• 05.07.2014 23:29

  • von Maria Reyer & Dominik Sharaf

Rosberg oder Hamilton: Wer ist cooler?

Das Mercedes-Duell spaltet Fans und Experten - Wer behält den kühleren Kopf und wer kann dem immer größer werdenden Druck bald nicht mehr entgegenhalten?

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg oder Lewis Hamilton - diese Frage dominiert die Formel-1-Saison 2014. Wer wird das interne Duell gewinnen? Wer wird Weltmeister? Schon sehr früh in der Saison scheint klar zu sein: einer der beiden wird sich vermutlich am Ende die WM-Krone aufsetzen. Doch bis es in Abu Dhabi soweit ist, gibt es noch elf Rennen zu entscheiden.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Deja-vu: Wird es ein zweites 2007 für Lewis Hamilton geben? Zoom

Eine entscheidende Frage in diesem Titelkampf zwischen den beiden Teamkollegen ist auch: Wer behält den kühleren Kopf? Im Moment hat eher Nico Rosberg die Nase vorne. Er selbst sieht es ganz gelassen: "Im Moment scheint es so, als wäre das Glück auf meiner Seite und ich muss einfach das Beste daraus machen, weil es kommt und geht und ich habe diese Phase jetzt. Ich muss nur sichergehen, dass ich so viele Punkte, wie möglich mehr mache als Lewis und das klappt im Moment."

Und selbst am Samstag im Qualifying zum Großen Preis von Silverstone behielt der Deutsche den kühlen Kopf, als Teamkollege Hamilton als erster auf seine schnelle Runde ging: "Natürlich war ich enttäuscht die Runde nach Lewis zu starten, weil ich so nicht mein Tempo gehen konnte, aber ich hatte keine Wahl." Er habe es noch geschafft vor der roten Ampel über die Linie zu kommen. Hamilton machte in Kurve vier einen Fehler, zeigte aber Manieren und fuhr zur Seite als Rosberg seine schnelle Runde in Angriff nahm.

Rosberg: Michael Jordan als Vorbild

Ein Geheimrezept für seinen Lauf verrät Rosberg nicht, aber mit einer kleinen Anekdote wartet er nach dem Qualifying auf: "Die Tendenz ging eigentlich eher dahin, in der Box zu bleiben. Doch dann erinnerte ich mich an ein Zitat von Michael Jordan, der einmal gesagt hat 'Du vergeigst 100 Prozent deiner Würfe, die du nicht versuchst.' Also sagte ich zum Team 'Wenn wir noch einmal auf die Strecke gehen, gibt es eine kleine Chance. Wenn wir in der Box bleiben, gibt es keine Chance.' Ich war also dafür, noch einmal rauszufahren." Daraufhin fuhr er noch einmal auf die Strecke, was im Nachhinein die richtige Entscheidung war.

Jackie Stewart sieht im Mercedes-Duell eindeutige Schwächen bei Hamilton. "Er ist ein sehr talentierter Fahrer, sein natürliches Talent ist sehr groß, aber manchmal ist er etwas kopflos", so der Schotte gegenüber 'sporting life'. "Das Wichtigste, nachdem Gott dir dein Talent gegeben hat ein Rennfahrer zu sein, ist deinen Verstand zu kontrollieren. Es geht nicht darum, wie schnell du im Auto bist, oder wie viel Talent du hast, sondern wie du es managt."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Großbritannien


Erinnerungen an das Duell Hamilton gegen Alonso bei McLaren 2007 werden wieder wach. Damals handelten beide Fahrer aus purer Emotion, die sie eben nicht kontrollieren konnten und daher die Weltmeisterschaft verloren. Stewart verrät: "Ich hatte Erfolg, genau deswegen. Das gleiche gilt für Niki Lauda, Alain Prost oder Juan-Manuel Fangio." Über die Aussage von Hamilton in Monaco kann sich der 75-Jährige nur wundern: "Wie er diese Entscheidung getroffen hat - ich weiß es wirklich nicht. Ich möchte nicht übertrieben kritisch sein, aber er ist 29 Jahre alt. Also sollte er ein echter Mann sein. Er sollte in der Lage sein Entscheidungen zu treffen und diese zu erfüllen."

Heidfeld pro Hamilton, Massa pro Rosberg

Felipe Massa spricht bei 'AutoBild Motorsport' eben diese mentale Stärke an, die es braucht um erfolgreich zu sein. "Der Fahrer, der seinen Verstand besser einsetzt, wird gewinnen - es zählt nicht nur die Rundenzeit. Man muss auch cool und entspannt bleiben." Er ergänzt: "Lewis hat einen Rückstand. Er ist beim Auftakt ausgefallen, hatte zuletzt auch in Kanada ein Problem. Schlussendlich kann so etwas entscheidend sein." Aus eigener Erfahrung weiß Massa: "Wir wissen ja alle, dass ein Punkt am Ende den Unterschied machen kann."

"Der Fahrer, der seinen Verstand besser einsetzt, wird gewinnen." Felipe Massa

Der ehemalige Formel-1-Pilot Nick Heidfeld schätzt die Situation grundsätzlich schwierig ein und spricht das eben genannte Duell Alonso/Hamilton an: "Ich erinnere mich noch gut an das Duell zwischen Lewis und Alonso. Am Anfang war da auch alles Friede, Freude, Eierkuchen", so der Deutsche zu 'AutoBild Motorport'. "Ich habe noch eine Überschrift von damals im Kopf: 'Die beiden sind viel zu schlau, um sich auf der Strecke zu bekriegen.' Am Ende war das alles Blödsinn!"

Er meint, dass die Gefahr bestehe, dass sich das Duell künstlich hochschaukeln würde. "Ein Teufelskreis." Heidfeld glaubt auch, dass man als Außenstehender oft viele Kleinigkeiten, die im Hintergrund passieren, nicht bekomme. Und trotzdem meint er: "Genau dieser Nervenkitzel macht die Sache so spannend für die Fans." Außerdem widerspricht er Stewart: "Lewis hat sich in den letzten Jahren verändert. Er geht weniger Harakiri und aggressiv zu Werke als früher."

Nick Heidfeld

Nick Heidfeld glaubt an das Talent von Lewis Hamilton Zoom