Rosberg: "Können noch was erreichen"
Der Williams-Pilot über seine Probleme im Qualifying, die Chancen im Rennen, Konzerte von Robbie Williams und seinen Umzug
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nico, wie warst du mit dem Qualifying zufrieden?"
Nico Rosberg: "Ja, es ist schade. Ich mein, hier zu Hause in Hockenheim hätte ich schon besser fahren wollen, aber es ging halt wirklich nicht viel mehr. Der Mark (Webber) hat wirklich das Beste rausgeholt, bei mir waren zwei, drei Sachen, bei denen es nicht ganz gepasst hat. Dann fehlen direkt drei Zehntel. Wir sind Elfter und 14., glaub ich. Wir haben aber trotzdem auf das Rennen hingearbeitet, wir werden im Rennen auf jeden Fall stärker sein, besonders im Vergleich zu den vergangenen Rennen. Vielleicht ist noch etwas möglich. Ich hoffe, dass entweder ich oder er noch Punkte holen können."

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Nico Rosberg hatte sich nach elf Rennen mehr Erfolge erwartet
Frage: "Welche Chancen rechnest du dir aus? Peilst du dennoch noch in Richtung Punkte?"
Rosberg: "Wir haben echt ein starkes Auto für die längeren Distanzen hier, besonders von den Reifen her. Mal sehen, man muss schauen, wo die anderen sind. Aber besonders im Vergleich zu Michelin, denn man bekommt die Tendenz heraus, dass die hier sehr stark auf einer Runde sind, aber nicht so in den längeren Distanzen. Ich hoffe, dass das so ist. Dann können wir noch was erreichen."#w1#
Frage: "Du hast ja gleich mehrere Heimrennen. Eins vom Team, eines, wo du wohnst, eines jetzt hier in Hockenheim."
Rosberg: "Ja, ich freue mich sehr, hier fahren zu können. Vor fünf Jahren habe ich hier auf dieser Strecke meine Karriere begonnen. Erstmal war es nur ein Test in der Formel BMW. Dann habe ich auch meine ersten Rennen hier gewonnen, und es ist total klasse, jetzt fünf Jahre später in einem Formel-1-Auto hier zu sein und über diese Strecke zu fahren. Das ist etwas Besonderes für mich. Ich freue mich auf das Rennen."
Frage: "Was ist für dich das Spannendste und Herausforderndste am Hockenheimring?"
Rosberg: "Das gibt es keinen spezifischen Punkt. Generell gefällt mir die Strecke sehr, sehr viele Varianten, auch schnelle Kurven. Es ist eine super Strecke."
Bridgestone im Vorteil
Frage: "Felipe Massa hat berichtet, dass er am Morgen mit dem Auto sehr zufrieden war, am Nachmittag dann gar nicht mehr. War es bei dir ähnlich?"
Rosberg: "Ich hatte etwas sehr Ähnliches. Ich glaube, dass Massa, genau wie ich, am Morgen keine neuen Reifen gefahren hat. Mit Gebrauchten war ich heute Morgen sehr zufrieden, ich war auch sehr schnell. Jetzt im Qualifying gab es einige Sachen, die mir nicht so ganz gefallen haben. Wir haben Schwierigkeiten gehabt, den Grip der neuen Reifen zu nutzen. Der war leider nicht wirklich da. Der Mark hat alles aus dem Auto herausgeholt, was möglich war. Ich habe es heute mal wieder nicht ganz so hingekriegt, wie es sein soll."
"Es war einfach schwierig, alle Punkte zusammenzubekommen. Ich hatte hier in bisschen Probleme, und auch da. Und schon kommt dieser kleine Rückstand zusammen. Es war nicht grandios heute, aber wir haben eh mehr auf das Rennen hingearbeitet an diesem Wochenende und wussten, dass wir Schwierigkeiten im Qualifying kriegen. Ich kann versichern, dass wir morgen im Rennen stärker sein werden als zum Beispiel in Magny-Cours und auch stärker als im Qualifying."
Frage: "Habt ihr mehr auf das Rennen hingearbeitet als bei anderen Rennen?"
Rosberg: "Das weiß ich nicht. Aber du kommst manchmal in Situationen, wo du Kompromisse eingehen musst. Dieses Wochenende war so eine Situation, und wir haben uns so entscheiden, dass wir mehr in Richtung Rennen blicken."
Frage: "Kann es sein, dass andere Bridgestone-Teams eher in Richtung Qualifying geschaut haben?"
Rosberg: "Glaub ich nicht, nein. Also das hat weniger damit zu tun. Wir haben es im Qualifying einfach nicht hinbekommen. Aber es war schon zu machen, auch mit den Reifen, die für das Rennen noch besser sind. Ich glaube nicht, dass wir da die einzigen sind."
Viel Lob für Mark Webber
Frage: "Würdest du auch im nächsten Jahr gern mit Mark Webber fahren?"
Rosberg: "Auf jeden Fall, von ihm kann man viel lernen. Er hätte es auch verdient. Er ist in einem Zeitpunkt in seiner Karriere, in der er es echt verdient hätte, ein Top-Auto zu bekommen."
Frage: "Was kann man denn von ihm lernen?"
Rosberg: "Er macht vieles richtig. Auch von der Einstellung außerhalb des Cockpits. Er ist sehr motivierend, höflich, nicht faul, will immer weiter kommen mit dem Team. Vom Fahrerischen kann ich vielleicht nicht viel lernen, er hat aber die Erfahrung, es zum Beispiel im Qualifying so hinzubekommen, dass es ihm gefällt. Ich hatte einige Dinge, mit denen ich nicht zufrieden war. Das ist eben der Unterschied."
Frage: "Stehst du nach den ersten elf Rennen dort, wo du das wolltest?"
Rosberg: "Nein, weiter hinten als ich erwartet habe. Der Saisonbeginn hat es schon etwas verfälscht, denn so stark waren wir nicht."
Frage: "Kimi Räikkönen auf Rang eins, Fernando Alonso nur auf sieben. Siehst du einen Wechsel an der Spitze oder ist das Taktik?"
Rosberg: "Jetzt kommt das wieder, von einen Tag auf den anderen ist Kimi wieder der beste Fahrer, Alonso kann gar nix mehr. Typisch (lacht; Anm. d. Red.)"
Frage: "So war das ja auch nicht gemeint."
Rosberg: "Nein, also Kimi war super leicht, er macht morgen auf drei Stopps, auf jeden Fall aber hat er einen ganz kurzen ersten Stint, das hat man von den Zeiten gesehen. Alonso auf der anderen Seite hat es heute nicht gut hingekriegt, genau wie wir auch, und er ist sehr schwer. Aber generell ist Bridgestone und Ferrari auch hier wieder sehr stark. Was Bridgestone zeigt, ist wirklich stark. Die haben vom letzten Jahr einen großen Rückstand aufgeholt und sind jetzt der dominierende Reifen."
Rosberg: Bridgestone dominiert
Frage: "Wie geht sowas, wie kommt sowas zustande?"
Rosberg: "Sowas passiert immer zweispurig, man guckt auch, was der andere macht. Dann versucht man das, was der andere macht, und kriegt das vielleicht besser hin. Das kann auch passieren. Ich weiß nicht, aber im Winter haben sie sehr gute neue Konstruktionen entwickelt, da hat es aber noch an den Mischungen gefehlt. Da haben die jetzt sehr große Fortschritte gemacht."
Frage: "Hilft es, dass zwei ehemalige Michelin-Leute jetzt bei Bridgestone-Teams sind, einer bei Michelin und einer bei Ferrari?"
Rosberg: "Es schadet sicherlich nicht. Weil Michelin war der beste Reifen, wenn man da zwei Experten, die ja sehr viel Ahnung haben, auf die andere Seite bekommst, dann ist das eine sehr große Hilfe."
Frage: "Nun ist ja die Testpause. Wird sich die dominierende Stellung dann über die nächsten zwei Rennen hinweg konservieren?"
Rosberg: "Anscheinend, ja. Aber für mich ist das überraschend, ich dachte, Indianapolis wäre eine Ausnahme gewesen, weil Michelin da zu konservativ war. Aber anscheinend geht es weiter."
Frage: "Kann Michael Schumacher Alonso vorn noch abfangen? Was glaubst du?"
Rosberg: "Ja, sicherlich. Das kriegt er schon noch hin, er ist ja nicht gern Zweiter."
Zu wenig Action an den Strecken
Frage: "Es gibt ab dem nächsten Jahr nur noch ein Rennen in Deutschland."
Rosberg: "Für mich ist das echt schade. Die beiden deutschen Rennen sind fast meine Lieblings-Grands-Prix im Jahr."
Frage: "Wenn sich die Rennstrecken, die eigentlich konkurrieren, zusammenspannen, weil sie sich die Formel 1 nicht mehr leisten können, was denkt man da als Fahrer?"
Rosberg: "Dass der Bernie ein cleveres Köpfchen ist."
Frage: "Wenn die Formel 1 jetzt auf Märkte drängt, wo man noch Leute gewinnen und vielleicht Autos verkaufen kann, nimmt man es dann in Kauf, einen deutschen Lauf aufzugeben?"
Rosberg: "Das ist nicht gut. Es ist schön, in andere Länder zu gehen, aber ich finde es nicht gut, solche Grands Prix deswegen in Kauf zu nehmen."
Frage: "Du willst also, dass die Klassiker bleiben?"
Rosberg: "Ja, auf jeden Fall. Außer wenn die Klassiker zu gefährlich sind."
Frage: "Durch den Wegfall eines deutschen Rennens kann es aber auch die Chance gaben, dass Spa zurückkommt."
Rosberg: "Es kann auch gut für den Deutschland-Grand-Prix sein, denn in letzter Zeit war ja nie volles Haus. Wenn es nur noch einen gibt, dann wird es sicher richtig voll sein. Das würde ich zumindest erwarten. Von daher ist es sicher nicht schlecht. Aber man könnte auch mehr tun. In Barcelona war wegen Alonso eine Wahnsinnsstimmung. Das muss man ausnutzen. Man hätte die fünf größten spanischen Rockbands einladen können, die hätten sich in den verschiedenen Kurven aufstellen können."
Musikkonzerte und Umzüge
Frage: "Auf welche Musik stehst du so?"
Rosberg: "Ein bisschen von allem so. Ich war am Samstag beim Konzert von Robbie Williams, in Mailand. Ich wurde von meiner Freundin gezwungen, dahin zu gehen - naja, überredet. Es war absolut gigantisch, Wahnsinn. Die waren alle noch in Weltmeisterschaftsstimmung und es war absolut der Hammer. 80.000 Leute waren da in dem Stadion."
Frage: "Alles fertig mit dem Umzug?"
Rosberg: "Es ist derzeit etwas schwierig mit meiner Freundin, sich einzuteilen, wer für was zuständig ist. Da gibt es noch ein paar Sachen zu regeln."
Frage: "Aber sie ist auch hier nicht dabei, warum?"
Rosberg: "Weil mein Vater sehr dagegen ist, deshalb. Ich denke, ich bin in einer Position, in der es mir nicht schlecht zu Gesicht steht, wenn ich ihm zuhöre. Das tue ich jetzt noch, mit Ausrufezeichen hinter noch."
Frage: "Ich habe gehört, du bekommst heute Abend noch eine Auszeichnung."
Rosberg: "Ja, von der 'Bunten', 'Idol 2006', das überrascht mich wirklich. Damit habe ich nicht gerechnet, denn ich bekomme das ja auch nicht so mit."

