• 30.04.2017 08:48

  • von D. Rencken, C. Nimmervoll & D. Sharaf

Sauber, Honda (und Mercedes): Bekanntgabe steht bevor

Welche Rolle spielt Mercedes? Fest steht: Sauber und Honda sind sich so gut wie einig, eine Bekanntgabe könnte schon in den nächsten Tagen erfolgen ...

(Motorsport-Total.com) - Es war das heißeste Gerücht am Rennwochenende in Sotschi (Formel 1 2017 live im Ticker): Sauber soll unmittelbar vor der Bekanntgabe einer neuen Partnerschaft mit Honda stehen - und McLaren stattdessen zu Mercedes zurückkehren. Das "Orakel", das die Gerüchte zusätzlich anheizte, war niemand Geringerer als Eddie Jordan, seit seiner Schumacher-Comeback-Prognose im Jahr 2009 bei solchen Themen eine ernstzunehmende Quelle.

Titel-Bild zur News: Yusuke Hasegawa

In Erklärungsnot: Yusuke Hasegawa bei der FIA-PK am Freitag in Sotschi Zoom

Aber: "Ich kann sehr selbstbewusst behaupten, dass Eddie Jordan falsch liegt", dementiert McLaren-Teamchef Eric Boullier. Wahr ist laut Informationen von 'Motorsport-Total.com', dass McLaren in den vergangenen Wochen tatsächlich ernsthaft Szenarien durchgespielt hat, von Honda zu Mercedes zu wechseln. Offenbar fanden dazu auch Gespräche statt.

Doch schon während des Barcelona-Wintertests verfestigte sich unter den McLaren-Eigentümern (Bahrains Mumtalakat-Gruppe, Ron Dennis und Mansour Ojjeh) die Haltung, zur bis 2024 laufenden Partnerschaft zu stehen. Auch, weil bei Mercedes nicht alle ein Comeback der alten Zusammenarbeit begrüßen würden. Niki Lauda, so hört man, könnte sich das zwar gut vorstellen; Toto Wolff aber weniger.

Wolff, von 'Motorsport-Total.com' mit der Jordan-Theorie konfrontiert, bekräftigt mit einem klaren "Nein", dass diese nicht richtig sei. Er erklärt: "Wir wollen, dass Honda in dem Sport bleibt - und tun alles dafür, dass sie das tun. Honda ist ein wichtiger Player und eine tolle Marke. Und die muss in der Formel 1 bleiben. Das hat Priorität."

McLaren bleibt, Sauber kommt

Für Sauber bedeutet das: Man wird mit den Japanern keine Exklusivpartnerschaft eingehen, sondern als zweites Team neben McLaren beliefert. Das wurde angeblich vergangene Woche auf Ebene der Strategiegruppe besprochen und hätte schon am Freitag im Rahmen der FIA-Pressekonferenz in Sotschi verlautbart werden sollen. Dort machte Yusuke Hasegawa dann aber einen Rückzieher.

Der Honda-Projektleiter deutete zwar Bereitschaft an, "die Formel-1-Gesellschaft zu unterstützen" und daher in Zukunft mehr als ein Team zu beliefern, auch weil man mit einem zweiten Partner viel mehr Daten sammeln könnte. "Wir sprechen mit verschiedenen Teams", bestätigte er. Aber: "Leider haben wir dazu hier nicht mehr zu sagen."

Eric Boullier und Yusuke Hasegawa

Eric Boullier und Yusuke Hasegawa würden sich bessere Resultate wünschen Zoom

Die Bekanntgabe des Sauber-Deals gilt inzwischen nur noch als Formsache. Warum damit noch zugewartet wird, ist unklar. Zunächst hieß es, McLaren habe noch kein grünes Licht gegeben. Das hätte Sinn ergeben, solange noch mit Mercedes verhandelt wird. Denn im Falle einer Absage aus Stuttgart wäre man im schlimmsten Fall ohne Motor dagestanden. Nun soll Sauber aber ohnehin nur zweites Team werden.

Weiterhin am Köcheln sind hingegen Gerüchte, wonach sich Mercedes bereiterklärt haben soll, Honda mit Know-how zu beraten. Das wäre in der Formel-1-Geschichte keineswegs einmalig. In den 1990er-Jahren half Honda unter strenger Geheimhaltung Ferrari mit Motorentechnologie aus. Jetzt könnten sie selbst in den Genuss einer solchen Konstellation kommen.

Lauda sagt dazu auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com': "Das ist richtiger Quatsch!" Und auch Wolff dementiert via 'Channel 4': "Sie brauchen unseren Motor nicht. McLaren hat eine Partnerschaft mit Honda, die momentan durch eine schwierige Phase geht. Aber McLaren und Honda haben die Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell, sich selbst aus dieser schwierigen Situation zu ziehen."

"Das ist richtiger Quatsch!" Niki Lauda

Honda dementiert Technologietransfer nur halbherzig

Hasegawa wiederum bleibt bei dem Thema vage: "Wir nutzen alle Ressourcen, auch von außen", wird er von 'us.motorsport.com' zitiert. "Seit Anfang März stellen wir unsere Organisation fast komplett auf den Kopf." Im Zuge dieser Umstrukturierung habe man auch Ingenieure "von Mercedes, Ferrari und Renault" engagiert: "So gesehen spionieren wir ihre Ideen aus", meint er augenzwinkernd.

Tatsache ist: Seit den goldenen McLaren-Jahren Ende der 1980er und Anfang der 1990er war Honda in der Formel 1 nicht mehr erfolgreich. Das letzte Engagement, zunächst als Motorenlieferant für BAR, später als eigenes Werksteam, floppte spektakulär. Erst als Honda ausstieg und unter Ross Brawn Mercedes-Motoren geholt wurden, fuhr das Team aus Brackley 2009 zum sensationellen WM-Titel.

"Das Ende unseres Formel-1-Engagements", erklärt Hasegawa, "hat uns auf technologischer Seite großen Schaden zugefügt. Diesen Rückstand müssen wir aufholen. Aber unser Vorstand steht hinter diesem Projekt und ist sehr unterstützend. Da gibt es kein Problem."


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Soll heißen: Den Stecker zu ziehen, ist derzeit keine Option. Vielmehr soll alles dafür in die Waagschale geworfen werden, das Projekt McLaren-Honda II doch noch zum Erfolg zu führen.