Sainz nach Rückzug seines Vaters enttäuscht: "Ideale Zeitpunkt war jetzt"
Carlos Sainz will nicht ausschließen, dass sein Vater in Zukunft noch einmal für das Amt des FIA-Präsidenten kandidiert, findet aber, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre
(Motorsport-Total.com) - Der Rückzug von Carlos Sainz sen. aus dem Rennen um das FIA-Präsidentenamt Anfang dieser Woche kam nicht sonderlich überraschend. Der zweifache Rallye-Weltmeister und vierfache Dakar-Sieger hatte nach dem Zuspruch einiger Personen im Fahrerlager sein Interesse an der Rolle bestätigt - doch daraus sollte nichts werden.

© Kym Illman (Getty Images)
Carlos' Sainz Vater Carlos wird nicht neuer FIA-Präsident Zoom
Was denkt sein Sohn eigentlich über diese Entscheidung seines Vaters? Ist er enttäuscht? "Als sein Sohn: nein. Als Motorsportfan: ja", gibt der Williams-Pilot zu. "Ich glaube, viele Menschen im Motorsport hätten gerne gesehen, wie mein Vater es versucht und was er für den Sport hätte bewirken können."
"Aber als sein Sohn, und nachdem wir das auch gemeinsam ein wenig evaluiert haben - all die Dinge, mit denen er sich hätte beschäftigen müssen, um überhaupt eine Chance auf die Präsidentschaft zu haben - verstehe ich, warum er es nicht macht, warum er es sein lässt und sich auf seine eigenen Dinge konzentriert", meint der Spanier.
Der ältere Sainz nannte in seinem veröffentlichten Statement ähnliche Gründe: "Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die derzeitigen Umstände nicht ideal sind, um die Grundlage für meine Kandidatur zu schaffen", schrieb er.
"Zudem habe ich erkannt, dass eine ernsthafte Kandidatur meine Vorbereitung auf die Dakar erheblich beeinträchtigen würde - und ich möchte mein Engagement gegenüber Ford und meinem Team nicht abschwächen. Diese Bedenken haben mich dazu veranlasst, realistisch zu sein und vorerst von meinem FIA-Vorhaben abzusehen."
Sainz: "Sag niemals nie"
Auf die Frage, ob der Vater des Formel-1-Piloten künftig noch einmal kandidieren könnte, lässt Sainz jun. die Tür bewusst offen: "Sag niemals nie. Ich glaube, jetzt wäre der ideale Zeitpunkt gewesen - angesichts der Gesamtsituation. Es wäre der richtige Moment gewesen, um einzusteigen und einen positiven Effekt zu erzielen."
"Ich weiß nicht, ob das in vier oder acht Jahren noch ideal wäre. Ich würde nie 'nie' sagen, aber aktuell hat er auf jeden Fall kein Interesse mehr."
Für seinen Landsmann Fernando Alonso ist die Kandidatur aber "nur aufgeschoben, nicht aufgehoben", wie er sagt. "Es ist immer schön, wenn es mehrere Kandidaten gibt. Am Ende entscheiden die Leute im Motorsport, sie wählen denjenigen, an den sie glauben. Carlos ist ein großartiger Sportler und ein großartiger Mensch. Vielleicht in der Zukunft."
Sainz hofft auf mehr Transparenz
Die Fahrer richten den Blick nun auf das Rennwochenende in Österreich, doch mit dem Rückzug von Sainz bleiben Fragen zur Governance der FIA bestehen, besonders nach der Veröffentlichung der neuen Strafrichtlinien am Donnerstag.
Mit dem erklärten Ziel, mehr "Transparenz" in den Sport zu bringen, scheint es zunehmend wahrscheinlicher, dass Mohammed Ben Sulayem sein Amt weiterhin ausüben wird. "Ich glaube, es ist kein Geheimnis: Als Fahrer hatten wir in den vergangenen Jahren das Gefühl, dass es an Transparenz und Verständnis im Umgang mit der FIA-Spitze gefehlt hat", sagt Sainz jun. über Sulayems erste Amtszeit.
"Auch wenn die Absichten manchmal gut waren und die Art und Weise, wie die FIA gewisse Dinge angegangen ist, stets im besten Sinne war: Als Fahrer hatten wir oft das Gefühl, außen vor zu sein, und dass unsere Meinungen nicht genug berücksichtigt wurden", meint er.
"Manchmal gab es Korrekturen, und da hatten wir den Eindruck, dass gut reagiert wurde - aber in anderen Fällen eben nicht, und das haben wir auch klar in unseren Stellungnahmen gemacht."
"Ich sehe nur einen Weg nach vorn, und der ist, besser zu werden, denn dieses Jahr war bislang über weite Strecken frustrierend. Mal sehen, ob sich das verbessert, vielleicht ist die Mitteilung der FIA schon ein Zeichen, dass man alles ein wenig klarer machen will."


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