einige sprachen sogar von Rücktrittsgedanken. Zur Sicherheit wurde Testfahrer Luca Badoer in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

"Ich habe sicherlich darüber nachgedacht", bestätigt Michael Schumacher in einem vorab auszugsweise veröffentlichten Interview des italienischen Fernsehsenders 'Retequattro', das am Dienstag ausgestrahlt werden wird. "Dies war eine Schlüsselperiode in meinem Leben angesichts der Attacken auf die Zwillingstürme und den dramatischen Unfall Alessandro Zanardis", gibt der fünffache Weltmeister zu, dass ihn der schwere Unfall seines Ex-Kollegen ebenfalls geschockt hatte, der auf dem Lausitzring beide Beine verlor.

"Es war einfach schwierig, wieder in das Auto zu steigen und zu fahren, als wäre nichts passiert. Ich habe mich nicht danach gefühlt und wäre lieber sonst wo als in meinem Rennauto gewesen", so der zweifache Familienvater. "Ich dachte, dass es ein schlechtes Zeichen wäre in Monza zu fahren, nachdem, was passiert ist. Aber dann entschied ich mich doch, auf die Strecke zu gehen, aber ich war nicht mit meinem Herzen dabei. Ich war zwar im Auto, in Wirklichkeit jedoch woanders."

Immerhin wurde Michael Schumacher im Qualifying Dritter und im Rennen Vierter, aber an jenem Tag wäre viel mehr möglich gewesen: "Es war wichtig in Betracht zu ziehen, dass das Leben weitergeht und sich anzustrengen, um sicher zu stellen, dass sich so etwas nicht noch einmal wiederholt. Ich fühlte mich bestätigt, als wir ein paar Tage später in die USA zum Grand Prix folgen und dort sahen, dass die Amerikaner mit dem Schock zurechtkamen."

Die Formel 1 entschied sich an jenem Tag, mit Schweigeminuten den tausenden von Toten Respekt zu zollen. Die Teams trugen Trauerflor, Ferrari schickte seine Autos sogar ganz ohne Sponsorenaufkleber und mit einer schwarzen Nase ins Rennen. Die Formel 1 wollte ein Zeichen setzen, dass die Terroristen mit ihren Anschlägen nicht bewirken können, dass das Leben stagniert. Es musste weitergehen und es ist auch weitergegangen. Aber dennoch war es ein Wochenende mit einer Stimmung, das nie jemand jemals vergessen wird.