• 06.11.2005 15:41

  • von Marco Helgert

Saisonanalyse Teil 14: Nick Heidfeld

Lesen Sie im 14. Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr des BMW WilliamsF1 Team Fahrers Nick Heidfeld

(Motorsport-Total.com) - Lange musste Nick Heidfeld auf eine Chance in einem Top-Team der Formel 1 warten. Dem Mönchengladbacher drohte dabei fast das Zwangsende seiner Karriere. Vor der Saison 2004 wurde er noch von Eddie Jordan aufgefangen, doch der Ire konnte sein Team nicht mehr halten - damit stand Heidfeld wieder ohne Cockpit da.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld hat sich mit der Saison 2005 seinen Formel-1-Platz gesichert

Doch die Querelen um Jenson Button, der im Sommer 2004 von BAR-Honda zum BMW WilliamsF1 Team wechseln wollte, öffneten die Tür für den Mönchengladbacher. Button musste bei BAR bleiben - was er dann ein Jahr später auch selbst unbedingt wollte -, bei WilliamsF1 entbrannte daraufhin die Suche nach einem Teamkollegen für Mark Webber.#w1#

Nick Heidfeld (Williams-BMW FW27)

Nick Heidfeld musste sich bei Testfahrten mit Antonio Pizzonia messen lassen Zoom

BMW legte ein gutes Wort für Heidfeld ein, der somit nach Saisonende 2004 eine Testchance bei WilliamsF1 erhielt. Dabei konnte er sofort überzeugen, sein gutes Feedback bei den Tests brachte ihm im Team viel Sympathie ein. Doch noch wollte man nicht entscheiden, ob er oder der Testfahrer Antonio Pizzonia das zweite Cockpit bekommen sollte.

In mehreren Testterminen wurden beide Piloten verglichen, das Ergebnis erfuhren die Protagonisten jedoch erst zur offiziellen Präsentation des Teams für die Saison 2005. Frank Williams bat Heidfeld in einen Nebenraum und eröffnete ihm die Tatsache, dass er für sein Team in das Lenkrad greifen wird. Die Chance auf seine erfolgreichste Saison war also gegeben.

Leider begann das Jahr in Australien gleich mit einem Eklat, als er im Rennen mit Michael Schumacher kollidierte. Doch schon 14 Tage später in Malaysia fuhr er seinen ersten Podestplatz in seinem neuen Team heraus. Es folgte ein weiterer Punkterang in Imola, gefolgt vom tollen zweiten Platz in Monaco. Auf dem Nürburgring eroberte er die erste Pole Position seiner Karriere, im Rennen folgte erneut ein zweiter Rang.

Nick Heidfeld

Malaysia: Erster Podestplatz für Heidfeld im BMW WilliamsF1 Team Zoom

Bis zu diesem Zeitpunkt konnte Heidfeld seinem hoch gelobten Teamkollegen das Wasser reichen, auch wenn er dessen Stärken im Einzelzeitfahren nur selten etwas entgegensetzen konnte. Das Qualifyingduell verlor er mit 6:14 (das zweigeteilte Qualifying zu Saisonbeginn ist hierbei berücksichtigt). Immerhin aber war er zu Saisonbeginn im 1. Qualifying ohne Benzin zwei Mal schneller als Webber.

Ab der Nordamerikatour der Formel 1 sank das Leistungsvermögen des BMW WilliamsF1 Teams. In Montréal verpasste er die Punkte, in Indianapolis fuhr er wie alle Michelin-Starter nicht. Zurück in Europa begann die Leidenszeit: nur 14. in Magny-Cours, Zwölfter in Silverstone, Elfter in Hockenheim. Doch die Situation besserte sich allmählich, in Ungarn fuhr er mit Rang sechs die nächsten Punkte ein.

Weitere Möglichkeiten zu guten Ergebnissen ergaben sich leider nicht mehr. Bei Testfahrten in Monza verunfallte Heidfeld, beim folgenden Rennen an gleicher Stelle musste er auf eine Teilnahme verzichten, ebenso beim Großen Preis von Belgien. Nach einem Sturz beim Fahrradtraining in der Schweiz und einem erlittenem Riss im Schulterblatt war die Saison dann endgültig gelaufen.

Nick Heidfeld

Der letzte Rennauftritt 2005 in der Türkei endete mit Reifenproblemen Zoom

Überzeugen musste der 28-Jährige aber niemanden mehr. Die Wege von BMW und WilliamsF1 trennten sich endgültig, und BMW sicherte sich die Dienste des Mönchengladbachers für das Werksteam der Saison 2006, welches aus dem Sauber-Rennstall entstehen wird. Unbekannt ist Heidfeld dort nicht, bestritt er doch 50 Rennen für das Team aus der Schweiz. Das Jahr 2005 war mit 28 Zählern dennoch die erfolgreichste Saison des Mönchengladbachers, wichtiger aber ist, dass er weiterhin die Chance hat, noch erfolgreichere Jahre zu absolvieren.

Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

Marc Surer: "Nick hat alles richtig gemacht. Er hat vor Saisonbeginn unter einem Riesenstress diese Ausscheidung gegen Pizzonia gewonnen und dann gearbeitet, wie man es von einem Profi erwartet. Sein Highlight war die Pole Position am Nürburgring. Dass das Auto dann nicht besser wurde, liegt nicht an ihm, denn Williams lässt den Fahrern das Fahren, aber das Auto entwickeln sie stur selbst. Ich denke, dass sie vielleicht zu wenig auf Nick gehört haben, was das angeht."

Hans-Joachim Stuck: "Nick hatte endlich mal die Chance, sich zu beweisen - und er hat das in der kurzen Zeit perfekt umgesetzt. Ich freue mich riesig für ihn, dass er bei BMW untergekommen ist, denn er hat wirklich eine lange Durststrecke hinter sich, ohne allerdings je die Motivation verloren zu haben. 2006 kann er dann endlich mit einem gescheiten Auto beweisen, wie gut er wirklich ist."

Statistiken zu Nick Heidfelds Saison

Fahrerwertung: 11. mit 28 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 13 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 1 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 9,6 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 1. (Nürburgring)
Bestes Ergebnis Rennen: 2. (Monaco und Nürburgring)
Gefahrene Führungsrunden: 1 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 30,8 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 35 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 12.960 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 2 (Gesamtübersicht)