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  • 21.07.2002 15:58

Schnell, schneller, Michael Schumacher

Ferrari-Fahrer Michael Schumacher, der in Magny-Cours seinen fünften WM-Titel holte, im Portrait

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit knapp 1.000 Mark Taschengeld, einer Pizza in der Jugendherberge und Herzklopfen vor dem ersten Formel-1-Rennen fing am 25. August 1991 alles an. Als damals ein gewisser Michael Schumacher im belgischen Spa sein Debüt in der Königsklasse gab, ahnte nur sein Zimmergenosse und Manager Willi Weber, dass dies die "Geburtsstunde des besten Rennfahrers der Welt" sein sollte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher holte in Magny-Cours vorzeitig seinen fünften WM-Titel

"Manchmal kommt mir alles wie ein Traum vor", sagte Schumacher einst. Für Weber ist "Michael ein Glücksfall für die Formel 1". Der viermalige Champion Alain Prost hält Schumacher für "den Besten der Gegenwart". Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sieht in dem Deutschen schon lange den legitimen Nachfolger des 1994 tödlich verunglückten Ayrton Senna: "Er steht über allen anderen." Für Mercedes-Benz-Motorsportdirektor Norbert Haug, der Schumacher nur allzu gern in einem "Silberpfeil" gesehen hätte, ist "Michael die Messlatte.

Schumachers Privatvermögen wird auf mehr als 400 Millionen Euro geschätzt. Ein Privatjet, eine Luxusyacht und ein millionenschwerer Fuhrpark gehören längst zum ganz normalen Standard des reichsten deutschen Sportlers, der in Vufflens in der Schweiz lebt. Mit fünf WM-Titeln, insgesamt 61 Grand-Prix-Siegen und unzähligen Rekorden ist der 33-Jährige längst zu einem Unsterblichen der Formel 1 geworden.

Hunde-Narr Schumacher, Besitzer von fünf Vierbeinern, hat nicht nur sportlich seine Reifeprüfung mit Bravour bestanden. Auch privat hat der Rheinländer alles fest im Griff, fährt mit Vollgas auf der Sonnenseite des Lebens. Der Ferrari-Star ist seit sieben Jahren mit seiner Corinna glücklich verheiratet. Der Stolz der Familie sind die Kinder Gina Maria (5) und Mick (3). "Sie sind die
Nummer eins und geben meinem Leben einen anderen Sinn", sagt Schumacher.

Als Schumacher 1995 das damalige Erfolgsteam Benetton verließ und zu Ferrari wechselte, schüttelten viele Experten ungläubig den Kopf. "Mit Benetton habe ich alles erreicht, was man in der Formel 1 erreichen kann. Ich wollte eine neue Herausforderung", begründete Schumacher damals seinen Entschluss. "Michael hätte es sich einfach machen und für Williams oder McLaren fahren können. Doch nur bei Ferrari konnte er zeigen, wie gut er wirklich ist", sagt Weber.

Bei dem italienischen Traditionsteam liest man "Michele" jeden Wunsch von den Lippen ab, "Schumi" ist der heimliche Herrscher bei Ferrari. "Das Geld ist gut angelegt, Michael ist jede Mark wert. Er zahlt den Preis in Siegen zurück, das ist ein fairer Deal", meint Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der Schumacher mit der Formel-1-Rekordgage von 38 Millionen Euro pro Jahr entlohnt.

Trotz des Reichtums bezeichnet sich Multi-Millionär Schumacher als bodenständigen Menschen, der die Wurzeln seiner Herkunft nicht leugnet. Während seiner Lehrzeit als Kfz-Mechaniker, die er 1989 abschloss, musste er mit 300 Mark monatlich über die Runden kommen. "Geld bedeutet für mich Sicherheit. Ich würde es nie mit beiden Händen aus dem Fenster werfen", meint der Rennfahrer, der Sonderbotschafter der Unesco ist und einen Teil seines Geldes für den guten Zweck spendet.

Schon als Sechsjähriger sammelte Schumacher auf der heimischen Go-Kartbahn seines Vaters die ersten motorsportlichen Erfahrungen. Rolf Schumacher erkannte schnell das Talent seines ältesten Sohnes und förderte es. 1989 nahm ihn Weber unter Vertrag und investierte in den Geheimtipp. Inzwischen hat sich der Manager, der mit 20 Prozent an sämtlichen Einnahmen beteiligt ist, eine goldene Nase an seinem Muster-Schüler verdient.

1991 leuchtete der Stern über Schumachers Bilderbuch-Karriere, als er in das Junioren-Team von Mercedes aufgenommen wurde. Durch konstant gute Leistungen öffnete sich für den damals 22-Jährigen das Tor zu Formel 1. Der Rest ist Geschichte.

Zur Person

Geboren: 3. Januar 1969 in Hürth-Hermülheim, Wohnort: Vufflens am Genfer See/Schweiz, Familienstand: verheiratet mit Corinna, geborene Betsch, eine Tochter (Gina Maria) und einen Sohn (Mick), Manager: Willi Weber, Größe: 1,74 m; Gewicht: 68 kg; erlernter Beruf: Kfz-Mechaniker, Hobby: Go-Kartfahren, Fitnesstraining, Freizeitsport: Laufen, Radfahren, Mountain-Biking, Lieblingsgericht: italienische Küche, Lieblingsgetränk: Apfelschorle, Lieblingsmusik: Tina Turner, Phil Collins, Michael Jackson

Sportliche Laufbahn

1984: deutscher Go-Kart-Meister (Junioren)
1985: deutscher Go-Kart-Meister und WM-Zweiter
1986: 3. Platz der Go-Kart-EM und DM
1987: Go-Kart-Europameister und deutscher Meister
1988: deutscher Meister Formel König
1989: 3. Platz Formel-3-DM
1990: deutscher Formel-3-Meister
1991: Formel-1-Debüt in Spa für Jordan-Hart, 7. Startplatz, Ausfall im Rennen in der ersten Runde, danach fünf Grand Prixs für Benetton-Ford, Platz zwölf der Gesamtwertung mit vier WM-Punkten
1992: erste komplette Formel-1-Saison für Benetton-Ford, erster Sieg im August in Spa, Platz drei der Gesamtwertung mit 53 Punkten und bester Einsteiger seit 1966 (Jackie Stewart/Schottland)
1993: Formel-1-Saison für Benetton-Ford, sieben Ausfälle, in allen anderen Rennen jeweils auf dem Treppchen, zweiter GP-Sieg im September in Estoril/Portugal, Platz vier der Gesamtwertung mit 52 WM-Punkten
1994: Dreijahresvertrag bei Benetton-Ford für 20 Millionen Dollar Gage, der Vertrag wird nach der Sperre und den Skandalen um das Team um ein Jahr bis einschließlich 1995 verkürzt, die Jahresgage auf 16 Millionen Dollar angehoben, wird mit einem Punkt Vorsprung vor Damon Hill (England) erster deutscher Weltmeister, Novum: gewinnt den WM-Titel aufgrund der Sperren und Disqualifikationen mit vier Grand Prixs weniger
1995: verteidigt als jüngster Fahrer seit WM-Beginn 1950 den Titel erfolgreich, steht zwei Rennen vor dem Saisonende mit 33 Punkten Vorsprung auf Hill als Titelträger fest, gewinnt als erster Deutscher die beiden "Heimspiele" in Hockenheim und auf dem Nürburgring, wechselt für die Rekordgage von rund 40 Millionen Mark von Benetton zu Ferrari
1996: drei Siegen (Barcelona, Spa, Monza) stehen im ersten Ferrari-Jahr insgesamt sieben Ausfälle gegenüber, in der Gesamtwertung belegt der Kerpener mit 59 Punkten den 3. Platz, Ferrari-Vertrag wird bis einschließlich 1999 verlängert, das Gehalt auf rund 50 Millionen Mark angehoben
1997: Schumacher gewinnt fünf Rennen und belegt Platz zwei in der WM-Gesamtwertung. Wegen des Rammstoßes gegen den späteren Weltmeister Jacques Villeneuve (Kanada) beim Saisonfinale in Jerez wird Schumacher der Vize-Titel nachträglich aberkannt, der Name des Deutschen wird aus der WM-Schlusstabelle gestrichen, WM-Punkte und Siege behalten nur für die Statistik ihre Gültigkeit
1998: erst im Finale in Suzuka platzen die Hoffnungen vom ersten WM-Titel mit Ferrari, mit 86 Punkten Platz zwei der Gesamtwertung hinter Weltmeister Mika Häkkinen (100), sechs Saisonsiege, Ferrari-Vertrag wird vorzeitig bis einschließlich 2002 verlängert,die Jahresgage wird auf geschätzte 75 Millionen Mark angehoben, damit ist Schumacher der bestbezahlte Formel-1-Fahrer aller Zeiten
1999: nach einem schweren Unfall am 11. Juli in Silverstone ist "Schumi" vorzeitig aus dem Titelrennen, der Kerpener erleidet einen doppelten Beinbruch und muss für sechs Grand Prix pausieren, in den letzten beiden Rennen in Malaysia und Japan (jeweils 2. Platz) gibt Schumacher ein sensationelles Comeback, zwei Siege (Imola und Monte Carlo) und Rang fünf in der Gesamtwertung mit 44 Punkten stehen in der Schluss-Bilanz
2000: Schumacher fährt nach fünf Saisonsiegen zunächst klar auf Titelkurs, in Ungarn verdrängt ihn aber Weltmeister Mika Häkkinen von der Spitzenposition, mit Erfolgen in Monza und Indianapolis übernimmt der Deutsche wieder das Kommando, in Suzuka/Japan gewinnt Schumacher als erster Ferrari-Pilot seit Jody Scheckter (Südafrika) 1979 die Fahrer-Krone, ein Rennen vor dem Saisonfinale steht der Kerpener uneinholbar zum dritten Mal nach 1994 und 1995 als Weltmeister fest
2001: nach 13 Rennen steht Schumacher in Budapest vorzeitig zum vierten Mal als Weltmeister fest, frühzeitig verlängert er seinen Vertrag bei Ferrari um zwei weitere Jahre bis einschließlich 2004
2002: schon nach 11 Rennen steht Schumacher in Magny-Cours zum fünften Mal als Weltmeister fest, damit schließt er zum legendären Juan Manuel Fangio auf und ist zugleich "schnellster Weltmeister" aller Zeiten, bis zum Titel hatte der Kerpener 8 von 11 Rennen gewonnen