Schumacher & Co. proben den Aufstand
Die Fahrer organisierten eine Unterschriftenliste gegen die neuen Regeln - Bernie Ecclestone forderte außerdem Punkte im Qualifying
(Motorsport-Total.com/sid) - Michael Schumacher & Co. proben den Aufstand in der Formel 1 und fordern Veränderungen der umstrittenen neuen Regeln. Beim Großen Preis von Brasilien machte unter den Fahrern eine Unterschriftenliste die Runde, mit der beim Automobil-Weltverband FIA wegen des starken Regens ein Verzicht auf das erste Qualifikationstraining durchgesetzt werden sollte.

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Der Stein des Anstoßes: Heftige Regenfälle in Interlagos
Die Verbesserung der Wetter-Bedingungen verhinderte in Sao Paulo noch einmal einen denkbaren Fahrer-Streik, aber selbst Formel-1-Boss Bernie Ecclestone plant schon die Evolution der Revolution. "Das Reglement ist falsch. Man braucht bei solchen Bedingungen einfach einen zweiten Regenreifen, um sicher fahren zu können", erklärte Sauber-Pilot Nick Heidfeld.
Als einer von wenigen der 20 Formel-1-Fahrer verweigerte er trotzdem seine Unterschrift unter das Fahrer-Protestschreiben: "Ich hätte es drauf ankommen lassen und wäre mit 30 über die Piste gefahren. Da hätten alle gesehen, dass das keine gute Show ist." Michael und Ralf Schumacher sowie Heinz-Harald Frentzen gehörten dagegen zu den Unterzeichnern der Liste, die den Fahrer-Frust über einige der zu Saisonbeginn eingeführten neuen Regeln zum Ausdruck bringt.
Im speziellen Fall wurde gegen die von der FIA aus Kostengründen eingeführte Bestimmung opponiert, die den Fahrern zwar zwei verschiedene Typen Trockenreifen, aber nur eine Art Regenreifen erlaubt. Mit diesen Pneus wird die Fahrt bei Starkregen und Aquaplaning wie am Freitag zum lebensgefährlichen Abenteuer für die Formel-1-Fahrer.
Doch nicht nur diese Regel sollte nach Auffassung von Michael Schumacher wieder abgeschafft werden: "Man sollte nach der Qualifikation wieder die Möglichkeit haben, am Auto zu arbeiten." Seit Saisonbeginn müssen die Boliden nach der Qualifikation unter FIA-Aufsicht im Parc ferme abgestellt werden - Nachtanken oder andere substanzielle Arbeiten am Wagen sind verboten.
Ablehnung findet bei einem Großteil der Starpiloten auch der vom Fernsehen gelobte Qualifikationsmodus im Stile eines Einzelzeitfahrens. "Das ist mir einfach schrecklich langweilig, da müssen wir dringend was ändern", befindet selbst Bernie Ecclestone. Der Formel-1-Boss will für den Freitag je zwei 30-minütige Qualifikations-Sessions einführen, in denen jeder Pilot je zwei Wertungsrunden fahren muss.
Die addierten Zeiten würden die Startaufstellung festlegen. Als zusätzlichen Clou will Ecclestone die Qualifikation mit der Vergabe von WM-Punkten aufwerten. Beraten wird über die neuen Vorschläge in der kommenden Woche.
Am 9. April trifft sich FIA-Renndirektor Charlie Whiting mit den Teammanagern zur Diskussion der seit Saisonbeginn geltenden Regeln, die immerhin die Spannung im PS-Zirkus erhöht haben. Am 11. April soll es bei einem Treffen mit der FIA-Chefetage um Präsident Max Mosley schon zur Entscheidung über mögliche Korrekturen kommen. Vor dem Brasilien-Grand-Prix hatte die FIA beschlossen, dass das 2003 geplante Verbot elektronischer Fahrhilfen erst ab 2004 gilt.
Weitere neue Regelungen sind nach der Fahrer-Revolte von Sao Paulo wahrscheinlich. Michael Schumacher: "Es geht darum, dass die entscheidenden Leute die Auffassungen der Fahrer in ihre Überlegungen einbeziehen. In der Vergangenheit haben sie das immer gemacht. Das hat die Situation in der Formel 1 im Vergleich zu den letzten Jahren sehr verbessert."

