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Schneider: "Würde gern nochmal gegen Michael fahren"
Der DTM-Champion über seine erneute Ernennung zum 'ADAC' Motorsportler des Jahres, Michael Schumacher und Rennen gegen den Ex-Formel-1-Piloten
(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Sie sind vom 'ADAC' als Motorsportler des Jahres geehrt worden. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?"
Bernd Schneider: "Neben Michael Schumacher bin ich der erst der zweite Fahrer, der zum zweiten Mal ausgezeichnet wurde. Das macht mich besonders stolz. Wir haben in Deutschland eine Vielzahl sehr guter Rennfahrer, die auch international ein hohes Ansehen haben. Das wertet die Wahl für mich noch mehr auf."

© xpb.cc
Bernd Schneider weiß, was auf Michael Schumacher in der DTM zukommen würde
Frage: "War es im Rückblick für Sie eine perfekte Saison oder gab es irgendwann einmal Momente, in denen Zweifel aufkamen?"
Schneider: "Ich war mit der Saison sehr zufrieden. Mein Ziel war, in allen Rennen zu punkten. Das habe ich geschafft. Das schlechteste waren zwei fünfte Plätze. Klar hätte das eine oder andere Rennen noch besser verlaufen können, aber es hätte auch schlimmer kommen können."#w1#
Frage: "War es für Sie besonders wichtig, nach zwei schwächeren Jahren wieder ganz zurück an die Spitze gekommen zu sein?"
Schneider: "Ich will keine Unterschiede machen zu den anderen Titeln, weil jeder für sich zu seiner Zeit unglaublich wichtig war. Der letzte jetzt war halt wichtig, weil ich zwei Jahre hatte, die nicht so gut gelaufen waren und mich einige Leute schon abgeschrieben hatten. Ich habe es aber doch wieder geschafft, und das freut mich."
Frage: "Ist Ihre Engagement für 2007 schon endgültig fixiert?"
Schneider: "Norbert Haug hat schon gesagt, wir brauchen gar keinen Vertrag mehr. Wir sind seit 16 Jahren ein Team, daher haben Verträge wenig zu sagen. Ich gehe davon aus, dass wir das schon irgendwie unter die Haube bringen."
Frage: "Dann heißt es 2007 wieder: Titelverteidigung. Die Konkurrenz ist aber auch im eigenen Haus sehr stark. Ist Bruno Spengler der Mann, den man im nächsten Jahr schlagen muss?"
Schneider: "Es wird genau so sein wie in diesem Jahr. Es gab nicht einen Mann, den man schlagen muss. In der DTM sind sieben bis acht Fahrer Titelkandidaten, Rennen gewinnen können sogar noch mehr. Deshalb wäre es vermessen, zu sagen, man konzentriert sich nur auf einen."
Frage: "Sie sind schon in der Formel 1 gefahren, als in Deutschland kaum jemand den Namen Michael Schumacher kannte. Dann gab es die lange Schumacher-Ära. Die ist jetzt zu Ende, aber Bernd Schneider ist immer noch da. Hätten Sie gedacht, dass Sie ihn als Rennfahrer 'überleben' würden?"
Schneider: "Ich habe Michael vor sieben Jahren zu seinem 30. Geburtstag gesagt: Willkommen im Klub. Er hat gefragt: In welchem Klub? Ich habe gesagt: Im 30er-Klub. Als er meinte, aus dem sei ich doch schon längst wieder raus, habe ich ihm versprochen, dass ich mindestens ein Jahr länger fahre als er. Ich glaube, das schaffe ich."
Frage: "Hat Michael den richtigen Moment zum Aufhören gefunden? Oder gehören Sie zu den Leuten, die sagen: Er hätte ruhig noch weiterfahren können?"
Schneider: "Vom fahrerischen Potenzial hätte er locker noch ein paar Jahre fahren können, weil er immer noch der beste Mann in der Formel 1 ist. Es gibt nur drei Ausnahmefahrer: Alonso, Räikkönen und Schumacher. Aber wann der richtige Zeitpunkt ist, eine Karriere zu beenden, das muss immer derjenige selbst wissen. Er wird das nicht aus dem Bauch heraus entschieden, sondern sich gut überlegt haben. Wenn er diese Entscheidung trifft, dann hat er wohl die richtigen Gründe gefunden."
Frage: "Das heißt: Für Bernd Schneider ist der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen."
Schneider: "Ich habe andere Voraussetzungen als er. Viele vergleichen uns, was für mich eine Ehre ist. Aber Schumacher war der unangefochtene Formel-1-Fahrer. Es gab wohl niemanden, der seine Teamkollegen dermaßen im Griff gehabt hat. Es gab nie Diskussionen darüber, ob er vielleicht doch nicht der Beste ist. Deshalb musste er bei seiner Entscheidung mehrere Dinge berücksichtigen. Ich hatte öfter Teamkollegen, die mit mir auf einem Level waren, und viele harte Kämpfe. Deshalb habe ich andere Gesichtspunkte, wann und wie ich meine Karriere beende."
Frage: "Träumen Sie davon, noch einmal gegen Michael Schumacher zu fahren?"
Schneider: "Wir machen das öfter und fahren gegeneinander Kart. Im Rennen sind wir ein einziges Mal gegeneinander gefahren, das war in Le Mans 1991 - und wir sind beide nicht ins Ziel gekommen. Klar würde ich gerne mit ihm nochmal Rennen fahren. Aber ich gehe davon aus, dass Michael das nur dann macht, wenn er auch Spaß haben könnte, wenn er nicht dem tierischen Ernst und dem enormen Druck wie in der Formel 1 ausgesetzt wäre."
Frage: "Wenn Michael Sie fragen würde, ist die DTM etwas für mich, was würden Sie sagen?"
Schneider: "Ich würde ihm ganz klar sagen, dass es auf seine Sichtweise ankommen würde. Wenn er in die DTM käme, würden die meisten Leute und Medien von ihm erwarten, dass er alles gewinnt, am besten jedes Rennen mit einer Runde Vorsprung. Er ist so realistisch und weiß, dass das nicht passieren kann. Wenn er aber nochmal Spaß haben will, Rennen fahren aus Leidenschaft, Türklinke an Türklinke, vielleicht nur Vierter oder Fünfter wird, und der Kritik dann standhält - wenn er das will, würde ich ihm sagen: Mach es, denn du wirst mit uns eine andere Art Rennsport erleben."

