Ross Brawn: "Extreme" Mercedes-Lösung hatten wir nicht erwartet

Formel-1-Sportchef Ross Brawn gibt zu, dass der "extreme" Mercedes bei der Regelerstellung nicht erwartet wurde - Legt ein Team noch Einspruch ein?

(Motorsport-Total.com) - Mercedes hat am Donnerstag in Bahrain mit seinem radikalen Seitenkasten überrascht, der für einige Diskussionen gesorgt hat. Laut Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn hat die FIA bislang kein Problem mit dem Design - auch wenn es beim Erstellen der Regeln nicht erwartet wurde, dass ein Team mit einer solchen Lösung kommt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton (Mercedes W13) bei den Formel-1-Testfahrten 2022 in Bahrain

Mercedes hat einen extrem auffälligen "Seitenkasten" Zoom

"Ohne Zweifel haben wir das Mercedes-Konzept nicht erwartet. Es ist eine sehr extreme Interpretation der Regeln", sagt Brawn in einem Interview mit 'Sky'. "Und ich glaube, dass es unweigerlich große Diskussionen über ihre Interpretation geben wird. So ist es mit einem neuen Reglement."

Laut Brawn habe man beim Erstellen der Regeln "Hunderte" an Schlupflöchern geschlossen, "aber egal wie viel Mühe man sich dabei gibt: Die Innovation in der Formel 1 ist immer extrem."

Der ehemalige Teamchef findet die Lösung seines Ex-Teams derweil "beeindruckend" und ist der Meinung, dass man ein Team, das mit einer Innovation daherkommt, "nicht gleich bestrafen sollte".

Lewis Hamilton (Mercedes W13) bei den Formel-1-Testfahrten 2022 in Bahrain

Der Mercedes in einer etwas anderen Ansicht Zoom

Doch auch wenn es bislang von Seiten der FIA keine Beanstandungen gibt, heißt das nicht, dass die FIA in naher Zukunft nicht doch noch einen genaueren Blick riskiert, wenn ein anderes Team etwas zu beanstanden hat - und erste Spitzen in Richtung Mercedes hatte es am Donnerstag bereits aus dem Lager von Red Bull gegeben.

"Aus unserer Sicht geht es hauptsächlich darum, ob das Ziel des Reglements beeinträchtigt wird", sagt Brawn. "Aus der Sicht der Teams wollen sie sicher sein, dass niemand eine Interpretation wählt, die sie nicht für richtig halten. Ich denke also, dass es in den nächsten Tagen eine Menge Debatten geben wird."

Regeländerung mit 80 Prozent Zustimmung möglich

Brawn auf Seiten der Formel 1 selbst kann zu dem Thema aber keine Einschätzung geben, weil die Formel 1 keinen Einblick haben darf. "Aber die Regulatoren des Sports wissen, was vor sich geht. Und ich glaube, dass es für sie bislang okay ist", sagt er. "Aber natürlich kann ein Team einen Einwand einbringen, den die FIA nicht in Betracht gezogen hat. Und dann hat man ein Problem."

Brawn sagt, dass er in seiner früheren Position als Teammitglied öfters den Fall hatte, dass eine der Ideen seines Teams von der FIA abgesegnet wurde, dann aber ein anderes Team noch einen weiteren Einwand vorbrachte. "Von daher bin ich sicher, dass es eine Menge Diskussionen geben wird."


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Was in der aktuellen Formel 1 zudem noch eher möglich ist, ist eine erzwungene Regeländerung. Das Technische Reglement kann selbst dann noch angepasst werden, wenn zwei Teams dagegen sind - das war früher nicht möglich.

"Während früher Einstimmigkeit für eine Veränderung innerhalb der Saison notwendig war, kann man jetzt etwas ändern, wenn 80 Prozent der Teams dafür sind - solange auch die FIA und die Formel 1 zustimmen", erklärt er.

Geist des Reglements ist "graue Grauzone"

"Und wenn die Interpretation von Mercedes erst einmal verstanden wurde, können wir eine balancierte Sicht auf die Angelegenheit haben und welchen Effekte es hat. Denn der Geist des Reglements ist eine wirklich graue Grauzone", so Brawn.

"Letzten Endes muss man sich an den Wortlaut des Reglements halten, denn wenn man vor Gericht geht, wird das Urteil auf dieser Grundlage gefällt. Aber dieser Wortlaut kann geändert werden. Mit einer 80-prozentigen Mehrheit der Teams können wir den Wortlaut ändern", sagt er.


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Abgesehen von Mercedes hat Brawn bislang aber nichts entdeckt, was eine Regeländerung notwendig machen würde. Denn bislang würden alle Lösungen die Intention decken - und die war, das Racing wieder besser zu machen, indem Autos wieder besser hintereinanderher fahren können.

"Unser erster Eindruck ist, dass es hier nichts gibt, was uns im Hinblick auf diese Ziele des Reglements übermäßig beunruhigen würde. Es ist einfach faszinierend, eine so große Bandbreite an Lösungen zu sehen", sagt Brawn.

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