• 06.05.2010 19:19

  • von Dieter Rencken

Schumacher: "China war mein persönlicher Rückschlag"

Mercedes-Pilot Michael Schumacher in seiner Medienrunde über die Neuerungen am W01, den Aufwärtstrend bei Silber und das Rennen in Spanien

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Abschneiden beim Großen Preis von China war Michael Schumacher alles andere als zufrieden. Der deutsche Rennfahrer hatte sich in Schanghai deutlich mehr erhofft als einen zehnten Rang, sieht sich aber nach wie vor auf dem richtigen Weg. Dies betont der 41-Jährige vor dem fünften Rennen des Jahres in seiner Medienrunde. Vom modifizierten Mercedes verspricht sich Schumacher eine Verbesserung, möchte sich in Barcelona aber vorab nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher ist vor allem mit dem China-Rennen nicht sehr zufrieden

Frage: "Michael, in Barcelona bist du seit jeher prima unterwegs gewesen - du hast hier bereits sechsmal gewonnen. Dein Auto wurde überarbeitet und du hast in Rockingham bereits einige Runden damit zurückgelegt. Was erwartest du dir von diesem Wochenende?"
Michael Schumacher: "Wir haben an diesem Wochenende einige neue Teile am Start und sind diesbezüglich recht optimistisch."#w1#

"Wenn die anderen Teams bleiben, wo sie sind, dann sollten wir im Vergleich aufholen können. Damit können wir aber nicht rechnen. Es wird interessant sein zu sehen, wohin die Reise geht, denn auch die anderen Teams konnten nachrüsten."

"Bei den Wintertests waren wir in Barcelona nicht allzu schlecht unterwegs - abgesehen vielleicht vom letzten Tag, als McLaren eine richtig gute Leistung an den Tag legte. Um ehrlich zu sein: Barcelona ist im Prinzip eine Unbekannte. Wir müssen nun eben schauen, was dabei herauskommt."


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von China


Frage: "Was kannst du uns über die Film- und Fernsehaufnahmen in Rockingham erzählen?"
Schumacher: "Wir haben am Rande der Filmaufnahmen ein paar Teile überprüft - einfach um sicherzugehen, dass alles ordentlich funktioniert. Das war ein guter und effizienter Tag."

Wie gut ist der überarbeitete W01?

Frage: "Weshalb hast du mit dem Mercedes W01 zu kämpfen? Was ist der Grund dafür?"
Schumacher: "Wenn man sich in Erinnerung ruft, was in China passiert ist, dann kommt man gewiss zu dem Schluss, dass meine Leistung nicht gut war. Abgesehen von diesem Rennen dürften wir aber auf Kurs sein."

"Es stimmt: Das Fahrzeug ist im Augenblick nicht perfekt auf mich abgestimmt." Michael Schumacher

"Ich bin ganz zuversichtlich, dass die Dinge in die richtige Richtung gehen. Ich bin ziemlich ruhig und entspannt. Es stimmt: Das Fahrzeug ist im Augenblick nicht perfekt auf mich abgestimmt. Ich habe aber auch nicht erwartet, zurückzukommen und alle anderen zu verblasen. Das ist ein langfristiger Prozess und eben dieser verläuft absolut erwartungsgemäß."

"Es ist im Prinzip wie auf dem Aktienmarkt: Manchmal gibt es einen Ausschlag nach oben, ab und an muss man aber auch einen Rückschlag hinnehmen. China war mein persönlicher Rückschlag. Schauen wir also einmal, was nun kommt."

Frage: "Was kannst du uns über das neue Auto sagen? In welchen Bereichen erwartest du eine Verbesserung?"
Schumacher: "Wir sprechen hier nicht von einem neuen Fahrzeug. Wir haben allerdings eine Reihe neuer Teile am Auto, um es schneller zu machen."

"Das wurde in den vergangenen Tagen bereits thematisiert. Unser Radstand ist nun etwas länger und wir haben auch einige Updates für die Aerodynamik bekommen. Das sind die beiden wichtigsten Veränderungen für Barcelona."¿pbvin|512|2704|mercedes|0|1pb¿

Der Lernprozess dauert an

Frage: "Das Auto sollte nun etwas besser deinen Bedürfnissen entsprechen. Gibt es eine Entschuldigung, falls das Wochenende doch nicht so läuft, wie du dir das vorstellst?"
Schumacher: "Ausreden findet man immer, solange man nur danach sucht."

"Ich bin zuversichtlich, dass der Aufwärtstrend anhalten wird." Michael Schumacher

"Manche Leute denken eben, dass es nun mit diesem verbesserten Fahrzeug unbedingt klappen muss. Ich denke aber anders, denn wir sind jetzt erstmals mit diesem Auto unterwegs. Erst danach werden wir wissen, was positiv war und was negativ. Ich bin zuversichtlich, dass der Aufwärtstrend anhalten wird."

Frage: "Hast du dir bei deiner Vertragsunterzeichnung im Dezember Gedanken über die schmäleren Vorderreifen und die anderen Merkmale des Autos gemacht oder wurde dir gesagt, was dich erwarten würde?"
Schumacher: "Ich stand dieser Sache offen gegenüber. Autos haben nun eben gewisse Charakteristiken und du musst einen Weg finden, damit klarzukommen. So war es schon in der Vergangenheit und so ist es auch heute."

"Wir waren in unseren Möglichkeiten vielleicht etwas eingeschränkt, doch ich habe ja schließlich erwartet, auf komplett neue Strukturen zu treffen. Eigentlich ist es ja in gewisser Weise auch ein Neustart für mich, nachdem ich bei Ferrari aufgehört hatte. Es geht ein bestimmter Prozess vor sich und ich bin überzeugt davon, dass dieser Prozess in den richtigen Bahnen verläuft."

Die Kritik prallt an Schumacher ab

Frage: "Wie nimmst du die aktuelle Situation wahr, in der dich viele Leute für deine Leistung kritisieren? Wie gehst du damit um?"
Schumacher: "Die einzigen Referenzpunkte, die ich habe, sind meine Erfahrungen aus der Vergangenheit. Auch wenn ich früher sehr viele Erfolge hatte, gab es doch immer wieder Phasen, in denen die Dinge nicht allzu prima liefen. Damals wurde mir eine ähnliche Kritik zuteil."

"Das ist die Natur der Sache und zugleich ein Umstand, den die heutige Zeit mit sich bringt. Du musst einfach ruhig und konzentriert bleiben. Ich weiß schließlich genau, was vor sich geht. Ich weiß wahrscheinlich mehr, als das, was man nach außen tragen darf und will. Als ich im Winter ankündigte, dass ich zurückkehren würde, waren alle ungeheuer enthusiastisch."

"Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, wird halt Kritik laut." Michael Schumacher

"Wenn aber die Erwartungen nicht erfüllt werden, wird halt Kritik laut. Würde ich auf das Podium fahren, wären die gleichen Leute sicherlich wieder voll des Lobes. So ist das nun einmal im Leben. Wir leben mit solchen Emotionen."

Frage: "Hast du aufgrund der Kritik bereut, wieder in die Formel 1 zurückgekehrt zu sein?"
Schumacher: "Nein, niemals. Ich kenne schließlich die Hintergründe. Außerdem glaube ich fest an mich selbst."

"Bei diesem Comeback geht es ja auch nicht darum, eine schöne Geschichte für die Medien zu produzieren. Ich bin zurückgekehrt, weil ich das Fahren so sehr mag. Nur deswegen bin ich hier. Ich denke, ich befinde mich auf dem richtigen Weg. Die Dinge werden sich bessern."


Fotos: Mercedes-GP-Demo - Pit Pulse


"Es geht mir nur um die Freude an der Sache. Darauf bin ich aus. Wenn du Rennen gewinnst, hast du natürlich noch mehr Spaß. Das ist klar. Und keine Sorge: Nach China war ich sehr enttäuscht. Ich war wütend auf mich selbst. Aber es werden auch andere Zeiten kommen."

Konstanz als Schlüssel zum Erfolg

Frage: "Du hast vorhin einen Vergleich zum Aktienmarkt gezogen. Wie würdest du deine Lage bei Mercedes einschätzen? Seid ihr ein Pferd, auf das man in Zukunft setzen sollte?"
Schumacher: "Gute Frage! Lasst es uns herausfinden."

Frage: "Der Saisonstart war überaus aufregend, weil sich in den bisherigen Rennen sehr viel ereignet hat. Wie siehst du die ersten Grands Prix des Jahres und wo geht die Formel-1-Reise deiner Meinung nach hin?"
Schumacher: "Wir hatten einen etwas anderen Winter, würde ich sagen. Wir hatten nicht die Vorbereitung, die wir gerne gehabt hätten."

"Man muss klar sagen: Speziell Nico hat fantastische Arbeit geleistet. " Michael Schumacher

"Man muss aber klar sagen: Speziell Nico hat fantastische Arbeit geleistet. Unser Fahrzeug liegt auf dem zweiten Rang der Gesamtwertung und das verleiht dem Team viel Kraft. Wir wissen, was wir von uns erwarten dürfen und was noch alles passieren kann."

"So gesehen haben wir vielleicht sogar besser abgeschnitten als unsere eigentlichen Möglichkeiten. Wir haben jedenfalls reichlich Potenzial, um voran zu kommen. Bei manchen Teams gab es gute und weniger gute Leistungen - und das ist uns auf gewisse Weise entgegen gekommen. Nico und das Team waren nun eben sehr konstant."

Schumacher setzt auf den Aufwärtstrend

Frage: "Früher waren die Regeln in der Formel 1 nicht gar so straff und du hattest als Fahrer etwas mehr Freiheiten, könnte man sagen. Machen es die Beschränkungen in Bezug auf die Reifen, das Testen und alles andere schwieriger für dich, deine Leistung abzurufen?"
Schumacher: "Diesen Eindruck kann man gewinnen. Ich habe aber genau so viele Testrunden gedreht wie mein Teamkollege."

"Diesbezüglich konnte ich es also sehr wohl mit meinem Stallgefährten aufnehmen. Ich denke nicht, dass es mit der Anzahl der Kilometer zusammenhängt. Das alleine macht dich nicht besser. Ich sage es noch einmal: Ich weiß, wo wir uns verbessern können und ich weiß, dass wir uns mit der Zeit verbessern werden. Das ist offensichtlich."

"Wenn man China einmal außen vor lässt, dann haben sich die Dinge doch in die richtige Richtung bewegt." Michael Schumacher

Frage: "Manchmal bist du im Freien Training schneller unterwegs als Nico. Warum klappt das in der Qualifikation nicht?"
Schumacher: "Dazu muss man natürlich erst einmal festhalten, dass er ein sehr schneller Fahrer ist. Außerdem gab es da einen gewissen Trend zu beobachten. Wenn man China einmal außen vor lässt, dann haben sich die Dinge doch in die richtige Richtung bewegt. Wir haben allerdings erst vier Rennen bestritten. Schauen wir also einmal."

Frage: "Du trittst nun gegen eine ganze Reihe von jungen Fahrern an. Sind die Vettels, Hamiltons und Rosbergs so talentiert, wie deine früheren Kontrahenten?"
Schumacher: "Das Talentniveau ist sicherlich sehr hoch. Ich denke aber nicht, dass die Messlatte nun höher liegt."

"Fernando und Mika Häkkinen waren beide auf diesem Niveau. Wir haben nun einfach deutlich mehr Autos auf einem Spielfeld, das deutlich ebener ist. Hinzu kommt, dass die guten Fahrer aktuell in den guten Fahrzeugen sitzen. Das sorgt für eine hohe Konkurrenzfähigkeit."