Sauber: "Sind heute ein sehr attraktives Team"
Teamchef Peter Sauber im Interview über Ungarn, den bisherigen Saisonverlauf, die Fahrerwahl, die Reifenproblematik und mehr
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie zufrieden sind Sie mit dem Ausgang des Grand Prix von Ungarn?"
Peter Sauber: "Unmittelbar nach dem Rennen hatte ich ein wenig gemischte Gefühle. Nachdem Giancarlo vom achten Startplatz aus ins Rennen gehen konnte, hatte ich vielleicht mehr als einen achten Platz erwartet. Mit etwas Distanz muss ich aber sagen, dass wir mit diesem einen WM-Punkt sehr zufrieden sein können, vor allem auch deshalb, weil wir den Abstand auf unsere direkten Konkurrenten Toyota und Jaguar weiter vergrößert haben. Dass Giancarlo auch David Coulthard im McLaren-Mercedes hinter sich ließ, war eine schöne Zugabe."

© xpb.cc
Peter Sauber sieht sein Team in einer besseren Position als vor einem Jahr
Frage: "Wie beurteilen Sie den bisherigen Verlauf der Saison aus Sicht des Sauber-Teams?"
Sauber: "Die ersten Rennen waren für uns nicht ganz einfach, aber danach haben wir insgesamt gute Leistungen gezeigt. Wichtig ist für mich vor allem, dass wir uns gegenüber dem letzten Jahr deutlich steigern konnten. Wir haben jetzt 19 Punkte auf dem Konto, exakt gleich viele wie Ende der Saison 2003, wobei uns damals das Regenrennen in Indy entscheidend geholfen hat. Wir sind heute in einer viel stärkeren Position, indem wir aus eigener Kraft Punkte einfahren können."#w1#
Ziel für Sauber: "Bei jedem Rennen neue Teile"
Frage: "Sauber hat einen Vorsprung von elf Punkten auf Toyota. Ist damit der sechste Rang in der Konstrukteurs-WM fünf Rennen vor Schluss schon sicher?"
Sauber: "Keineswegs, es wäre leichtsinnig, so zu denken! Wir werden genauso konzentriert weiter arbeiten wie bisher. Unser Ziel ist es, bei jedem Rennen neue Teile aus dem Windkanal einzusetzen, und daran halten wir auch fest."
Frage: "Im kommenden Jahr fährt Giancarlo Fisichella ja nicht mehr für Sauber. Besteht nun die Gefahr, dass er sich nicht mehr voll einsetzt?"
Sauber: "Nein, überhaupt nicht! Giancarlo ist ein Vollblutrennfahrer und in seinem Verhalten absolut professionell, das hat er ja gerade in Ungarn wieder gezeigt. Er ist ein hervorragendes Rennen gefahren. Ich bin überzeugt, dass er bis Saisonende noch einige gute Resultate für unser Team erzielen wird."
Massa hatte laut Sauber zuletzt "einfach Pech"
Frage: "Felipe Massa konnte schon seit geraumer Zeit keine WM-Punkte mehr gewinnen. Woran liegt es, dass es bei ihm nicht mehr läuft?"
Sauber: "Das mag sich ein wenig banal anhören, aber Felipe hatte in den letzten Rennen ganz einfach unglaubliches Pech. Das war auch in Ungarn so. Im Training beklagte er einen Motorschaden und im Rennen schied er wegen eines Bremsproblems aus. So läuft es manchmal im Sport. Wichtig ist, dass man nicht resigniert. Felipe macht bei uns einen sehr guten Job, das hat er auch am Wochenende wieder bewiesen. Mit seinem dritten Platz im Pre-Qualifying hat er einmal mehr gezeigt, welchen Speed er hat, und auch im Rennen fuhr er ausgezeichnet, bis er zur Aufgabe gezwungen wurde. Sobald er das nötige Quäntchen Glück hat, wird er wieder WM-Punkte holen."
Frage: "Wie weit sind Sie mit der Suche nach einem neuen Piloten für 2005?"
Sauber: "Wir sind da keineswegs unter Druck, deshalb lasse ich mir Zeit. Ich habe mich auch noch nicht entschieden, ob wir bei der Auswahl in Richtung junges Talent oder erfahrenen Piloten gehen. Aber eines ist klar, das Interesse an Sauber-Petronas ist riesig. Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass wir heute ein sehr attraktives Team sind."
Qualifying-Performance dank Bridgestone verbessert
Frage: "Man hatte in Ungarn den Eindruck, dass die Einrunden-Performance im Samstagstraining diesmal sehr gut war. Woran lag das?"
Sauber: "Wir konnten am vergangenen Wochenende erstmals eine neue Reifenspezifikation verwenden, die in dieser Beziehung einen deutlichen Fortschritt darstellt. Deshalb erreichte Giancarlo mit Platz acht im Qualifying auch seine bisher beste Platzierung der Saison. Ich möchte da Bridgestone ein großes Kompliment machen. Weil wir diese Reifen vorher noch nicht getestet hatten, taten wir uns am Freitag mit der Abstimmung schwer, aber dann haben unsere Ingenieure aus der Datenanalyse die richtigen Schlüsse gezogen und die Balance des Autos stark verbessert."
Frage: "Sind für Sie damit alle Probleme auf dem Reifensektor gelöst?"
Sauber: "Nein, das sind sie nicht. Für uns stellt dieser Kampf von zwei Herstellern immer noch ein Problem dar. Die Top-Teams verwenden rund zwei Drittel ihrer Testfahrten für die Reifenentwicklung, und da können wir mit unseren Ressourcen ganz einfach nicht mithalten. Weil die Entwicklungen so extrem sind, ist es heute unwahrscheinlich schwierig, an einem Rennwochenende die richtigen Reifen auszuwählen und diese optimal zu nutzen. Ein paar Grad Außentemperatur mehr oder weniger können alles über den Haufen werfen. Am letzten Wochenende hat es McLaren-Mercedes erwischt. Sogar die ganz Grossen sind davor nicht gefeit. Der Einfluss der Reifen auf die Resultate ist heute zu groß."

