• 18.09.2008 11:10

  • von Stefan Ziegler

Sarcelles will den französischen Grand Prix

Ein Pariser Vorort bewirbt sich um die Austragung des französischen Rennens der Formel 1 - Konkurrenz für Disneyland?

(Motorsport-Total.com) - Einen Grand Prix in der Weltmetropole Paris auszurichten, ist keineswegs eine neue Idee. Die Vorschläge aus dem Stadtteil Sarcelles bringen hingegen einen ganz neuen Kandidaten ins Rennen um die Grand-Prix-Vergabe ab 2010. Dabei handelt es sich ausgerechnet um den Vorort, der vor wenigen Jahren aufgrund massiver Unruhen in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt ist. Und gerade aus den sozialen Schwierigkeiten möchten die Verantwortlichen hinter der Renn-Idee Kapital schlagen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

2009 taucht Magny-Cours vorerst zum letzten Mal im Rennkalender auf...

Francois Pupponi und der ehemalige Formel-1-Fahrer Jean-Pierre Beltoise sind die treibenden Kräfte dahinter. "Die Sachlage ist recht einfach", sagte Sarcelles' Bürgermeister Pupponi der Sportzeitung 'Équipe' und zeichnete eine Marschroute für die französische Regierung vor: "Wenn sie den leichten Weg einschlagen und nach Disneyland gehen, dann werden immer nur die gleichen Regionen von Paris weiterentwickelt. Wir wollen uns aber um jene Gebiete kümmern, die der Staat vernachlässigt hat."#w1#

"Uns treibt der Wille an, Problemzonen zu fördern, wo viele Menschen darauf warten, dass man sich ihnen annimmt. Das ist eine Möglichkeit, Druck auf den Staat auszuüben. Natürlich könnte Disneyland den Zuschlag für ein Formel-1-Rennen bekommen und wir werden dann damit weitermachen, diese Gebiete weiter verkommen zu lassen."

"Aber dann muss man mir erklären, wie man all diese Investitionen verweigern kann", schloss Pupponi seine Ausführungen. Mit Christian Blanc, dem zuständigen Entwicklungsminister für Paris, hat der Politiker zumindest einen prominenten Unterstützer gefunden, doch das große Fragezeichen steht nicht zuletzt hinter der Finanzierung des gesamten Grand-Prix-Projektes.

Etwa 800 Millionen Euro sollen dafür eingesetzt werden, 100 Millionen davon alleine für den Bau einer Formel-1-tauglichen Rennstrecke - der Rest würde in den Ausbau der nötigen Infrastruktur fließen. Ob dieses Szenario realistisch oder eher reines Wunschdenken ist, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist nur, dass Bernie Ecclestone Magny-Cours einmal mehr ein Ultimatum gestellt hat: Ab 2010 wird der französische Grand Prix wahrscheinlich eine neue Heimat finden.

Mögliche Austragungsorte gibt es freilich genug: Ecclestone schwebt ein Rennen in den Straßen von Paris vor und auch das Disneyland gilt als möglicher Gastgeber für die Formel 1. Versailles war schon mehrfach Spekulations-Gegenstand und Magny-Cours will sich auch nicht so einfach von der WM-Bühne verabschieden und schmiedet Umbaupläne. Ecclestone hat also die Qual der Wahl...