Sauber kämpft im Motorenregime: Mapping macht's
Monisha Kaltenborn sieht die Kräfteverhältnisse durch die Technikpartnerschaften mit Ferrari, Mercedes und Renault vorbestimmt - Kodierter Funkverkehr?
(Motorsport-Total.com) - Wenn es in der jüngeren Vergangenheit ein Team schaffte, die Phalanx der Großen zu sprengen, dann war Sauber meistens mit von der Partie. 2014 wollen die Schweizer in der Hackordnung aufrücken und planen, ihren siebten Rang in der Konstrukteurs-WM zu verbessern. Teamchefin Monisha Kaltenborn unterstreicht im Vorfeld des Saisonauftaktes am Wochenende in Melbourne: "Man muss mit der Erwartung herangehen, sich zu steigern. Hier seriös von Plätzen zu sprechen, ist schlicht nicht möglich."

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Auch deshalb, weil vieles nicht mehr in der Macht eines Kundenteams liegt, das den komplizierten Hybrid-Antriebsstrang bei Ferrari bezieht. Ersten Eindrücken zufolge liegen die Italiener mit ihrem Produkt hinter dem von Mercedes, aber vor dem von Renault. "Man erkennt, dass einer gewisse Vorteile hat, von dem auch die entsprechenden Teams profitieren", spielt Kaltenborn auf die starken Bahrain-Leistungen der Stuttgarter Werktruppe sowie deren Kunden McLaren, Williams und Force India an.
Die Teamchefin ist durchaus skeptisch: "Man fühlt sich nicht gut dabei", grübelt sie, vertraut aber auf die Scuderia. "Ich glaube, dass sich dabei auch Ferrari nicht gut fühlt. Ich bin aber sicher, dass sie die Sache wie schon Probleme in der Vergangenheit lösen." Für Kaltenborn klar, dass der Antriebsstrang die Form bestimmt - mehr als jede andere Variable, die das Team autark beeinflusst. Im Rennen wird es allerdings darauf ankommen, wie das Haushalten mit Sprit und Reifen funktioniert - da hat das Motorenregime teilweise ein Ende.
Mapping: Ferrari à la carte
"Vorbestimmt wird die Strategie ja nicht. Wir erhalten von Ferrari Daten. Dann liegt es an uns, wo wir etwa aggressiver sein möchten", sagt die Österreicherin und erkennt Freiheiten: "Der Rahmen ist vorbestimmt, aber das war vergangenes Jahr nicht anders." Hinzu kommt, dass das Feedback der Piloten an Gewicht gewonnen hat. Auch die Fähigkeit, sich an Anweisungen der selbst stärker geforderten Ingenieure zu halten, ist laut Kaltenborn von größerer Relevanz als zuvor. Wie solche Anweisungen genau aussehen, bleibt zunächst offen.
Bei Sauber denkt man offenbar auch über eine Verschlüsselung des Funkverkehrs nach. "Es wird für alles seine Codes geben", meint die Teamchefin. "Es gehört jetzt zur Rennstrategie, zu wissen, wo man sparen muss und wo nicht. Offen wird das nicht kommuniziert." Sauber fällt es als Kundenteam schwer, nachzuprüfen, inwiefern der Ferrari-Antriebsstrang tatsächlich einen Vorteil gegenüber dem von Mercedes respektive einen Nachteil gegenüber dem Renault-Produkt bietet. Einzige Möglichkeit ist der Vergleich von GPS-Daten und den Höchstgeschwindigkeits-Werten.
Sutil gut integriert
Es mangelt jedoch an Material, weil alle Teams in Bahrain - überdies eine sehr spezielle Strecke mit langen Geraden - eklatante Probleme mit der Zuverlässigkeit hatten. Immerhin: beim Mapping gehen die Italiener auf Kundenwünsche ein und stellen eine gewisse Bandbreite zur Auswahl. Kaltenborn betont, dass sie vor der Rückkehr der Formel 1 nach Europa noch Verschiebungen erwartet und die Zuverlässigkeit eine große Rolle spielen wird: "Da sehen wir nicht so schlecht aus."
Sauber untermauerte diesen Aspekt, indem bei Testfahrten der C33 sporadisch an seine Leistungsgrenzen getrieben wurde - etwas, was nicht alle Konkurrenten gewagt haben sollen. Als Schlüssel zum Erfolg sieht Kaltenborn in Abwesenheit vieler Konstanten aber den richtigen Kompromiss im Gesamtpaket. "Wie funktioniert das Benzin- zusammen mit dem Reifenmanagement? Da muss alles passen." Bedenken, dass Neuzugang Adrian Sutil Eingewöhnungsprobleme haben könnte, plagen Kaltenborn nicht: "Er ist so oft in der Firma und wohnt ja auch nicht weit weg. Er hat sich gut eingelebt."

