Schlappe vor Gericht: Ex-F1-Pilot Nyck de Vries wird zur Kasse gebeten

Der Ex-AlphaTauri-Pilot Nyck de Vries hat vor Gericht gegen einen einstigen Förderer verloren und muss unter anderem die Hälfte seines Formel-1-Gehalts an ihn zahlen

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Pilot Nyck de Vries wird zur Kasse gebeten. In einem seit Anfang 2023 schwelenden Rechtsstreit mit dem Unternehmer Jeroen Schothorst hat der 28-Jährige nun eine Schlappe kassiert und muss ihm eine hohe Summe zurückzahlen.

Titel-Bild zur News: Nyck de Vries

Nyck de Vries' Formel-1-Karriere währte nur kurz, hat aber ein teures Nachspiel Zoom

Das Amsterdamer Bezirksgericht hat entschieden, dass de Vries nicht nur ein Darlehen in Höhe von 250.000 Euro zurückzahlen, sondern darüber hinaus auch die Hälfte seines Gehalts und aller Sponsoreneinnahmen, die er während seiner Formel-1-Saison bei AlphaTauri bis Juli 2023 verdient hat, abführen muss.

Im Jahr 2018 hatte Jeroen Schothorsts Firma Investrand de Vries ein Darlehen in Höhe von 250.000 Euro gezahlt, um die Motorsportkarriere des Niederländers zu fördern. Das ermöglichte ihm die Teilnahme an der Formel-2-Meisterschaft in jener Saison, nachdem er aus dem McLaren-Nachwuchsprogramm gestrichen worden war.

Teil der Vereinbarung mit Investrand war, dass das Unternehmen 50 Prozent von de Vries' Einkünften erhält, sollte er bis 2022 aktiver Formel-1-Fahrer werden. Sollte er es bis dahin nicht in die Formel 1 schaffen, würde Investrand das Darlehen abschreiben.

Das Unternehmen stimmte später zu, dass seine Aktivitäten als Testfahrer für Mercedes nicht angerechnet werden. Eine Komplikation ergab sich allerdings, als de Vries beim Grand Prix von Italien 2022 in letzter Minute als Ersatz für den erkrankten Alex Albon bei Williams einsprang und das Rennen bestritt.

Er wurde starker Neunter und machte damit Red Bull auf sich aufmerksam, was dazu führte, dass er den für das folgende Jahr einen Stammplatz bei AlphaTauri erhielt.

Wegen Monza 2022 Ärger mit Investor

Mit Investrand kam es zu einem Streit über den Monza-Auftritt 2022 und darüber, ob es sich dabei um ein Renngeschäft oder um Testaktivitäten handelte. Schließlich würde dies einen den Unterschied zwischen einer Abschreibung des Darlehens oder der Einlösung der 50-Prozent-Vereinbarung ausmachen.

In einem ersten gerichtlichen Schnellverfahren im Januar hatte der Richter de Vries Recht gegeben und festgestellt, dass er nur als Reservefahrer in Monza angetreten war. Er stand zu diesem Zeitpunkt also nicht als Stammfahrer unter Vertrag.

Der Richter sprach den Niederländer auch von dem Vorwurf, Investrand über die Jahre hinweg nicht vollständig über die Details seiner Verträge informiert zu haben.

De Vries erklärte damals gegenüber den Medien, dass er faktisch gewonnen habe. Aber Investrand betont nun, dass es bei dem Verfahren hauptsächlich darum ging, dass ihm Informationen vorenthalten worden seien. Die sei nur ein erster Schritt in Richtung des Hauptverfahrens vor dem Amsterdamer Bezirksgericht gewesen.

In diesem stellte sich der Richter nun hinter Inverstrand und bestätigte, dass de Vries sich nicht auf seinen Mercedes-Testvertrag berufen kann, um die Tatsache außer Kraft zu setzen, dass er innerhalb des Zeitrahmens der ursprünglichen Vereinbarung am Grand Prix von Italien 2022 als Rennfahrer teilgenommen hat.


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Damit muss er das Darlehen in Höhe von 250.000 Euro plus Zinsen sowie die Hälfte seiner Einnahmen aus dem Jahr 2023 von AlphaTauri zurückzahlen.

Anwalt von de Vries kündigt Berufung an

"Wir haben Nyck in einem entscheidenden Moment seiner Karriere unterstützt, als niemand anderes dies tun wollte", kommentiert Schothorst die Entscheidung des Gerichts. "Ich bin froh, dass der Richter nun zu unseren Gunsten entschieden hat, obwohl ich natürlich bedauere, dass dieses Verfahren notwendig war.

"Wir hätten es vorgezogen, eine Einigung ohne Verfahren durch ordentliche Konsultation zu erzielen, aber leider wurden unsere Versuche, dies zu tun, von Nyck und seinem Anwalt entschieden abgelehnt. Dies machte den Gang vor Gericht unausweichlich."

"Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich Nyck allen erdenklichen Erfolg bei der Fortsetzung seiner bereits beeindruckenden Motorsportkarriere wünsche, auch wenn sie nicht mehr in der Formel 1 stattfinden wird", betont der Unternehmer.

De Vries erwägt eine Berufung gegen die Entscheidung. Sein Anwalt Jeroen Bedaux betont gegenüber Motorsport.com: "De Vries hat seine Verpflichtungen bis einschließlich 2022 vollständig und gewissenhaft erfüllt, was auch gerichtlich bestätigt wurde."

"Dass de Vries dennoch zur Rückzahlung des Darlehens und zur Zahlung von festen und variablen Zinsen für die ersten Monate des Jahres 2023 verurteilt wurde, steht daher im Widerspruch zu dem, was die Parteien vereinbart haben, weshalb de Vries eine Berufung erwägt", so der Anwalt des Fahrers weiter.

Er deutet zudem an, dass die Zählung des Reserveauftritts in Monza 2022 als Rennfahrt "eine sehr kreative Interpretation der Vereinbarung" seitens der Gerichts sei.

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