• 13.11.2007 13:18

  • von Fabian Hust

Ross setzt bewusst auf ein lahmes Ross

Ross Brawn ist überzeugt, dass er Honda als Teamchef zu Siegen führen kann - man habe den notwendigen Willen, das Geld, die Technik und die richtigen Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Die einen träumen von einem Team, mit dem sie sofort Erfolge feiern können, andere suchen nach der großen Herausforderung. Letzteres ist bei Ross Brawn der Fall, der sich eigener Aussage zufolge gegen eine Rückkehr zu Ferrari entschied, weil die Italiener ihm zu konkurrenzfähig sind. Stattdessen möchte er als Teamchef dabei helfen, das Honda-Team auf die Straße der Sieger zu führen.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawns Aufgabe ist es nun, seinen ehemaligen Arbeitgeber zu schlagen

"Ich hatte bei Ferrari zehn fantastische Jahre, aber eine Rückkehr muss immer kritisch betrachtet werden", so Brawn. "Honda ist ein Team, das in Großbritannien stationiert ist, und es hat ein großartiges Rennsport-Erbe".

Der Ingenieur war einst nach seinem Wechsel von Benetton zu Ferrari nach Italien umgezogen, doch nun freut er sich, auch nach seiner Auszeit von einem Jahr seiner Heimat Großbritannien treu bleiben zu können. Dort genosse er früher nur in den Ferien entspannende Momente bei seinen Hobbies, dem Rosen züchten und dem Angeln.#w1#

Nach einem Jahrzehnt bei den Italienern und dem Gewinn von sechs Konstrukteurstiteln in Folge, fünf Fahrer-Weltmeisterschaften mit Michael Schumacher bei den "Roten", und zwei weiteren zusammen mit Benetton, stellt sich Brawn nun in die Dienste von Honda: "Das war für mich keine schwierige Entscheidung", verrät er im 'Honda TV'.

"Das war für mich keine schwierige Entscheidung." Ross Brawn

Zuvor hatte er versichert, dass für ihn sein ehemaliger Arbeitgeber Ansprechpartner Nummer eins ist. Doch die Gespräche fielen nicht auf einen fruchtbaren Boden.

"Es sah danach aus, als wäre es schwierig, eine Lösung zu finden, die meinen Ambitionen und Ferraris Anforderungen genügt", wird Brawn von der 'BBC' zitiert. Die Gespräche mit Ferrari bezeichnete er als "sehr freundschaftlich", man sei schlussendlich auch zu einem "freundschaftlichen Entschluss" gekommen.

Als die Verhandlungen mit Ferrari gescheitert waren, schaute er sich nach anderen Optionen und Alternativen um - und blieb bei Honda hängen.

"Honda war für mich das Team erster Wahl. Ich konnte von außen sehen, dass sie ein Team sind, das ein hohes Niveau an Widmung hat und es ein Team ist, in dem ich hoffentlich einen Einfluss haben werde. Meine Reise nach Japan und das Treffen mit den Honda-Vorständen hat mich überzeugt, dass es eine aufregende Wahl ist."

"Honda war für mich das Team erster Wahl." Ross Brawn

Honda, so beteuert Brawn, sei auch das einzige Team gewesen, mit dem er sprach - damit dementierte er Gerüchte um die Gründung eines "Super-Teams" rund um seine Person, Adrian Newey und Fernando Alonso bei Red Bull Racing: "Honda war das einzige Team, mit dem ich sprach, nachdem die Gespräche mit Ferrari nichts ergaben."

Er habe sich mit Teamchef Nick Fry über die Visionen des Teams unterhalten: "Ich wollte schauen, ob sie die Schwierigkeit der Herausforderung verstehen und ich konnte erkennen, dass sie sich ihr stellen wollen und die Entschlossenheit haben, das auch zu tun. Es gibt nicht viele Teams, die dir das zusichern können."

"Es gibt nicht viele Teams, die dir das zusichern können." Ross Brawn

Auch in Bezug auf die Fahrer zeigt sich Brawn zuversichtlich. Rubens Barrichello kennt er von der gemeinsamen Zeit bei Ferrari bestens: "Er ist ein großartiger Fahrer. Wenn man ihm das Auto, die Unterstützung und die richtigen Bedingungen gibt, dann kann er Rennen gewinnen. Es gab einige Meisterschaften, die Rubens gewonnen hätte, wenn Michael nicht dort gewesen wäre. Wenn es sein Tag war, konnte Rubens so schnell wie Michael sein."

Mit Jenson Button hat Ross Brawn noch nicht zusammengearbeitet, er ist jedoch von den Leistungen seines Landsmannes überzeugt: "Ich habe ihn aus der Distanz schon immer bewundert. Er sah in meinen Augen schon immer sehr gut aus. Er hat dieses Jahr eine bewundernswerte Ausdauer gezeigt. Er verdient mehr Erfolg, als er gehabt hat."

"Wenn es sein Tag war, konnte Rubens so schnell wie Michael sein." Ross Brawn

Nun möchte das Team dafür sorgen, dass man kommendes Jahr wieder dort steht, wo man sich in der Saison 2006 befand, als Jenson Button mit etwas Glück den Großen Preis von Ungarn gewinnen konnte. Der Rennfahrer ist jedenfalls glücklich, dass man in Brawn eine Verstärkung für das Team gefunden hat: "Dies ist das Beste, was seit langer Zeit passiert ist."

Brawn sieht auf dem Weg an die Spitze der Formel 1 für Honda "keine Hindernisse": "Es gibt keine Budget-Beschränkungen, lediglich den Willen, das zu tun, was erforderlich ist. Das ist in der Formel 1 nicht üblich. Das gab es bis zu einem gewissen Grad bei Ferrari und hier sehe ich das in großem Ausmaß. Nun liegt es an uns, auf die Sieger-Straße zu fahren."

Entscheidend sei die "richtige Methode zur Produktion des Autos", wie es Brawn ausdrückt, für den es "keine Magie" gibt, mit der man ein Auto zu bauen hat: "Wir müssen uns den Prozess anschauen und schauen, ob er gut funktioniert. Darauf liegt mein erstes Hauptaugenmerk."

Brawn glaubt, dass er weniger Zeit benötigen wird, aus Honda ein Sieger-Teams zu machen als einst aus Ferrari: "Honda ist wesentlich näher dran, um an die Spitze der Formel 1 zu kommen, als es Ferrari war. Als ich 1997 zu Ferrari kam, hatten sie in Maranello nicht einmal ein Design-Büro. Damals mussten wir erst einmal eine Struktur aufbauen. Hier haben wir bereits eine gute Struktur."

"Als ich 1997 zu Ferrari kam, hatten sie in Maranello nicht einmal ein Design-Büro." Ross Brawn

Fakt ist jedoch auch, dass das Team das Design des nächstjährigen Autos abgeschlossen hat. Somit richten sich Brawns Augen bereits jetzt auf längerfristige Projekte, weniger auf das nächstjährige Auto: "Das Auto ist bereits hergestellt, ich hoffe jedoch, dass ich beginnen kann, Philosophien und Ideen für die Zukunft einzuführen. Wenn wir keinen Erfolg haben, dann liegt es an uns, denn die notwendigen Zutaten sind alle vorhanden."

Brawns Vertrag mit dem Team ist "sehr stark leistungsbezogen", was er als "sehr motivierend" betrachtet. Einem Bericht des 'Guardian' zufolge kann er so maximal rund 4 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Sieben Monate brauchte Fry nach eigener Aussage, um mit Brawn zu verhandeln. Vielleicht waren es die wichtigsten Verhandlungen in der Geschichte des Teams.

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