Schanghai: Was den Motoren abverlangt wird

Welche Bereiche der Antriebseinheit auf der Motorenstrecke Schanghai besonders belastet werden und welche Piloten mit ihrem Kontingent bereits haushalten müssen

(Motorsport-Total.com) - Der Shanghai International Circuit gilt als Motorenstrecke. Kein Wunder, denn auf der 1,3 Kilometer langen Geraden, die zudem die beste Überholmöglichkeit darstellt, wird die Antriebseinheit einem Härtetest unterzogen. Sie stellt 20 Prozent der Rennstrecke dar - da auch die Start-Ziel-Gerade 700 Meter lang ist und die Piloten auch aus den Kurven herausbeschleunigen, wird über 50 Prozent der Strecke mit Vollgas gefahren.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Vollgas: 50 Prozent der Runde drücken die Piloten in Schanghai das Gaspedal durch Zoom

Noch müssen sich die Teams keine Sorgen um ihr Motorenkontingent machen: Allen Piloten stehen jeweils fünf Antriebseinheiten pro Saison zur Verfügung, es gibt aber vor dem dritten Rennen bereits einige Fahrer, die bei manchen Komponenten einen Wechsel vorgenommen haben. Am bedenklichsten ist die Situation bei den beiden McLaren-Honda-Piloten sowie Daniel Ricciardo.

McLaren-Piloten und Ricciardo: Gefahr in Verzug

Bei Fernando Alonsos Boliden wurde bis auf die MGU-K, also das für die Gewinnung der Bremsenergie zuständige System, bereits die komplette Antriebseinheit ausgetauscht, bei Teamkollege Jenson Button gilt dies für Verbrennungsmotor, Turbolader und die für die Wärmeenergie zuständige MGU-H.

Red-Bull-Pilot Ricciardo befindet sich in einer ähnlich besorgniserregenden Situation: Bloß der Energiespeicher stammt noch von der ersten Antriebseinheit, alles andere wurde bereits gewechselt. Dessen Teamkollege Daniil Kwjat hat es eine Spur besser erwischt: Bei ihm ist zwar auch schon der zweite Verbrennungsmotor im Einsatz, abgesehen davon ist nur die Elektroniksteuerung neu.

Immerhin bietet der Shanghai International Circuit, der in Hinblick auf den Spritverbrauch als eine der problemlosesten Strecken im Kalender gilt, einige Möglichkeiten, um das Hybridsystem aufzuladen. Dies geschieht bei der MGU-K in der ersten Kurve, wo die Piloten drei Sekunden auf der Bremse stehen, in den Kurven 11 bis 13 vor der langen Geraden, wo zwei Sekunden gebremst wird, sowie in der Bremszone für die Haarnadel nach der Geraden. Dort werden die Boliden von 320 auf 60 km/h verzögert, wodurch ein Viertel der Bremsenergie gewonnen wird.

Schanghai: Layout perfekt für MGU-H

Auch die MGU-H lässt sich in Schanghai hervorragend aufladen, da die Piloten oft auf dem Gaspedal stehen - die Batterie wird in einer Runde sogar beinahe komplett aufgeladen, was im Kalender eine Seltenheit darstellt.


Fotostrecke: Fahrer über Schanghai: Dragster-Rennen

Auch die Bedingungen in Schanghai haben Auswirkungen auf die Antriebseinheiten: Da es im Vergleich zu Malaysia sehr kühl ist, sind die Turbomotoren leistungsfähiger, die Temperaturen sind im Frühling aber äußerst unberechenbar, was für eine weitere Herausforderung sorgt. Dazu kommt der heftige Wind in der Haarnadel-Kurve, der sich auch auf die Höchstgeschwindigkeit auf der vorangegangenen Geraden auswirken könnte.

Auswirken könnte sich auch die Luftverschmutzung, die bei den TV-Übertragung als Smog-Glocke sichtbar wird. Da der Kurs in einem Industriegebiet liegt, wo Beton hergestellt wird, ist die Luft sehr staubig. Um eine Beschädigung des Verbrennungsmotors und des Turboverdichters zu verhindern, werden die Boliden mit Luftfiltern versehen.