• 14.07.2002 14:01

  • von Fabian Hust

Ross Brawn und die Lust am Arbeiten

Ross Brawn, Technischer Direktor im Weltmeisterteam Ferrari verrät, wie sehr ihn der Erfolg des Teams motiviert

(Motorsport-Total.com) - Wer in der Formel 1 Erfolg haben möchte, der muss schuften, schuften und nochmals schuften ? dies gilt für Teamchefs genauso wie für Designer oder auch Journalisten. Seit 1997 arbeitet Ross Brawn als Technischer Direktor bei Ferrari. Seitdem konnte man sich Jahr für Jahr steigern und erntet nun die Erfolge tausender harter Arbeitsstunden. Für die Experten war Schumachers erster Ferrari-Titel im Jahr 2000 das Zeichen einer kommenden Ferrari-Ära: "Nach der vorletzten Saison wurde deutlich, dass dem System Ferrari die Zukunft gehören wird", so Ex-Ferrari-Fahrer Patrick Tambay in der 'Welt'. Und Ex-Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart fügt hinzu: "Von diesem Zeitpunkt an war mir klar, dass die Formel 1 für lange Zeit zum Ferrari-Land werden wird."

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn hat trotz dem Stress viel Spaß an seiner Arbeit bei Ferrari

Obwohl laut Brawn alle Top-Teams auf einem ähnlichen Niveau arbeiten und man somit nur noch einen kleinen aber feinen Unterschied ausmachen kann, gelingt es dem Team, die aktuelle Saison zu dominieren: "Die Philosophie des Designs ist bei allen Top-Teams mittlerweile zu 98 Prozent deckungsgleich. Es bleibt nur ein kreatives Restpotenzial von zwei Prozent", verdeutlicht Brawn. "Da bleiben keine großen Entwicklungsräume mehr. Wir können nur noch optimieren oder uns komplett neue Strategien einfallen lassen, wie unsere exklusive Zusammenarbeit mit Bridgestone." 120 Spezialisten, munkelt man, hat Ferrari angestellt, deren Namen geheim gehalten werden, damit sie von der Konkurrenz nicht so leicht abzuwerben sind.

Ex-Ferrari-Mann Gustav Brunner, jetzt als Designer bei Toyota tätig, muss in der 'Welt' mit einer tiefen inneren Verbeugung analysieren: "Alle Top-Teams arbeiten zwar am Limit, aber bei Ferrari bedeuten 100 Prozent etwas ganz anderes. Dort hat man neue Standards eingeführt, die den Grand-Prix-Sport verändern werden und an denen sich die Gegner die Zähne ausbeißen. Den Vorsprung kurzfristig aufzuholen, ist unmöglich. Dafür ist das System Ferrari zu perfekt." Ferrari arbeitet schon seit Ende Juni am Auto für die Saison 2003. Und alle Anzeichen stehen bereits jetzt wieder auf Sieg, denn die Konkurrenz ist eigentlich zu weit entfernt, um den Rückstand über den Winter aufholen zu können.

Ross Brawn jedenfalls zieht viel Befriedigung aus seiner Arbeit und kann sich einen längeren Verbleib bei Ferrari vorstellen: "Ich bin sehr glücklich bei Ferrari. Mein aktueller Vertrag läuft Ende 2004 aus, aber ich sehe nicht, warum mich das daran hindern sollte, auch danach noch weiter zu machen. Ich kann wirklich sagen, dass ich in meiner Karriere noch nie so glücklich war." Die neueste Spekulation: Brawn könnte dann Jean Todt als Ferrari-Rennleiter ablösen. Todt jedenfalls hat sich schon lange festgelegt: Er will 2005 nicht mehr bei Ferrari arbeiten und ruhiger treten. Aber vielleicht überlegt es sich der Franzose auch noch einmal anders, wenn auch Michael Schumacher noch ein Jahr anhängen sollte...