• 10.06.2006 20:55

  • von Inga Stracke

Rosberg und "dickköpfige Egoisten"

Der Williams-Pilot über die gelernten Lektionen in der Formel 1, die GPDA, das Qualifying in Silverstone und die Motorenfrage bei Williams

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie zufrieden bist du mit dem heutigen Tag?"
Nico Rosberg: "Persönlich bin ich eigentlich sehr zufrieden, weil es für mich sehr gut gelaufen ist und ich das Beste aus dem Auto herausgeholt habe. Daher bin ich zufrieden, weiter oben hätte das Auto auch nicht sein können. Elfter wäre vielleicht noch möglich gewesen, wenn es etwas perfekter gelaufen wäre. Aber mehr wäre nicht drin gewesen. Von der Teamsicht her ist es schon sehr schade für uns gewesen."

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg weiß nun, was er auf der Strecke an Fairness erwarten kann

Frage: "Monaco ist ja eine spezielle Strecke, aber Mark Webber war dort vorn dabei. Wie erklärst du dir, dass es hier nun einen so starken Abfall gibt?"
Rosberg: "Ja, es ist komisch. Es gibt nur eine Art und Weise, das zu erklären: Unsere Aerodynamik ist hier nicht gut genug. Das muss man so sehen. Ich denke nicht, dass es am Motor liegt, weil da sind wir nach wie vor stark. Wahrscheinlich liegt es auch ein bisschen an den Reifen, weil es hier schwierig war, eine Reifenwahl zu treffen. Aber hauptsächlich muss es die Aerodynamik sein."#w1#

Rosberg rechnet mit stärkerem Rennen

Frage: "Habt ihr Probleme mit den Reifentemperaturen?"
Rosberg: "Nein. Aber ich denke, dass die Reifen, die wir jetzt haben, morgen im Rennen sehr stark sein werden. Das wird für uns schon eine Steigerung sein. Wir sind aber immer im Qualifying nicht ganz so stark gewesen."

Frage: "Rechnest du dir von deiner Startposition im Rennen noch etwas aus?"
Rosberg: "Ja, weil wir im Rennen stärker sind. In Barcelona sind wir Neunter und Elfter geworden, mit Glück können wir hier Siebter, Achter, Neunter werden."

Frage: "Es kann ja sein, dass du noch zwei Plätze gutmachst, weil David Coulthard hat sich wegen Blockens von Juan-Pablo Montoya beschwert, und Ralf Schumacher wiederum hat sich wegen Coulthard beschwert. Müssen wir uns darauf einstellen, dass es jetzt immer im Qualifying Beschwerden gibt?"
Rosberg: "Das ist komisch, denn das hat in letzter Zeit gar nicht so viel gegeben, aber im letzten Jahr ging das ja auch nicht. Aber das sind alles Egoisten da draußen, voll dickköpfige Egoisten. Da ist es für mich auch eindeutig, dass es jedes Mal irgendwelche Beschwerden gibt."

Frage: "Hilft da kein Treffen der Fahrer etwas, um das zu bereden?"
Rosberg: "Und dann hat man einen Präsidenten, der laut FIA das Auto absichtlich abstellt, um allen Zehn die Runden kaputt zu machen."

FIA sollte Bestrafungen fortsetzen

Frage: "Glaubst du, dass das mit harten Strafen in den Griff zu kriegen ist, so dass jeder etwas Angst hat?"
Rosberg: "Ich glaube schon, ja. Das hat in letzter Zeit sehr gut funktioniert, denn es wurden viele Strafen ausgesprochen, seit Villeneuve am Nürburgring. Seither haben die regelmäßig bestraft und irgendwann werden die Leute das einsehen. Ich finde es super, dass die FIA da so durchgreift."

Frage: "Ist die GPDA nun mehr für die Sicherheitsbelange zuständig, oder doch für das Fahren?"
Rosberg: "Es ist doch die Fahrervereinigung, sie ist da, damit die Fahrer zusammenhalten. Da ist auch ein Thema, dass man ein Mindestmaß an Fairness rüberbringt. Einerseits sagt man, es ist wichtig, dass wir die GPDA halten, aber andererseits macht ein Präsident laut FIA eine Dummheit extra, damit er alle unsere Runden blockiert. Das ist schwierig."

Frage: "Man hat den Eindruck, dass die Fahrer untereinander über die Blockaden eben nicht reden, sondern mit dem Team zur FIA gehen."
Rosberg: "Wir reden schon untereinander. Es wird immer ausgesprochen, dass wir fair sein wollen."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass ihr jungen Fahrer da anders seid?"
Rosberg: "Ich weiß, wie ich da reingegangen bin. Ich war sehr fair, viel zu fair. Ich merke schon, man muss ein Egoist sein. Soweit habe ich mich jetzt auch schon adaptiert. Ich lasse Fisichella in Monaco vorbei, weil ich sehe, dass er ankommt. Fang dann meine Runde an und er macht vor mir langsam. Ich lass ihn vorbei und bleib drei Sekunden dahinter. Er weiß ja, dass ich ihn vorbeigelassen habe und dass ich hinter ihm bin. Und da wird er mich auch nett vorbeilassen, so war es auch abgesprochen. Aber er bremst vor mir und macht sich breit."

Frage: "Was ist die Schlussfolgerung aus diesen Vorfällen?"
Rosberg: "Die Schlussfolgerung ist, dass ich mich nicht auf deren Fairness verlassen kann. Das nächste Mal bremse ich also noch weitere drei oder vier Sekunden ab, damit der andere so langsam fahren kann, wie er will, ich erreiche ihn dann gar nicht."

Rosberg weiß nichts von einem Toyota-Deal

Frage: "Merkst du, dass es das Heimrennen des Teams ist?"
Rosberg: "Ja, weil mehr los ist. Ansonsten aber nicht wirklich."

Frage: "Es heißt, dass in Kanada bekannt gegeben wird, dass Williams im nächsten Jahr mit Toyota-Motoren fährt. Warst du überrascht, dass hier nichts bekannt gegeben wurde?"
Rosberg: "Nein, weil ich das gar nicht verfolgt habe. Ich weiß auch nichts von Kanada."

Frage: "Es wird aber auch dein Name damit in Verbindung gebracht, vorrangig beim Thema eines Tauschgeschäfts."
Rosberg: "Das interessiert mich aber nicht, mich interessiert nur, ob es passiert oder nicht."

Frage: "Selbst wenn es eine Bedingung sein sollte, dass für den guten Toyota-Motor der Herr Rosberg an Toyota ausgeliehen wird?"
Rosberg: "Das wäre nicht schlecht für Toyota (lacht herzhaft über seinen Scherz; Anm. d. Red.). Nein, ich bin glücklich da, wo ich bin. Ich möchte mich nicht bewegen. Das Team hat mich in die Formel 1 gebracht und mir Unterstützung gegeben. Ich fühle mich sehr wohl hier."

Frage: "Hast du Fußball geschaut? Was sagt du zum Spiel gestern?"
Rosberg: "Ja, toll. Ich bin ein begeisterter Fußballzuschauer. Meine Mutter war auch im Stadion. Sie ist mit Perücke und Hemd und Schal in deutschen Farben da rein. Sogar die Schlappen waren im Design der Deutschlandflagge. Das hätte ich gern mal gesehen."