• 04.09.2004 16:05

  • von Fabian Hust

Sam Michael: Mehr als Platz vier ist nicht drin

Der Technische Direktor von Williams über das letzte Saisonviertel, die Fahrerpaarung für 2005 und die Entwicklung des FW27

(Motorsport-Total.com) - Sam Michael steht kein ruhiger Winter bevor. Nachdem das diesjährige Auto die hochgesteckten Erwartungen bei weitem nicht erfüllen konnte, muss der Australier als neuer Technischer Direktor von BMW-Williams nun dafür sorgen, dass der FW27 das Team wieder auf die Siegerstraße bringt. Ob man dabei am umstrittenen Doppelkiel-Konzept festhalten wird, steht noch nicht fest: "Wir befinden uns noch im Stadium der Auswertung und diese wird bis zur Finalisierung des Chassis' am Ende des Jahres anhalten", so der Australier gegenüber 'Atlas F1'.

Titel-Bild zur News: Sam Michael und Flavio Briatore

Sam Michael im Gespräch mit Renault-Teamchef Flavio Briatore

Bis zum Saisonende wird der FW26 noch weiterentwickelt, obwohl zu befürchten ist, dass viele der in das Auto gesteckten Energie verpufft, weil einige neue Lösungen aufgrund der Reglementänderungen 2005 nicht mehr verwendet werden können. Mit 54 WM-Punkten rangiert das Team derzeit weit hinter BAR (83) und nur knapp vor McLaren-Mercedes (49) auf dem vierten Rang. Den gilt es nun zu halten: "Der zweite und der dritte Platz sind nicht realistisch. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, den vierten Platz zu halten", so Michael. Vor dem Saisonstart hatte das Team vom WM-Titel gesprochen...#w1#

Michael sieht Ferrari im Vorteil

Ferrari hat beide WM-Titel längst in der Tasche, es gibt keinen Grund mehr, den F2004 weiterzuentwickeln. Williams arbeitet an der Verbesserung des Autos, um nicht auch noch auf den fünften Rang abzurutschen. Erstens gibt es dann mehr Geld und zweitens macht sich ein vierter Platz in den Geschichtsbüchern besser, wie Michael meint. Ferrari kann sich unterdessen schon auf den F2005 konzentrieren: "Das verleiht ihnen einen großen Vorteil und es ist verdammt hart, sie zu bezwingen, aber genau dies müssen wir tun."

Entwicklung "ins Schwarze"

Das zweite Problem: Das Reglement 2005 steht noch nicht fest. Wie Sam Michael verrät, orientiert man sich deshalb derzeit an den Vorschlägen, die FIA-Präsident Max Mosley gemacht hat, die aber noch nicht abgesegnet sind: Der Frontflügel wird um 50 Millimeter angehoben, der Heckflügel rückt um 150 Millimeter nach vorne, der Diffusor wird in seiner Wirkung beschnitten. "Wir arbeiten auf Basis dieser Reglementänderungen in der Annahme, dass sie durchkommen."

Williams braucht einen neuen Testfahrer

Gedanken muss sich Williams unter Umständen auch um den Testfahrer machen. Im kommenden Jahr wird BMW-Williams möglicherweise freitags mit einem dritten Auto fahren können, falls man in der Konstrukteurs-WM noch von den "Silberpfeilen" überholt wird. Das Team möchte in diesem Fall anscheinend einen jungen Fahrer verpflichten: "Da haben wir Nelson Piquet junior und Adam Carroll aus der Britischen Formel 3, sie sind dort die heißen Jungs, beide sind sehr talentiert. In der Euro Formel 3 ist Jamie Green absolut dominierend, auch Nico Rosberg ist nicht schlecht und es gibt da auch noch zwei oder drei andere Jungs."

Warum Michael von Webber überzeugt ist

Während der Name Jenson Button dem Team natürlich bestens bekannt war, musste das Team Mark Webber genau beobachten, um zu dem Schluss zu kommen, dass der Australier der richtige Mann für das Team ist: "In jedem Auto, in dem er fuhr, war er schnell, egal, ob das Sportwagen, Gokarts, Formel-3- oder Formel-3000- oder Formel-1-Autos waren, er ist auf Anhieb schnell. Das sagt etwas aus. Es gibt nur zwei Jungs, die so sind wie er - Häkkinen ist einer von ihnen und auch Michael. Sie beide können sich irgendwo reinsetzen und wissen sofort, wo das Limit und jenes der Reifen ist, ohne über viel Erfahrung zu verfügen."

Auch bei den Rennen und sogar bei Tests im Formel-1-Boliden habe Webber dafür gesorgt, dass "wir Dinge gesehen haben, die einen aufhorchen und Notiz nehmen lassen. Wir achten auf jedes Detail, vor allem, wenn wir uns für einen Fahrer interessieren", so Michael. "Er hat alle seine Teamkollegen klar deklassiert. Antonio testete 2002 für uns und er war regelmäßig schneller als Montoya und Ralf Schumacher bei den Tests und Mark hat ihn komplett dominiert, als er mit ihm bei Jaguar fuhr. Das hat uns sofort gesagt, dass der Junge ziemlich gut ist."

Ferrari hat such 2005 die beste Fahrerpaarung

Sam Michael glaubt, dass Jenson Button und Mark Webber gut miteinander auskommen werden und bezeichnet beide als echte "Williams-Fahrer". Dennoch denkt er, dass 2005 Michael Schumacher und Rubens Barrichello erneut die beste Teampaarung abgeben werden: "Michael und Rubens sind nun schon seit langer Zeit zusammen im Team und sie ergänzen sich beide sehr gut. Das wird also die stärkste Kombination werden. Aber Jenson und Mark haben sich beide schon unterstützt, indem sie gesagt haben 'Dies ist der beste Teamkollege, den ich haben kann'."