• 22.08.2013 18:59

  • von Autorenzeile: Sven Haidinger & Christian Schrader

Rosberg: "Wir können überall überraschen"

Der Mercedes-Pilot über fehlende Konstanz, die Entwicklung seit 2010, Red-Bull-Strecken und die Reifen, die "für uns keinen Rückschritt zu bringen"

(Motorsport-Total.com) - Obwohl sich Nico Rosbergs Mercedes-Triebwerk in Ungarn sechs Runden vor Schluss in Rauch auflöste, zeigt sich der Deutsche nicht nur aufgrund des dortigen Siegs und der Performance seines Teamkollegen Lewis Hamilton zuversichtlich für Spa und die kommenden Rennen, wenngleich er die mangelnde Konstanz der Silberpfeile moniert. Das Team habe aber stetig Fortschritte gemacht, so der 28-Jährige, was auch an den personellen Änderungen und Zugängen festzumachen sei. Auch die überarbeiteten Reifenkonstruktionen sind dabei obendrein kein Nachteil.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Auf der Suche nach Konstanz: Mercedes-Pilot Nico Rosberg Zoom

"Ich bin sehr zuversichtlich", betont Rosberg. "Das Team arbeitet mit dem Auto in die richtige Richtung. Das ist toll zu sehen. Ich bin guter Dinge, dass wir hier ein Auto haben werden, das gute Resultate ermöglichen wird - ein schönes Gefühl", freut sich der Wahlmonegasse, wenngleich man in Spa vorsichtig sein müsse: "Die Strecke ist komplett anders als jene in Ungarn. Es ist eine ganz andere Geschichte. Wir fahren beispielsweise hier nur ganz wenig Abtrieb. Man kann es auf Grundlage dessen nicht genau einschätzen."

Für den Aufschwung bei Mercedes hat Rosberg eine simple Erklärung. "Es ist einfach so, dass wir als Team insgesamt Fortschritte gemacht haben. Wir haben von den Tiefpunkten des vergangenen Jahres gelernt, haben das Beste für uns daraus gemacht. Es ist fantastisch, wie wir nun dastehen", sagt er. Man habe aus den Fehlern und den Problemen - wie der Umstellung des Windkanals von 50- auf 60-Prozent-Modelle - gelernt, berichtet Rosberg. "Mehrere solcher Dinge kamen zusammen. Nun funktioniert alles reibungsloser."

Mangelnde Konstanz bei den Silberpfeilen

"Außerdem sind wir in der Fabrik besser aufgestellt, haben weiteres Personal hinzubekommen. Alles ist besser abgestimmt, dadurch werden auch die Resultate besser", so Rosberg, der aber zugleich warnt: "Wir haben noch einen Weg vor uns. Wir sind noch nicht da, wo wir eigentlich hinwollen. Es fehlt uns noch an Konstanz. Nürburgring liegt erst zwei Rennen zurück. Dort waren wir im Rennen sehr langsam. An der Konstanz müssen wir weiter arbeiten."

"Wir sind noch nicht da, wo wir eigentlich hinwollen." Nico Rosberg

"Es geht darum, die Dinge besser zu verstehen: wie die Reifen arbeiten, bei verschiedenen Temperaturen, unter veränderten Bedingungen auf der Strecke", betont Rosberg, der in diesem Verständnis den Schlüssel sieht. "Wir mussten in den vergangenen Jahren so dermaßen intensiv auf unsere Schwächen schauen und lernen, warum wir in gewissen Bereichen schlecht sind, sodass wir nun vielleicht einen Vorteil haben. Andere waren vielleicht schnell, wussten aber nicht zu hundert Prozent, warum. Die haben nicht die Energie reingesteckt wie wir, um es herauszufinden."


Fotos: Großer Preis von Belgien, Pre-Events


Bei der Frage, ob die zweigleisige Entwicklung des 2013er- und 2014er-Models reibungslos ablaufe, verweist Rosberg abermals auf die personellen Änderungen und Zugänge. "Natürlich haben wir nun mehr Kapazitäten als im Vorjahr. Mehr Leute heißt mehr Kapazität. Das ist gut für diesen Fall, wo wir zwei verschiedene Entwicklungen im Gang haben."

"Natürlich haben wir nun mehr Kapazitäten als im Vorjahr." Nico Rosberg

Neue Reifenkonstruktion ein Vorteil für Mercedes?

Das zweite Zauberwort: Kontinuität. "Bei uns ist es kontinuierlich Schritt für Schritt vorangegangen", hebt Rosberg hervor. "Das Projekt hat 2010 begonnen. Die gesamte Zeit seither muss man zu unserer Entwicklung dazu zählen. Es waren große Änderungen dabei, auch auf Top-Ebene: Toto (Wolff, Geschäftsführer), Niki (Lauda, Aufsichtsrat) und Paddy (Lowe, Technikchef; Anm. d. Red.) - mega Änderungen."

"Bei uns ist es kontinuierlich Schritt für Schritt vorangegangen." Nico Rosberg

Eine weitere Änderung, die den Boliden aus Brackley zu behagen scheinen, ist die neue Reifenkonstruktion von Pirelli. "Es scheint bei uns gut zu funktionieren. In Ungarn war es absolut heiß, trotzdem lief es gut. Wir waren nicht die Schnellsten, aber nahe dran." Von einem Profit möchte Rosberg aber nicht sprechen, sagt er doch diplomatisch: "Der neue Reifen scheint für uns keinen Rückschritt zu bringen."

Rosberg verweist auf Silverstone

Die angesprochene - weiterhin fehlende - Konstanz gilt es nach dem Ungarn-Sieg umzusetzen. Spa und Monza sollten von der Charakteristik dem Mercedes entgegenkommen, die danach folgenden Kurse könnten aber schon wieder Red-Bull-Territorium sein. Davon möchte Rosberg jedoch nichts hören. "Was ist denn eine Red-Bull-Strecke?", fragt er in den Raum. "Ich bin mir nicht sicher, ob es noch Strecken gibt, wo ein Auto klar besser läuft", sucht er selber nach einer Antwort.

"Ich bin mir nicht sicher, ob es noch Strecken gibt, wo ein Auto klar besser läuft." Nico Rosberg

"Es ist mittlerweile alles dermaßen durcheinander. So sehe ich das jedenfalls", sagt Rosberg und hat ein Beispiel parat. "Auf einmal sind wir in Silverstone schnell - unglaublich. Das war bis dato unsere schlechteste Strecke gewesen." Aus diesem Grund sei im Prinzip alles möglich. "Ich denke, wir können überall überraschen. Auch auf Strecken, die uns normalerweise nicht so liegen."