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Sato: "Bin sehr happy über dieses Manöver"
Der Kamikaze-Japaner, der die Formel 1 begeistert, über die Nürburgring-Kollision und seine Perspektiven mit BAR-Honda
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Takuma, wie positiv war der Test in Silverstone letzte Woche?"
Takuma Sato: "Schlussendlich sehr gut. Am ersten Tag hat es geregnet und ich hatte auch noch ein Problem mit dem Auto, also fuhr ich nur zehn Runden oder so. Der zweite Tag war viel ermutigender, denn wir hatten einen neuen Honda-Motor, der viel mehr Leistung hat und hoffentlich auch zuverlässiger ist. Außerdem konnten wir 80 Prozent des geplanten Reifenprogramms absolvieren. Das war ermutigend. Am dritten Tag hat Jenson dann noch mehr als 100 Runden gedreht, also war es alles in allem ein sehr guter Test."

© xpb.cc
Takuma Sato heute im Fahrerlager am "Circuit Gilles Villeneuve"
Frage: "Du hast inzwischen sicher das Video vom Nürburgring gesehen. Wie siehst du die Kollision mit Rubens im Nachhinein?"
Sato: "Daran hat sich nichts geändert. Ich stehe voll hinter diesem Manöver. Ich war zuversichtlich und sah eine Chance, denn die Michelin-Reifen funktionieren auf der ersten Runde nach einem Boxenstopp hervorragend. Ich hatte neue Reifen mit massiv Grip. Natürlich war ich weit weg, aber ich bin nicht gerutscht und driftete auch nie seitlich, es war alles unter Kontrolle. Unterm Strich haben wir uns berührt, ja, aber ich war sehr, sehr happy über dieses Manöver."#w1#
"Es hatte den Anschein, dass er total überrascht war...
Frage: "Du hast gesagt, dass Rubens vielleicht überrascht war..."
Sato: "Ja, es hatte den Anschein, dass er total überrascht war, als ich plötzlich da war, denn ich hatte den Eindruck, dass er sehr früh gebremst hat und er ließ innen jede Menge Platz. Ich habe meine Möglichkeit gesehen und wollte sie beim Schopf packen, denn ich hatte ein gutes Gefühl. Es sieht so aus, als sei Rubens ganz normal weitergefahren."
Frage: "Ihr habt hier einen neuen Honda-Motor und dann schon die nächste Stufe in Indianapolis, nicht wahr?"
Sato: "Ja, wir haben uns seit Saisonbeginn stark weiterentwickelt und hier in Kanada werden wir eine ganze Reihe neuer Teile haben, denn bei den letzten Rennen gab es doch einige Schwierigkeiten mit der Zuverlässigkeit. Vielleicht haben wir nicht die massive Power, mit der wir spekuliert haben, aber die Zuverlässigkeit wird viel besser sein als in den letzten Rennen."
Frage: "Du hattest weit mehr Probleme als Jenson. Ist schon irgendjemand deswegen auf dich zugegangen oder gibt es irgendetwas, was du dagegen unternehmen kannst?"
Sato: "Das ist ein kleines Mysterium. Wir haben keine Probleme gefunden und es gibt keine Unterschiede zwischen unseren beiden Autos. Heutzutage ist die Elektronik so dominant, dass ein Fahrer den Motor gar nicht mehr überdrehen kann, also muss da wohl der Hund begraben sein. Honda analysiert die Probleme und wir wissen natürlich, dass die Zuverlässigkeit verbessert werden muss, also haben wir uns das jetzt als nächstes vorgenommen. Ich denke, ich hatte einfach Pech. Hoffentlich war der Nürburgring der letzte Defekt für mich."
Frage: "Di bist drauf und dran, der erfolgreichste japanische Rennfahrer aller Zeiten zu werden. Wie sind die Reaktionen in deiner Heimat?"
Sato: "Die japanischen Fans sind darüber sehr aufgeregt. Die Formel-1-Fans sind jetzt mit viel mehr Begeisterung dabei und auch solche, die sich nie Rennen angeschaut haben, drehen plötzlich den Fernseher auf. Das sind natürlich gute Nachrichten für mich."
Frage: "Warst du kürzlich einmal in Japan?"
Sato: "Nein, ich war nach Melbourne nie in Japan, habe aber viele nette Geschichten gehört."
Während der Saison kein Heimaturlaub für Sato in Japan
Frage: "Wann wirst du wieder nach Japan fliegen?"
Sato: "Nach Shanghai, kurz vor Suzuka. Da ist es noch lange hin, aber ich bin sicher, die Fans freuen sich sehr darauf."
Frage: "Das könnte ein großer Schock für dich werden..."
Sato: "Schon möglich, aber für mich ist jede Strecke und jeder Grand Prix gleich. Natürlich ist ein Heim-Grand-Prix etwas Besonderes, aber man muss genau dasselbe tun wie sonst auch, um gut abzuschneiden. Wenn wir nach Japan kommen, sind wir hoffentlich in der Lage, wirklich gute Resultate einzufahren, Jenson und ich."
Frage: "Jacques Villeneuve könnte in die Formel 1 zurückkehren, heißt es. Was sagst du dazu?"
Sato: "Mit mir hat das nichts zu tun. Ich denke, Jacques hatte eine sehr erfolgreiche Karriere in der Formel 1, er hat seine Begabung unter Beweis gestellt und für viel Aufregung in der Formel 1 gesorgt. Es ist schön, dass ein guter Rennfahrer noch einmal die Chance bekommt."
Frage: "Zu Saisonbeginn hast du gesagt, dein Team wird ab Saisonmitte siegfähig sein. Kannst du dir vorstellen, dass es schon schneller gehen könnte?"
Sato: "Realistisch betrachtet muss man sagen Saisonmitte bis Saisonende. Einen Grand Prix zu gewinnen, ist sehr schwierig, sehr hart. Obwohl wir viel näher an Ferrari dran sind als letztes Jahr, ist noch immer ein Rückstand da, den wir erst einmal verkürzen müssen. Sobald wir Seite an Seite mit Ferrari fighten, können wir über Siege nachdenken. Um zu gewinnen, brauchen wir im Moment noch Glück, ansonsten wird es sehr schwierig."
Unterschiede zwischen Ferrari und BAR schwer einzuschätzen
Frage: "Wo liegen die Unterschiede zwischen dem BAR und dem Ferrari?"
Sato: "Das ist von außen schwer einzuschätzen. Sie haben ein total anderes Paket als wir. Sie haben die letzten Jahre komplett dominiert, aber wir von BAR-Honda kommen immer näher. Seit letztem Jahr sind wir massiv näher gekommen und wir befinden uns in einer Lernsituation. Da kommt noch mehr. Es ist möglich, sie noch dieses Jahr einzuholen, aber realistisch gesehen müssen wir einen Schritt nach dem anderen machen. Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung des Teams, denn ich war ja auch schon als Testfahrer hier, und es freut mich, dass BAR, Honda und unser neuer Reifenpartner Michelin so gut zusammenarbeiten."
Frage: "Beim Top-Speed seid ihr schon schneller als Ferrari, also woher kommt der Rückstand - von den Bremsen, der Aerodynamik, der Traktion? Was glaubst du?"
Sato: "Stimmt. Ich denke, Hondas Einsatz ist momentan schier unglaublich hoch und wir haben eine Menge Leistung und davon kommen die hohen Top-Speeds. Durch die Michelin-Reifen haben wir gute Traktion aus den langsamen Kurven raus und ein stabiles Verhalten beim Anbremsen bei hohen Geschwindigkeiten. Der Ferrari ist wahrscheinlich einfach besser ausbalanciert für die schnellen Kurven, für das Bremsen und die Stabilität, aber soweit ich sehen kann, kommen wir immer näher ran und das ist ermutigend."
Frage: "Montreal war immer Jacques Villeneuves Heimrennen, aber jetzt fährst du an seiner Stelle hier. Spürst du besonderen Druck hier, um deinen Platz zu rechtfertigen?"
Sato: "Nein. Das ist zwar der 'Circuit Gilles Villeneuve', aber die Sache hat ehrlich gesagt nichts mit mir zu tun. Das Team ist bei jedem Rennen vorne dabei und ich fühle mich immer wohler. Der Speed kommt langsam und wir machen Schritt für Schritt, ich freue mich auf jedes einzelne Rennen. Das ist eines davon. Es verhält sich genau wie mit Suzuka - ich sehe keinen großen Unterschied, will einfach nur ein starkes Wochenende haben."
Für ein aggressives Manöver braucht man ein stabiles Auto
Frage: "Du hast schon immer lieber überholt als dass du hinter einem Konkurrenten nachgefahren bist, oder hängt deine Aggressivität einfach damit zusammen, dass du jetzt mit diesem Auto so viel Selbstvertrauen hast?"
Sato: "Für ein aggressives Manöver braucht man ein stabiles Auto, in das man Vertrauen hat, das stimmt. Wenn man auf 2002 zurückschaut, als ich mit Giancarlo gemeinsam bei Jordan gefahren bin, war das Auto anfangs sehr nervös, aber Jordan hat einen guten Job mit dem Auto gemacht. Die Verbesserungen waren signifikant und schlussendlich hatten Giancarlo und ich ein wirklich starkes Rennen in Suzuka. Alles hängt von der Performance des Teams ab. Trotzdem war ich schon zu Saisonbeginn 2002 sehr aggressiv, ich habe gekämpft, wenn auch nur um 14. oder 15. Plätze. Jetzt fighte ich um die vorderen fünf Plätze, das sieht man im Fernsehen. Das ist der einzige Unterschied. Ich habe meinen Fahrstil nicht verändert, aber mit mehr Erfahrung kann man Situationen besser einschätzen und ich fühle mich jetzt einfach wohler."
Frage: "Kannst du etwas über deine Beziehung zu Jock Clear sagen? Wie ist es, mit einem so erfahrenen Ingenieur zu arbeiten?"
Sato: "Jock Clear ist eine große Sache für mich, denn ich muss ihm hundertprozentig vertrauen und er mir umgekehrt auch. Diese Art Vertrauensbasis ist notwendig zwischen einem Fahrer und seinem Ingenieur. Er hat natürlich lange mit Jacques gearbeitet und eine Weltmeisterschaft gewonnen, also weiß er, wie man Rennen gewinnt oder auch eine Weltmeisterschaft. Seine Erfahrung ist fantastisch für mich. Es verhält sich für mich aber mehr wie Trainer und Athlet. Ist Jock Clear der beste Ingenieur im Fahrerlager? Ich weiß es nicht, denn ich habe mit keinem anderen Ingenieur gearbeitet, aber Jock holt einfach im Moment das Beste aus mir raus und daher haben wir ein sehr enges Verhältnis."
Frage: "Zu euren Stärken gehören Traktion, Leistung und Bremsen. Glaubst du, dass ihr hier eine echte Chance habt, Ferrari zu besiegen?"
Sato: "Ich denke, dass unser Paket gut zu dieser Strecke passen müsste. Wenn man sich Imola anschaut, wo die Eigenschaften ähnlich sind - hohe Randsteine, viele schnelle Schikanen, Stop-and-Go, lange Geraden -, kann man das gut vergleichen. Außerdem fahren wir zum ersten Mal bei so wenig Downforce und da werden die Stärken der Teams ein bisschen variieren. Wir sind zuversichtlich und haben ein gutes Paket, eine gute Aerodynamik, einen guten Motor, gute Bremsen und gute Reifen und das Chassis ist auf der Bremse stabil, also werden wir sehr stark sein, hoffe ich."

