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  • 26.05.2011 11:54

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Sainte-Devote: Fahrer befürchten aufbrechenden Asphalt

Wie die Fahrer den Transporter-Brand in der Sainte-Devote-Kurve miterlebten und wer sich von einem aufbrechenden Asphalt mehr Spannung erhofft

(Motorsport-Total.com) - Am Dienstag erfüllte hektisches Treiben das Fahrerlager - alle Teams arbeiteten am Aufbau ihrer Motorhomes, bloß die Red-Bull-Energy-Station dümpelte bereits ruhig im Hafen von Monte Carlo. Doch dann erschütterte eine Explosion das Gewusel im Fahrerlager. Aus der Sainte-Devote-Kurve stieg Rauch auf. Ein Transporter war explodiert. Paul di Resta, der gerade mit 'BBC'-Kommentator David Coulthard einen Streckenspaziergang durchführte, schildert die aufregenden Momente: "Wie es passiert ist, kann ich nicht sagen. Ich habe nur diese riesige Rauchwolke gesehen und dann flogen Reifen durch die Luft und Benzinkanister explodierten."

Titel-Bild zur News:

Die Unglücksstelle in der Sainte-Devote-Kurve wurde notdürftig asphaltiert

Nick Heidfeld war zwar nicht an Ort und Stelle, als das Unglück passierte, der Mönchengladbacher schnappte aber ein paar Gerüchte auf. "Ich weiß nicht, ob es stimmt", beginnt er seine Ausfürungen. "Nach dem zu urteilen, was ich gehört habe, war es gefährlich von dem Burschen, während des Tankvorgangs zu rauchen. Keine Ahnung, ob es wirklich einen Grund gibt, aber so wurde mir das erzählt."

Der Brand war schnell gelöscht, das Problem damit aber noch lange nicht behoben: Durch die enorme Hitze wurde der Asphalt beschädigt - und das ausgerechnet in der Bremszone vor der ersten Kurve. Bauarbeiter mussten die Stelle in der Nacht auf Mittwoch asphaltieren, doch die Zweifel bleiben. Wird der notdürftige Asphalt den Belastungen standhalten oder wird er aufbrechen? Wie werden die superweichen Pirelli-Reifen den Asphalt belasten?

Hohe Temperaturen als Problem?

Fragen, die auch die Fahrer beschäftigen. Force-India-Pilot di Resta, der in Monaco lebt, hat die Entwicklungen am besten mitbekommen. Er weiß: "Die Strecke wurde an dieser Stelle bereits vor vier Wochen neu asphaltiert, daher hatte sich alles gelegt. Meine Sorge ist, dass es direkt am Eingang und am Scheitelpunkt passiert ist und da es derzeit so heiß ist - die Temperaturen fallen nicht unter 20 Grad, die Streckentemperatur erreicht am Tag 45 Grad -, frage ich mich, ob es halten wird."

Die Fahrer gehen nun unterschiedlich mit dem Problem um. Einige fanden sich rasch an der Stelle ein, um in Erfahrung zu bringen, wie der neue Asphalt aussieht und wie man am Wochenende damit umgehen muss. "Ich lief die Strecke ab und es sah okay aus", erklärt Heidfeld. "Es sah ganz danach aus, dass gute Arbeit geleistet wurde".

"Die Strecke wurde an dieser Stelle bereits vor vier Wochen neu asphaltiert." Paul di Resta

Mark Webber sieht hingegen keinen Grund, sich die Stelle anzuschauen. "Ich werde nicht hintergehen. Ich könnte dort stehen und so lange ich will mit meinem Fuß kratzen. Solange ich dort aber nicht mit dem Auto fahre, werde ich nicht wissen, wie es sich anfühlt." Jenson Button schlägt in die gleiche Kerbe: "Ich hörte davon, aber nein, ich überprüfte die Strecke nicht. Es sind allerdings Profis am Werk, die wissen, wie man Asphalt legt. Hoffentlich wird es am Donnerstag okay sein."

Zusätzliche Belastung durch Pirelli-Reifen

Heikki Kovalainen ist der Meinung, dass die neuen Pirelli-Reifen für den Asphalt eine Gefahr darstellen: "Dort wird die Oberfläche möglicherweise durch den Grip des Reifens beim Bremsen stark belastet. Das wird für den Asphalt möglicherweise kritisch. Es könnte ein Problem geben." Zumal Pirelli diesmal die Reifenmischung "supersoft" nach Monaco bringt - diese verschleißt zwar schnell, baut aber die größte Haftung auf und belastet den Asphalt somit zusätzlich.

Der Lotus-Fahrer ist der Ansicht, dass man die Stelle auch im Lauf des Wochenendes beobachten muss: "Wir müssen ein Auge drauf werfen. Sollte es aufbrechen, dann wäre das ein großes Problem, also müssen wir schauen, wie gut sie es gelöst haben. Hoffentlich geht es gut, aber die Stelle ist nicht ideal. Wenn es in der Mitte der Geraden wäre, dann würde ich nicht darüber nachdenken."

"Das wird für den Asphalt möglicherweise kritisch. Es könnte ein Problem geben." Heikki Kovalainen

Witali Petrow machen hingegen vor allem die durch die Neuasphaltierung entstandenen Bodenwellen sorgen: "Es hängt davon ab, was für eine Art von Asphalt es ist. Wenn die Oberfläche eben ist, sollte es kein Problem darstellen. Schwierigkeiten könnte es geben, falls es dort nun sehr holprig ist."

Hamilton erhofft sich mehr Spannung

Durch den neuen Asphalt entsteht auch noch ein anderes Problem: Das austretende Öl könnte für unterschiedliche Gripverhältnisse sorgen, was die Piloten in der engen Sainte-Devote-Kurve vor eine große Herausforderung stellen würde. "Das könnte ein Problem sein", meint Nico Rosberg. Rubens Barrichello befürchtet, dass dies vor allem bei Regen ein Risiko wäre: "Falls es schmierig ist, müssen wir schauen, ob es regnet. Ich glaube aber nicht, dass die Vorhersagen darauf hindeuten. Es könnte trotzdem Schwierigkeiten geben."

Pastor Maldonado rechnet damit, dass der Asphalt vor allem am ersten Trainingstag für Komplikationen sorgen könnte. "Am Donnerstag könnte es ein Problem darstellen, da die Strecke noch sehr schmutzig ist. Das ändert sich aber bis Sonntag durch die freien Trainings und durch die Rahmenrennen der GP2 und der Renault-World-Series. Es wird sich stark ändern."

"Wenn der Asphalt aufbricht, ist es für alle gleich - es würde das Rennen spannender machen." Lewis Hamilton

Nur ein Fahrer sieht die Situation völlig entspannt: Lewis Hamilton. Der McLaren-Star freut sich sogar auf die Herausforderung und erwartet durch ein mögliches Aufbrechen der Oberfläche sogar ein zusätzliches Spannungselement: "Wenn der Asphalt aufbricht, ist es für alle gleich. Ich schätze, das würde das Rennen spannender machen."