• 18.11.2007 09:34

  • von Fabian Hust

Sauber: "Eine ziemliche Seifenoper"

Der ehemalige Teamchef kritisiert die Berufung des McLaren-Mercedes-Teams und ist froh, dass die Saison nun endlich offiziell abgeschlossen ist

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 war in der Saison 2007 auf der Rennstrecke ein echter Knaller, doch auch abseits der Pisten wurde mit harten Bandagen gekämpft. Da ging es um nicht reglementkonforme Bauteile oder ganze Autos und vor allem um Spionage. Schon während der Saison war der Kampf um die Konstrukteursmeisterschaft quasi entschieden, als McLaren-Mercedes im Rahmen der "Spionage-Affäre" alle Punkte der Konstrukteurswertung aberkannt bekam.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber findet, dass die Berufung nicht notwendig war

Eine spannende und abwechslungsreiche Saison wurde beim Großen Preis von Brasilien in Sao Paulo mit einem Höhepunkt beendet, als drei Fahrer mit Titel-Chancen ins letzte Rennen gingen. Am Ende gewann ausgerechnet jener Fahrer die Weltmeisterschaft, der rechnerisch die schlechtesten Chancen hatte.#w1#

Doch es war quasi charakteristisch für die vergangene Saison, dass der Weltmeister offiziell bis Freitag dieser Woche noch nicht feststand, weil das McLaren-Mercedes-Team gegen die Entscheidung der Rennleitung aus Interlagos Berufung eingelegt hatte.

Diese wurde vom Berufungsgericht des Automobilweltverbandes FIA als unzulässig zurückgewiesen, weil sich der britisch-deutsche Rennstall einen Formfehler erlaubt hatte und statt gegen das Rennergebnis gegen die Entscheidung der Rennleitung protestiert hatte. Umso enttäuschender war diese Berufung für den Sport.

"Eigentlich hätte diese hochspannende Saison ein besseres Ende verdient gehabt", meint Ex-Teamchef Peter Sauber in seiner Kolumne für den 'Blick'. Der Schweizer empfindet die Geschichte als "ziemliche Seifenoper". Schließlich hätten McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug mehrfach betont, dass es lediglich um Klärung des Reglements und nicht darum gehe, Lewis Hamilton am "Grünen Tisch" nachträgliche zum Weltmeister zu erklären.

"Davon wusste offenbar ihr Anwalt nichts", so Sauber. "Denn in der Verhandlung des FIA-Berufungsgerichts zielte seine Strategie ganz klar darauf ab, eine Disqualifikation von Rosberg, Kubica und Heidfeld zu erwirken und damit Lewis Hamilton durch die zusätzlichen WM-Punkte nachträglich zum Weltmeister zu machen."

Der 64-Jährige sieht es so wie viele andere Insider - wäre es dem Rennstall tatsächlich nur um die Klärung der Tatsache gegangen, wie die Benzin-Temperatur zu messen ist und welche Messung der Lufttemperatur ausschlaggebend ist, "dann hätten sie dies mit einer Anfrage an die FIA erledigen können".

Statt den Ausgang der Fahrerweltmeisterschaft fast einen Monat in der Schwebe zu halten, hätte sich dieser Frage hinter den Kulissen dezent die Technische Arbeitsgruppe widmen können: "Das ist der übliche Weg, für den man übrigens auch keine Anwälte braucht."

Den nun ganz offiziell amtierenden Weltmeister Kimi Räikkönen kennt Sauber bestens, schließlich holte er ihn 2001 in die Formel 1. Weil der junge Finne damals gerade einmal 23 Autorennen auf dem Buckel hatte, gab es an dieser Entscheidung viel Kritik, wie sich der heutige Anteilseigner des BMW Sauber F1 Teams erinnert: "Keke Rosberg beispielsweise fand damals, man müsste mich bevormunden lassen."

Doch der Schweizer war von Anfang an von seinem Piloten fasziniert und beeindruckt. Aufgrund seines Charakters ist er sich ziemlich sicher, dass Kimi Räikkönen seinen WM-Titel feierte und sich von der Berufung nicht aus der Ruhe bringen ließ: "Er konzentriert sich voll auf seine Aufgabe, und wenn zwischen ihm und dem Ziel eine Mauer steht, dann geht er hindurch, ohne zu merken, dass da was war."