• 05.11.2005 14:45

  • von Marco Helgert

Saisonanalyse Teil 13: David Coulthard

Lesen Sie im 13. Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von Red-Bull-Pilot David Coulthard

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2006 war für David Coulthard wie ein später oder verspäteter Neustart. In den vergangenen Jahren konnte sich der Schotte, der 1994 die schwere Aufgabe hatte, als Nachfolger von Ayrton Senna zu Williams zu kommen, nie aus seinem Schattendasein lösen. Erst musste er gegenüber Damon Hill zurückstecken, später stand ihm dann Mika Häkkinen in der Sonne. Auch ein Kimi Räikkönen behielt die Oberhand im teaminternen Duell.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Als klar wurde, dass Coulthard seinen Platz bei McLaren-Mercedes verlieren würde, begann eine Zeit des Bangens. Bei Jaguar wurde er vorstellig, doch der Ford-Mutterkonzern zog den Stecker aus dem eigenen Formel-1-Team, ehe ein Vertrag zustande kam. Die neuen Eigentümer, Red Bull, nahmen die Verbindung zu Coulthard aber wieder auf.#w1#

David Coulthard

Auch optisch veränderte sich David Coulthard gegenüber den Vorjahren Zoom

Als neues Team musste man sich zunächst in der Formel 1 integrieren und sicherstellen, dass man sich nicht schon in den Wintervorbereitungen einen immensen Rückstand einhandelt. Zwar verfügte man über Piloten aus der eigenen Nachwuchsriege, doch einzig Christian Klien hatte Formel-1-Erfahrung vorzuweisen.

Coulthard aber konnte mit einem geballten Wissen aus 173 Grands Prix aufwarten, bei Red Bull konnte er dies Gewinn bringend einsetzen. Dabei fand sich der Schotte in einer Führungsrolle wieder, die ihm bei McLaren-Mercedes in dieser Form nie gegönnt war. Er präsentierte sich entspannter, trug seinen Humor ständig auf den Lippen und zeigte, dass er sich in seiner neuen Position pudelwohl fühlte.

Eine anfängliche Skepsis einiger Beobachter verflog bereits beim Saisonauftakt in Melbourne. Coulthard qualifizierte sich als Fünfter und verfehlte im Rennen das Podest nur um einen Rang und weniger als zehn Sekunden. Der Auftakt war gemacht und Coulthard steckte auch in der Folgezeit nicht zurück.

David Coulthard und Christian Horner

Schon beim ersten Rennen in Australien war Coulthard überglücklich Zoom

Die Schwachstelle des Schotten der Vorjahre, das Einzelzeitfahren im Qualifying, erschien weit weniger ausgeprägt. Dennoch konnten die Red-Bull-Junioren Christian Klien und Vitantonio Liuzzi - die sich das zweite Cockpit alternierend teilen mussten - Coulthard sehr oft das Wasser reichen. 13 Mal war Coulthard der schnellste Red-Bull-Pilot im Qualifying, die Red-Bull-Youngster schafften dies aber ebenfalls zwölf Mal (das zweigeteilte Zeitfahren zu Saisonbeginn ist hierbei berücksichtigt).

In den Rennen aber erlebte man einen David Coulthard, der so gar nicht an einen Mittdreißiger erinnern wollte. Kampfbereit und stets voll konzentriert ging er in die Rennen. Nur vier Ausfälle musste er in der Saison verzeichnen. Dabei wurde er in Monaco eher unglücklich in eine Kollision mit Michael Schumacher verwickelt, in Ungarn konnte er einem auf der Strecke liegenden Trümmerteil nicht ausweichen, in Brasilien war gleich nach einer Startkollision Schluss. Zudem verendete beim Rennen in Belgien sein Cosworth-Motor.

In den restlichen Rennen schaffte er neun Mal den Sprung in die Punkteränge, dabei wurde er in Melbourne und auf dem Nürburgring jeweils Vierter. Red Bull Racing fuhr mit den drei eingesetzten Piloten 34 Zähler ein, allein Coulthard steuerte das Gros von 24 Punkten bei. Die Routine in den Rennen machte sich also auch in der Punkteausbeute bemerkbar.

David Coulthard

Auf in das Abenteuer 2006: Coulthard bleibt der Formel 1 weiter erhalten Zoom

Zukunftsängste müssen den 34-Jährigen zudem nicht mehr plagen - bereits im Juli wurde sein Vertrag mit Red Bull Racing auf 2006 ausgedehnt, und auch nach seiner aktiven Zeit wären er und seine Meinung im Rennstall willkommen. "Ich sehe mich selbst nicht als einen alten Fahrer an", erklärte er unlängst, doch ewig wird und kann seine Formel-1-Karriere nicht mehr dauern. Mit der neu gewonnen Zuversicht und Ferrari-Power möchte er 2006 aber noch einmal richtig auftrumpfen. Red Bull soll ihm erneut Flügel verleihen, denn: "Ich habe hier den Spaß, den man in der Formel 1 haben kann, wieder entdeckt."

Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

Marc Surer: "David Coulthard war es leid, die Nummer zwei zu spielen. Seine neue Aufgabe hat er sehr, sehr souverän gemeistert. Er hatte als Teamleader seine teilweise recht schnellen Teamkollegen im Griff, vor allem im Rennen. Da hat er seine Routine ausgespielt, denn er kann von A bis Z 100 Prozent abrufen, was ein Junger wahrscheinlich noch nicht so drauf hat. Was die Arbeit mit dem Auto angeht, hat er auch einen guten Job gemacht. Dass Red Bull so stark war, ist sicherlich mitunter ihm zu verdanken. David hat mehr als überzeugt."

Hans-Joachim Stuck: "Wenn ich Noten verteilen müsste, würde ich David die Bestnote geben! Er hat alle Zweifler Lügen gestraft und aus dem Red-Bull-Team das Maximale herausgeholt. Jetzt, wo er keinen Häkkinen oder Räikkönen mehr vor sich hat, blüht er richtig auf. In diversen Zweikämpfen hat man gesehen, dass er nichts von seinem Biss verloren hat - und in der Beziehung ist er für sein Alter eine absolute Ausnahmeerscheinung. Außerdem ist er mit seiner Erfahrung der perfekte Mann für ein so junges Team."

Statistiken zu David Coulthards Saison

Fahrerwertung: 12. mit 24 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 18 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 0 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 10,9 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 5. (Australien)
Bestes Ergebnis Rennen: 4. (Australien und Europa)
Gefahrene Führungsrunden: 2 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 22,2 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 32 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 11.655 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 2 (Gesamtübersicht)