RRA: Zerreißprobe für die Teamvereinigung?

Skepsis darüber, ob sich wirklich alle an die FOTA-Sparvereinbarung halten, stellt die Teamvereinigung derzeit auf die Probe

(Motorsport-Total.com) - Die Teamvereinigung FOTA hat sich im Zuge der letzten Wirtschaftskrise und des anschließenden Herstellersterbens auf eine Sparvereinbarung (Ressourcen-Restriktions-Abkommen oder kurz RRA) geeinigt, die Ende 2011 in vollem Umfang greift. Die Teams müssen sich unter dem RRA an Auflagen halten, was zum Beispiel Personal, externe Ausgaben und Jahresbudget angeht.

Titel-Bild zur News: Christian Horner, Adrian Newey und Martin Whitmarsh

Christian Horner, Adrian Newey (beide Red Bull) und Martin Whitmarsh (McLaren)

Bisher wurden die RRA-Auflagen nur stichprobenartig geprüft - das Finanzunternehmen Capgemini hat auf Basis der Saison 2010 sechs Teams genau unter die Lupe genommen und an ihnen einen sogenannten "Benchmark-Test" durchgeführt. Primäres Ziel dieser Tests war nicht, Verstöße gegen das RRA aufzudecken, sondern geeignete Mechanismen zu finden, um das RRA in Zukunft zuverlässig überprüfen zu können.

Mercedes-Ingenieure lösen Diskussion aus

Dennoch wird seither gemunkelt, dass Red Bull das RRA großzügiger ausgelegt haben soll als andere, was im Paddock für Skepsis gegenüber der Sparvereinbarung sorgt. Zudem schütteln jetzt einige den Kopf, wie es sich Mercedes leisten kann, gleich fünf (!) ehemalige Technische Direktoren zu beschäftigen: neben Teamchef Ross Brawn noch den tatsächlichen Technischen Direktor Bob Bell, Loic Bigois sowie die Neuzugänge Aldo Costa und Geoff Willis.

Der Personalstand des heutigen Mercedes-Teams wurde 2009 von über 700 auf 420 reduziert. Seit einigen Monaten wird aktiv eine Aufstockung durchgeführt, die dem Vernehmen nach dafür sorgen soll, dass es unterm Strich wieder mehr als 500 Mitarbeiter sein werden. Kombiniert mit den Gagen für die fünf Hochkaräter im Ingenieursstab können sich einige schwer vorstellen, dass sich Mercedes innerhalb der RRA-Grenzen bewegt - auch wenn dafür niemand Beweise liefern kann...

¿pbvin|512|4181||0|1pb¿Daher nimmt Martin Whitmarsh Mercedes in Schutz: "Zum Glück schränkt das RRA die Anzahl der Technischen Direktoren nicht ein. Wenn du 20 haben willst, kannst du 20 haben", grinst der FOTA-Vorsitzende und relativiert die Uneinigkeit hinsichtlich des RRA: "Wenn ehrgeizige Menschen aufeinandertreffen, wird es immer Herausforderungen geben. Ich denke aber, dass wir insgesamt sehr gut zusammenarbeiten."

Domenicali wünscht sich Klarstellung

Für Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ist die Diskussion über das RRA ein "sehr sensibles Thema", das in den nächsten Wochen noch genauer definiert werden soll: "Wir brauchen eine finale Klarstellung, denn das RRA ist sehr wichtig, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Gleichzeitig darf das RRA aber kein Leistungs-Unterscheidungsmerkmal werden, weil der eine etwas machen kann und der andere nicht", fordert er.

¿pbvin|512|4178||0|1pb¿"Das erfordert großes Vertrauen zwischen den Teams. Wir müssen die Zweifel beseitigen", wünscht sich der Italiener und kündigt für das kommende Wochenende weitere Gespräche an: "Dafür werden wir in Südkorea ein Treffen abhalten, denn das ist ein sehr entscheidendes Thema für alle Teams." Spätestens im nächsten Jahr soll die Einhaltung und Prüfung des RRA nämlich so reibungslos wie möglich ablaufen.

Dass im Namensstreit um Lotus beziehungsweise Renault drei Teams ein Veto gegen eine unbürokratische Namensänderung per Faxabstimmung eingelegt haben, will Whitmarsh nicht als negatives Indiz für die Stimmung innerhalb der FOTA gewertet wissen: "Keines der anderen Teams hat die Absicht, das zu blockieren, aber es gibt innerhalb der Formel-1-Kommission den Wunsch einiger Mitglieder, darüber zu sprechen. Also werden wir ein Treffen einberufen."