Schumacher auch in Silverstone nicht zu schlagen

Mit einer Zwei-Stopp-Strategie gewann Michael Schumacher heute in Silverstone vor Räikkönen und Barrichello - Unfall von Trulli

(Motorsport-Total.com) - Silverstone präsentierte sich heute Nachmittag zwar kühl und trist wie erwartet, der traditionelle englische Regen stellte sich aber nicht ein. Unter diesen Bedingungen war Michael Schumacher wieder einmal nicht aufzuhalten: Der Ferrari-Superstar gewann vor Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) und seinem Teamkollegen Rubens Barrichello.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Nur der Trulli-Unfall brachte am Ende noch einmal kurz Spannung

Polesetter Räikkönen erwischte einen perfekten Start, während sich hinter ihm das Feld ohne gravierende Verschiebungen durch Copse einsortierte. Der "Iceman" setzte sich gleich in der ersten Runde um 3,5 Sekunden von Barrichello ab, vergrößerte seinen Vorsprung dank eines anfänglichen Michelin-Vorteils in Runde zwei auf 4,3 Sekunden, doch dann brannte sein Feuerwerk ab - und der Abstand stabilisierte sich zunächst bei rund vier Sekunden.#w1#

Alonso mischte die ansonsten ruhige Startphase auf

Der Einzige, der in der Anfangsphase für Aufregung sorgte, war Renault-Pilot Fernando Alonso: Der Spanier rollte von hinten das Feld auf und lieferte einige beherzte Überholmanöver ab, ehe er unerwartet früh die Serie der ersten Boxenstopps eröffnete. Das Feld setzte heute großteils auf eine Drei-Stopp-Strategie, ein paar Piloten riskierten es jedoch, nur zweimal reinzukommen - wie sich bald herausstellte, sollte Schumacher einer davon sein.

Räikkönen und der drittplatzierte Button mussten in der elften Runde zum ersten Mal nachtanken, wodurch Button einen Platz gegen Barrichello gutmachte, aber Schumacher konnte bis zur 15. Runde draußen bleiben, dadurch seinen Rückstand von sechs Sekunden wegfräsen und in Führung liegend wieder auf die Strecke gehen. Von dem Zeitpunkt an war die Entscheidung im Rennen im Prinzip schon wieder pro Ferrari gefallen.

Der Verlierer der ersten Serie an Stopps war Barrichello, der auf Platz vier zurückgefallen ist. Räikkönen konnte mit dem leichteren Auto indes Druck auf Schumacher ausüben, biss sich am Ferrari aber die Zähne aus, weil er zu wenig Top-Speed hatte und nur in den langsamen Passagen Boden gutmachen konnte. Zumindest sicherte er sich aber gegenüber seinen unmittelbaren Verfolgern ein komfortables Polster von einigen Sekunden.

16 von 20 Autos beendeten das Rennen

In Runde 16 schied Olivier Panis (Toyota), bis dahin farblos unterwegs, aus. Wie schon bei den letzten Rennen gab es übrigens auch heute kaum Ausfälle: Zsolt Baumgartner (Minardi-Cosworth) scheiterte wegen eines technischen Defekts, Giorgio Pantano (Jordan-Ford) verabschiedete sich mit einem unnötigen Fahrfehler, als er mit einem Rad auf der Wiese bremste, und Jarno Trulli zerschmetterte seinen Renault ausgangs der superschnellen Bridge-Kurve.

Als der Italiener wegen eines vermuteten Aufhängungsbruchs abflog, stockte der Formel 1 schon wieder der Atem: Jenseits von 200 km/h brach beim Bremsen vor Priory das Heck des Renault aus, das Auto schlitterte ins Kiesbett, krachte gegen die Barrieren, überschlug sich und kam zum Glück wieder auf dem Unterboden zum Stehen. Trulli signalisierte sofort, dass ihm nichts passiert war, wurde aber zur Sicherheit zur Untersuchung ins Medizinische Zentrum direkt an der Strecke in Silverstone gebracht.

Der Crash des Renault-Piloten brachte kurioserweise auch noch einmal Spannung ins Rennen, denn zu dem Zeitpunkt hatte Schumacher seine beiden Stopps schon absolviert, lag aber trotzdem vor Räikkönen, Barrichello und Button, die noch einmal reinkommen mussten. Dank der logischen Safety-Car-Phase kam es in den Schlussrunden aber zu einem Rad-an-Rad-Showdown und nicht zum ungefährdeten Sololauf des Weltmeisters, weil der Zeitverlust der Verfolger an den Boxen vom Safety-Car ausradiert wurde.

Räikkönen fehlte es gegen Schumacher an Top-Speed

Räikkönen - mit dem Vorteil der frischeren Reifen - übte tatsächlich zwei Runden lang Druck aus und schnupperte an seinem ersten Grand-Prix-Sieg in dieser Saison, doch der fehlende Top-Speed wurde ihm erneut zum Verhängnis. In der letzten Runde musste er sich sogar noch einmal nach hinten orientieren, als Barrichello eine letzte Chance witterte, es kam aber zu keiner Attacke mehr. Button rollte dahinter mit Respektabstand als Vierter ins Ziel.

Platz fünf sicherte sich mit einer unauffälligen Vorstellung BMW-Williams-Pilot Juan-Pablo Montoya, die Sensation des Tages war aber Giancarlo Fisichella (Sauber-Petronas): Der Römer fuhr den längsten ersten Stint aller Piloten, wurde dadurch phasenweise bis auf Platz fünf nach vorne gespült, und hatte auch den nötigen Speed, um im Finish ohne Probleme Platz sechs zu verteidigen. David Coulthard (McLaren-Mercedes) und Mark Webber (Jaguar-Cosworth) holten die verbleibenden Punkte.

Minardi auch mit Walton-Speziallackierung glücklos

Unauffällig blieben heute Takuma Sato (BAR-Honda/11.), Marc Gené (BMW-Williams/12.), Christian Klien (Jaguar-Cosworth/14.) und Nick Heidfeld (Jordan-Ford/15.). 16. wurde Minardi-Pilot Gianmaria Bruni, dessen Fahrzeug ebenso wie jenes von Baumgartner aus Respekt vor dem verstorbenen Sportdirektor John Walton in einer Speziallackierung ohne Sponsorenaufkleber unterwegs war. Bruni fuhr bei einem seiner Stopps übrigens einen Mechaniker nieder, kassierte außerdem eine Zeitstrafe wegen Ignorierens blauer Flaggen.

Die große Erkenntnis des heutigen Rennens ist, dass Michael Schumacher scheinbar weiterhin nicht zu schlagen ist - egal, ob er wie in Magny-Cours viermal an die Box kommt oder nur zweimal. Großes haben aber auch die "Silberpfeile" geleistet, denn zumindest Räikkönen konnte eindrucksvoll das Potenzial des neuen MP4-19B unter Beweis stellen. BMW-Williams scheint mit den Modifikationen des FW26 hingegen keinen derartigen Goldgriff gemacht zu haben.

In der Weltmeisterschaft führt Schumacher nun mit 100 von 110 möglichen Punkten vor Barrichello (74) und Button (53), was faktisch bedeutet, dass wohl nur noch ein Ferrari-Pilot realistische Chancen auf den Gewinn des Fahrertitels hat. Auch bei den Konstrukteuren führt Ferrari (174) überlegen vor Renault (79) und BAR-Honda (67), aber McLaren-Mercedes (32) schließt langsam zu BMW-Williams (41) auf. Sauber-Petronas (18) liegt weiterhin solide auf Platz sechs.