Button: "Deine Sinne sind in Alarmzustand"
McLaren-Fahrer Jenson Button spricht über den ganz normalen Wahnsinn in Monte Carlo und seine Aussichten für das sechste Saison-Wochenende
(Motorsport-Total.com) - Nach seinem dritten Platz beim Großen Preis von Spanien hat Jenson Button klarerweise Lust auf mehr: Der britische Rennfahrer und das McLaren-Team haben sich zum Ziel gesetzt, Red Bull in Monte Carlo vom Siegen abzuhalten und ihrerseits ganz nach vorne zu fahren. Unklar ist derzeit aber noch, wie die Reifensituation im Fürstentum aussehen wird - erstmals kommt die superweiche Mischung zum Einsatz. Die "Faszination Monaco" bleibt ungeachtet dessen jedoch bestehen.

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Jenson Button schätzt Monte Carlo als große fahrerische Herausforderung
Frage: "Jenson, kannst du einen Vergleich anstellen, wie es ist, einen Formel-1-Wagen in den Straßen von Monaco zu fahren? Es geht darum, dass die Fans zuhause ein Verständnis dafür aufbringen können..."
Jenson Button: "Nein, unmöglich. Es grenzt schon fast an Unmöglichkeit, das Fahren eines Formel-1-Autos auf einem normalen Kurs und das, was wir im Cockpit tun, zu beschreiben. Ich kann es nicht einmal versuchen. Du musst im Prinzip wirklich selbst diese Erfahrung machen."
Frage: "Vermittelt die Onboard-Kamera einen guten Eindruck davon, was es für ein Gefühl ist, in Monte Carlo zu fahren?"
Button: "Nein, denn es tut nicht weh, wenn man in die Leitplanken kracht. Bei den Aufnahmen der Cockpitkamera bekommt man nicht einmal einen guten Eindruck von den Geschwindigkeiten. Wenn du auf einer Runde bist, reagierst du auf alles, was das Auto macht. Du richtest das Auto auf bestimmte Weise aus. Deine Sinne sind in Alarmzustand. Das kannst du nicht vergleichen. Es ist nicht so, wie wenn man das Onboard-Video verfolgen würde."
Frage: "Hat man als Fahrer einen Sinn für die Geschichte dieses Rennens oder ist es einfach nur ein Anachronismus, weil sich die Zeiten verändert haben?"
Button: "Monaco ist noch immer etwas Besonderes und das wird es meiner Meinung nach auch weiterhin sein. Den Kursverlauf kann man schließlich nicht wirklich verändern. Es ist ein spezieller Ort, was auch an der Geschichte von Monaco liegt."
"Außerdem weiß man ja, wie schwierig es ist, hier zu siegen. Schon alleine das Meistern der Distanz ist ganz schön knifflig. Gewinnst du hier, feierst du mit allen Leuten - den Fans auf den Tribünen, den Gästen auf den Booten, den Menschen auf den Balkonen, den Streckenposten. Es ist einfach nur eine große Fete. Man feiert den Monaco-Grand-Prix und deinen Sieg. Das ist etwas Besonderes."
Monaco ist etwas Einmaliges
Frage: "Was bedeutet dir Monaco?"
Button: "Es ist ein toller Ort, an dem ich zehn Jahre meines Lebens verbrachte. Das ist ein großer Bestandteil. Hier zu siegen, bedeutet eine Menge. Es ist etwas Besonderes. Die Strecke selbst ist schon ein bisschen verrückt. Es gibt keine Auslaufzonen und jeder Fehler bugsiert dich automatisch in die Leitplanken."
Frage: "McLaren scheint nach Spanien zweifelsfrei zweite Kraft zu sein. Würdest du zustimmen?"
Button: "Ja, wir hatten dort ein gutes Rennen. Es verändert sich von Event zu Event. In der Türkei hatten wir ein kleines Tief, in Spanien wieder ein Hoch. Das Auto funktionierte gut und unsere Leistung ist gut. Ein bisschen mehr wollen wir aber noch herauskitzeln, wie immer eben. Die Jungs knien sich aber schwer ein und wir hoffen, hier in Monte Carlo erneut ein Update zu erhalten, um Mark und Sebastian unter Druck zu setzen."
Frage: "Ist mittlerweile geklärt, was beim Start das Problem war?"
Button: "Es ist schon seltsam, denn normalerweise starten wir sonst sehr gut. Es gibt gewisse Gründe. Wenn man diese zusammennimmt, kommt ein großer Verlust dabei heraus. Ein Problem ist schon schlimm genug, mehrere machen einen riesigen Unterschied aus. Schade, aber alle anderen Starts waren gut. Wir hatten ein gutes Rennen."
Frage: "Woran fehlt es McLaren noch? Am Tempo auf eine schnelle Runde in der Qualifikation?"
Button: "Nun, eine bessere Qualifikation fährst du, wenn du mehr Abtrieb hast. Was sie genau anstellen, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen: Red Bull ist im Zeittraining eine Sekunde schneller als wir. Bis wir sie im Qualifying schlagen können, gehen vielleicht noch fünf Rennen ins Land. Eine Sekunde ist nämlich richtig viel. Im Rennen sind wir aber stark, also hoffentlich können wir sie herausfordern."¿pbvin|512|3717||0|1pb¿
Kann McLaren Red Bull knacken?
Frage: "Ist das drin an diesem Wochenende? Könnt ihr in Monaco die Dominanz von Red Bull brechen?"
Button: "Das hoffe ich. Im Qualifying wird das nicht einfach sein, nach wie vor. Es läuft halt nicht immer so, wie man sich das wünscht. Auf normalen Strecken sind sie uns eine Sekunde voraus. Ob wir sie im Zeittraining schlagen können? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich nicht, aber vielleicht hier in Monte Carlo."
Frage: "Der superweiche Reifen hält wohl nur wenige Runden im Rennen und wahrscheinlich nur eine Runde im Qualifying. Der Druck ist dadurch recht hoch, oder?"
Button: "Es ist wie immer. Dieser Ort ist eh total verrückt, um hier ein Autorennen abzuhalten. In der Qualifikation bringst du das Auto ans Limit. Es ist ein schmaler Grat: Entweder, dir gelingt eine richtig starke Runde, oder du steckst das Fahrzeug in die Leitplanken."
"Ein schwieriger Rennplatz, um eine Qualifikation auszutragen. Bisher war es aber immer so: In Q3 hatten wir eine Runde auf den jeweiligen Reifen und versuchten, einen Satz aufzusparen. Es ist interessant, nur einen Versuch zu haben. Mir macht das Spaß. Hier gibt es nicht zu viele schnelle Kurven, also kann man vielleicht zwei, drei Runden zurücklegen."
"Wir werden sehen. Allzu viel Sprit willst du hier jedenfalls nicht mitnehmen. Die Frage ist nur, ob du dir das erlauben kannst. Hast du nur Benzin für eine Runde im Tank und triffst auf Verkehr, dann war es das für dich. Wir wissen halt noch nicht, wie es laufen wird. Noch kennen wir ja auch nicht den Unterschied zwischen den beiden Reifenmischungen. Es wird immer schwieriger."
Frage: "Ist deine Siegchance hier höher als sonst wo?"
Button: "Ich denke schon, ja. Monaco ist einmalig, aber die schnellen Jungs sind trotzdem vorne. Ein kleiner Fehler bei Red Bull und wir sind vorbei. Zudem kommt es hier auf Grip an und mechanisch sind wir gut aufgestellt. Ich freue mich schon darauf, am Donnerstag endlich loszulegen."
Die Strategie ist ein Gemeinschaftsprodukt
Frage: "Was macht dich glauben, dass du noch um den Titel fahren kannst?"
Button: "Wir hatten erst fünf Rennen und 14 weitere stehen noch aus."
Frage: "Sprechen wir über die Strategie im Rennen: Wie sehr kannst du als Fahrer darauf Einfluss nehmen?"
Button: "Das geht, aber das Team hat das letzte Wort. Diese Leute wissen, was genau um dich herum geschieht, wer mit welcher Taktik unterwegs ist und wo du im Vergleich zu allen anderen auf der Strecke bist. Wenn du deinem Team sagst, die Reifen sind hinüber, dann gibst du ihnen eine Information."
"Die Jungs an der Boxenmauer können dann errechnen, wo du wieder auf den Kurs kommst, wenn du deinen Stopp absolvierst. Als Fahrer gibst du einfach möglichst viel Feedback. In Barcelona brachten wir es im Hinblick auf die Dreistopp-Strategie einfach perfekt hin. Eine Runde hin oder her hätte uns vielleicht nicht auf Platz drei manövriert. Die optimale Taktik macht den Unterschied."
Frage: "Wie beeinflusst es dich als Fahrer, wenn die vorab geplante Strategie im Rennen umgestellt wird und du auf einmal ganz andere Zielsetzungen hast?"
Button: "Bei uns veränderte sich in den vergangenen Rennen nichts. Ich denke, viele andere Piloten wechselten von drei auf vier Stopps. Ich war immer auf der geplanten Strategie. Für mich veränderte sich also gar nichts."
Frage: "Es gibt wohl bald eine neue Regel: Nach drei Verwarnungen erfolgt eine Startplatz-Strafe. Du hast in Spanien eine Verwarnung kassiert, wie lautet dein Kommentar dazu?"
Button: "Ja, davon habe ich gehört. Ich weiß nicht, ob das kommen wird. Ich persönlich denke nicht, dass wir mit dergleichen ins letzte Rennen gehen sollten."

