Sauber präsentierte Supercomputer "ALBERT"
Sauber möchte mit einem neuen, "ALBERT" getauften Supercomputer in der Formel 1 weiteren Boden gutmachen
(Motorsport-Total.com) - Sauber-Petronas setzt die Offensive im Bereich Aerodynamik fort: Nur neun Monate nach der Inbetriebnahme des topmodernen Windkanals präsentierte das Schweizer Team heute internationalen Medienvertretern am Firmensitz in Hinwil einen neuen Supercomputer für CFD-Berechnungen. "ALBERT", wie die Maschine getauft wurde, gehört zu den leistungsfähigsten sowohl in der Formel 1 wie auch in der gesamten Automobil-Industrie. Gebaut wurde der Supercomputer von der Schweizer Firma 'Dalco' mit insgesamt 530 'AMD'-Opteron(tm)-Prozessoren, die in High-Density-Racks von 'American Power Conversion' (APC) untergebracht sind. Die Software stammt von 'Fluent'. Sauber hat mit allen vier Unternehmen Abkommen über Technologie-Partnerschaften abgeschlossen.

© Sauber
Saubers Supercomputer "ALBERT" steht einsatzbereit in den Werkhallen
CFD (Computational Fluid Dynamics), oder zu Deutsch "computergestützte Strömungssimulation", dient der Analyse von Aerodynamik-Komponenten und stellt eine wichtige Ergänzung zur Arbeit im Windkanal dar. "Die Aerodynamik hat in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewonnen und macht heute rund drei Viertel der Performance eines Formel-1-Autos aus. Damit ist auch CFD immer wichtiger geworden", erklärte Teamchef Peter Sauber.#w1#
Sauber-Petronas hat bereits seit Jahren mit einem Supercomputer gearbeitet. Durch die immer komplexer gewordenen Aufgaben sind jedoch die Anforderungen an die Rechenleistung drastisch gestiegen. So ist die neue Anlage annähernd 30 Mal leistungsfähiger als ihr Vorgänger, was die Rechenzeiten erheblich verkürzt und zudem erlaubt, sehr viel schwierigere Aufgaben zu losen.
Beeindruckende Daten
Entsprechend beeindruckend sind die technischen Daten: Der Supercomputer verfügt über 2,3 TFlops/s, 1 TB RAM und 11 TB Plattenspeicher. Zur Erklärung für Nicht-Computer-Experten heißt das, dass "ALBERT" pro Sekunde 2.332.000.000.000 Rechenoperationen ausführen kann. Für die gleiche Rechenleistung mussten alle Einwohner der Stadt Zürich wahrend eines ganzen Jahres alle vier Sekunden zwei achtstellige Zahlen multiplizieren. Die Maschine verfügt über 1.085.440 Megabyte Hauptspeicher sowie über 10.880 Gigabyte Plattenspeicher für das System.
Die Projektleitung vertraute Sauber der Schweizer Firma 'Dalco' an, die sich als besonders flexibel und leistungsfähig erwies. Nicht schwer taten sich die 'Dalco'-Spezialisten bei der Auswahl der Prozessoren: Sie entschieden sich für 'AMD'-Opteron-Prozessoren mit Direktanbindungsarchitektur. Insgesamt beinhaltet der neue Supercomputer 530 Opteron-Prozessoren in einer Cluster-Architektur mit Dual-Nodes, die in High-Density-Klima-Racks der Firma 'American Power Conversion' (APC) untergebracht sind.
Als Weltpremiere kommen bei Sauber erstmals High-Density-Klima-Racks aus der "InfraStruXure"-Linie von 'APC' zum Einsatz. Der Supercomputer besteht aus total zehn Racks, die eine Breite von je einem Meter, eine Tiefe von 1,20 Metern und eine Hohe von 2,30 Metern haben. Daraus ergibt sich eine Gesamtbreite von zehn Metern. Das Gewicht beträgt imposante 18 Tonnen. Ebenfalls aus der InfraStruXure-Linie von 'APC' stammt die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), die von besonderer Wichtigkeit ist, könnte doch ein Stromausfall zu einem Verlust von riesigen Datenmengen fuhren.
Keine Konkurrenz zum Windkanal
Die Software für die CFD-Berechnungen liefert die deutsche Niederlassung der amerikanischen Firma 'Fluent'. "Die numerische Effizienz und Genauigkeit der 'Fluent'-Software, kombiniert mit ihrer Funktionalität und Flexibilität, haben uns erlaubt, CFD in unseren Aerodynamik-Entwicklungsprozess zu integrieren", lobt Torbjorn Larsson, Head of CFD bei Sauber.
Genutzt werden die schier unbegrenzten technischen Möglichkeiten des Sauber-Supercomputers für Analysen im Bereich der Aerodynamik. CFD spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Front-, Heck- und Zusatzflügeln, sowie bei der Motor- und Bremskühlung. Die computergestützte Strömungssimulation steht nicht in Konkurrenz zur Arbeit im Windkanal, sondern ergänzt diese. So werden beispielsweise bei der Entwicklung eines neuen Frontflügels bis zu 100 Varianten zweidimensional geprüft, bevor dann rund ein halbes Dutzend in dreidimensionaler Form analysiert wird. Die vielversprechendsten Versionen werden anschließend für das 60-Prozent-Modell gebaut und im Windkanal getestet. CFD ermöglicht so eine besonders effiziente Nutzung der Anlage.
"Mit dem Bau des neuen Windkanals haben wir eine Offensive im Bereich Aerodynamik gestartet. Die Inbetriebnahme des Supercomputers stellt einen weiteren Schritt in diese Richtung dar. All diese Anstrengungen verfolgen das gleiche Ziel: Wir wollen unsere Performance verbessern und den Abstand zur Spitze weiter reduzieren", fasste Teamchef Peter Sauber die Ambitionen zusammen.

