Russell: Eigentlich müssten Max und ich in der WM viel weiter hinten sein

George Russell siegt in Kanada - und bleibt trotzdem realistisch: Warum er den WM-Kampf für sich nur unter bestimmten Bedingungen für möglich hält

(Motorsport-Total.com) - George Russell hat nach seinem Sieg beim Grand Prix von Kanada eine überraschende Einschätzung zur aktuellen WM-Situation abgegeben. Trotz seines Erfolgs und der Punkteverluste der McLaren-Piloten bleibt er realistisch - und findet klare Worte zum Titelkampf 2024.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, George Russell

Max Verstappen und George Russell sind noch einigermaßen in Schlagdistanz zu Oscar Piastri Zoom

"Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie Max und ich so nah an den beiden dran sind", sagte Russell in der Pressekonferenz. Der Brite hat 62 Punkte Rückstand auf Oscar Piastri, Verstappen 43. "McLaren hat das dominierende Auto - das ist offensichtlich. Der einzige Grund, warum wir überhaupt noch einigermaßen in Reichweite sind, ist, dass wir konstant liefern und sie immer wieder Punkte liegen lassen."

Russell nimmt damit kein Blatt vor den Mund: Eigentlich müsste der WM-Zug für ihn und Verstappen schon abgefahren sein - wenn McLaren nicht durch strategische Fehler, Zwischenfälle und inkonstante Leistungen der Fahrer selbst dafür sorgen würde, dass das Feld noch halbwegs offen bleibt.

Titelkampf? Nur unter bestimmten Umständen

Auch wenn der Kanada-Sieg und das punktelose Wochenende für Lando Norris ihm rein rechnerisch wieder etwas näher an die Spitze gebracht haben, glaubt Russell nicht an ein echtes Titelduell auf Augenhöhe. "Ich sehe uns nicht aus eigener Pace im Titelkampf - wie Lando es letztes Jahr geschafft hat, mit purem Speed vorne mitzumischen. Wenn sich so viele Fehler wie heute wiederholen, ist vielleicht was möglich. Aber nicht durch unser Auto allein."

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff bleibt zurückhaltend, was den Aufwärtstrend seines Teams angeht. "Wir sind nie selbstsicher", so Wolff. "Das war ein sehr gutes Wochenende, aber die Leistungsschwankungen sind weiterhin da."


Der Fokus liege nun voll auf dem nächsten Rennen in Spielberg: "Österreich wird eine ganz andere Herausforderung. Neuer Kurs, andere Kurvencharakteristik - wir dürfen uns nicht auf dem Kanada-Sieg ausruhen."

Wolff über McLaren-Duell: "Ich kenne den Film - ich war selbst Teil davon"

Abseits der Mercedes-Performance äußerte sich Wolff auch zu einem potenziell eskalierenden teaminternen Titelkampf bei McLaren, der an die explosive Rivalität zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton 2016 erinnert. "Ich kenne den Film - und ich war Teil des Casts", scherzt Wolff.

"Wenn zwei Fahrer im gleichen Team um die WM kämpfen, ist das eine riesige Herausforderung. Es geht darum, klare Regeln zu definieren, wie man miteinander umgeht. Das ist nicht einfach, aber nötig. Wir haben das damals bei Mercedes auch nur durch Learning by Doing gemeistert."